1989 war ein Jahr der politischen Umwälzungen in den europäischen Ostblockstaaten, welche durch den wachsenden Protest der Bevölkerung hervorgerufen wurden. Der Höhepunkt war wohl der Fall der Berliner Mauer am 09. November 1989. Doch es gab auch tragische Momente wie am 3. und 4. Juni 1989 die gewaltsame Auflösung der monatelangen Besetzung des Platzes des himmlischen Friedens mit dem Tian’anmen-Massaker. Für den Metal war 1989 ein gutes Jahr. Erschienen doch damals Alben wie „Thrash“ von ALICE COOPER, „Alice In Hell“ von ANNIHILATOR, „The Real Thing“ von FAITH NO MORE, „The New Machine Of Lichtenstein“ von HOLY MOSES oder „Extreme Aggression“ von KREATOR. Um nur Einige zu nennen.
Auch eine Band aus dem kalifornischen Richmond veröffentlichte damals mit „Fabulous Disaster“ ein brandneues Album. Die Scheibe war ihr Drittwerk und die Gruppe hört auf den Namen EXODUS. Im März 1989 spielte man schließlich eine Show im Londoner Astoria. Diese ist nun ganze 35 Jahre nach der Veröffentlichung des Albums, das für die Amerikaner den Durchbruch bedeutete, seit dem 31.05. unter dem Namen „British Disaster: The Battle Of ’89 (Live At The Astoria)“ erhältlich.
Eigentlich wollte ich das Review dazu schon vor einiger Zeit verfassen, aber da EXODUS am 30.07. eine Show im Musikzentrum in Hannover spielten, bot sich die einmalige Chance zu einem Vorher-Nachher-Vergleich. Man muss jedoch fairerweise dazu sagen, dass die Besetzung von heute nicht mehr die ist, die da 1989 in London auf der Bühne stand. Mit Tom Hunting (Schlagzeug), Rob McKillop (Bass), Steve „Zetro“ Souza (Gesang), Rick Hunolt (Gitarre) und Gary Holt (Gitarre) stand da oben damals die zweitbeste EXODUS-Besetzung. Warum nur zweitbeste Besetzung?
Nun die beste Besetzung war nun einmal die mit Paul Baloff am Gesang. Wer nun “British Disaster: The Battle Of ’89 (Live At The Astoria)“ in die heimische Anlage steckt, der fühlt sich wie in einer Zeitmaschine und im besten Falle in seine Jugend zurückversetzt. 1989 sah man sich eine Show noch mit seinen eigenen Augen und nicht auf dem Smartphone-Display an. Es wurde gemosht wie bekloppt und man konnte froh sein, wenn man mit heilen Klamotten und ohne blaue Flecke oder gebrochene Knochen heimkam!
Genau dieses Gefühl vermittelt einem dieses Live-Album. Vor dem geistigen Auge sieht man die Stagediver und Crowdsurfer, die zu Nummern wie „The Toxic Waltz“ die Bude zerlegen. Der komplette Abriss. Ich persönlich wünsche mir damals dabei gewesen zu sein. Doch zurück in Jahr 2024. Die Tatsache, dass EXODUS mit „Fabulous Disaster“, „The Toxic Waltz“, „A Lesson In Violence”, “And Then There Were None”, “Piranha”, “Brain Dead” und “Strike Of The Beast” auch 35 Jahre später noch ganze 7 Stücke in ihrem Live-Set haben, die sie bereits 1989 spielten, sagt viel über die Qualität und Wichtigkeit ihrer ersten drei Alben aus.
Abriss können die Thrasher noch immer. Obwohl „Zetro“ unter gewaltigen Soundproblemen litt und sein Gesang kaum zu verstehen war. Wer wissen will wie EXODUS live auf dem Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens klangen, dem sei “British Disaster: The Battle Of ’89 (Live At The Astoria)“ wärmstens empfohlen. Besser kann man eine Live-Scheibe kaum machen. (Matthias)
Bewertung:
9 / 10
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 77:16 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 31.05.2024