Sage und schreibe seit 19 Jahren sind die schwedischen Heavy Rocker und Melodic Metaller von MILLION, nein M.ILL.ION (warum auch immer diese merkwürdige Schreibweise), schon im Biz aktiv, und zu mehr als ein paar Erfolgen in der Heimat und na klar in Japan hat’s bislang (noch) nicht gereicht. In Deutschland hat die Band noch überhaupt kein Bein auf den Boden bekommen und fristet unverdientermaßen ein Dasein im tiefsten Schatten. Irgendwie hatten M.ILL.ION im Gegensatz zu ihren Landsleuten von EUROPE das Pech, ein paar Jährchen zu spät dran zu sein; Mitte der Achtziger konnte man mit einem ähnlichen Sound Gold und Platin am laufenden Band abräumen. Doch das alles ist kein Grund für Basser und Hauptsongwriter B.J Laneby, das einzigste verbliebene Gründungsmitglied, den Kopf in den Sand zu stecken, ganz im Gegenteil, mit Studioalbum Nummer 6 präsentiert man sich stärker denn je.
"Thrill Of The Chase" bietet schlicht und einfach alles, was ein gutes Melodic Rock/Metal Album haben muss. Geile Riffs, ein treibender Groove, catchy Melodien mit Langzeitwirkung, ein variabler Sänger und ein klarer und druckvoller Sound. Apropos Sound: Für den Mix hat man sich die bekannten Bohus Studios (u.a. ABBA, STATUS QUO) gegönnt, um dort zusammen mit Tobias Lindell für einen warmen, fetten und transparenten Klang zu sorgen. Obendrauf gibt’s noch Gastsoli von Lanvall (EDENBRIDGE) und Tommy Denander (RADIOACTIVE).
Natürlich kann man nun bemängeln, dass M.ILL.ION mit ihrem Sound, der irgendwo zwischen klassischem Hardrock à la WHITESNAKE oder RAINBOW, Poser Rock à la MÖTLEY CRÜE oder RATT und gemäßigtem melodischen Metal à la AXEL RUDI PELL, PRETTY MAIDS oder AXXIS, angesiedelt ist, keinen Originalitätspreis gewinnen; aber muss man das wirklich, wenn man solch starke Songs und superbe Melodien in Petto hat? Zumal es die 5 Schweden schaffen, dass ihr Sound ungemein frisch und zeitgemäß klingt. Stellenweise weckt "Thrill Of The Chase" bei mir sogar Assoziationen zum bahnbrechenden Debütalbum der weitaus erfolgreicheren EUROPE.
Und damit noch nicht genug, der immer wieder eingestreute Hammond-Einschlag von Keyboarder Johan Berquist verbreitet zusätzlich ein Flair von URIAH HEEP und DEEP PURPLE.
Alle 12 Songs des Albums gehen schnell ins Ohr, und was viel wichtiger ist, sie verbleiben auch dort für eine längere Zeit. Als Anspieltipps seien die Up-Tempo-Rocker "Thrill Of The Chase" und "U.F.O.", die großartigen Mid-Tempo-Hymnen "Menace To Society" und "Lonely In A Crowded Room", die flotte DEEP PURPLE Verneigung "The One Above", das orientalisch angehauchte "Slave To You", das stampfende "From Heaven To Hell", das düstere "Son Of The Son", das epische, an die ASTRAL DOORS erinnernde, "Beware Of The Wolf", das Kraftpaket "Through The Eyes Of A Child", das aggressive "Fires Of Siberia" und der gelungen Rausschmeißer "Need To Believe" genannt.
Ja, ihr seht, das war jetzt das gesamte Album, und das mit gutem Grund, denn Durchhänger muss man woanders suchen; "Thrill Of The Chase" besticht durch eine nur selten vorzufindende Homogenität.
Bleibt zu hoffen, dass die Schweden kurz vorm 20-Jährigen endlich auch mal in Deutschland durchstarten, verdient hätten’s die Skandinavier auf jeden Fall, denn "Thrill Of The Chase" macht unheimlich viel Spaß. Vielleicht klappt es dann auch mit einem Besuch auf deutschen Bühnen. (Maik)
Bewertung: 9 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 54:43 min
Label: Metal Heaven/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 23.05.2008
