Human Fortress - Eternal Empire

Human Fortress - Eternal EmpireDa hat’s aber kräftig gerappelt im Karton, seit HUMAN FORTRESS vor 5 Jahren ihr Zweitwerk "Defenders Of The Crown" rausgebracht haben. Gleich 3 Bandmitglieder sind aus der menschlichen Festung in den letzten Jahren aus diversen Gründen "ausgebrochen". Verließen Gitarrist Volker Trost und Schlagwerker Apostelos Zaios aus freien Stücken die Band, so musste Sänger Jioti Paracharidis seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen räumen.
Ersatz fand man in den bis dato unbekannten Frank Sawade (Gitarre) und Arndt Krone (Drums) und dem bereits bei GALLOGLASS in Erscheinung getretenen Sänger Carsten Frank, der auf "Eternal Empire" auch den Job des Produzenten übernahm.
Und nicht nur das Band Line-Up hat sich in den letzten 5 Jahren gewandelt, auch die musikalische Ausrichtung hat man einer Kurskorrektur unterzogen. Bot man dem Hörer auf den ersten beiden Alben bombastischen Epic/Power Metal, so sind auf dem neuen Langeisen die Epic Metal Elemente fast komplett verschwunden.


Vielmehr wenden sich HUMAN FORTRESS im Jahre 2008 einem modernen Gemisch aus Power Metal mit leichten Thrash Einschlag zu. Aber auch Elemente aus Gothic und Folk Metal kommen immer wieder zum Zuge. Das Bonusinstrumental zum Beispiel erinnert aufgrund seiner folkig-tanzbaren Ausrichtung mehr an Bands wie KORPIKLAANI, ENSIFERUM oder FINNTROLL als an gängige Power Metal Acts. Mit anderen Worten: Heutzutage ist man deutlich näher an einer Band wie BRAINSTORM als an MANOWAR und Konsorten.
Als Reminiszenz an die alten Tage bleibt nur noch das abschließende "Falling Leaves" übrig, das vielleicht gerade deshalb als Albumhighlight festgemacht werden muss.

Großen Anteil an dieser Veränderung trägt mit Sicherheit Neuzugang Carsten Frank, dessen Gesang zwar ebenfalls variabel daherkommt, aber deutlich tiefer und aggressiver tönt als der seines Vorgängers. Nur dummerweise geht mit dieser ganzen musikalischen Neuausrichtung die songschreiberische Klasse flöten, denn von den 9 regulären Songs können leider nur 2-3 überzeugen, der Rest bewegt sich in der Kategorie "ganz ok, nicht mehr und nicht weniger".

Das ganze Dilemma der Platte zeigt bereits der Opener "Contrast", dessen Titel wie die Faust aufs Auge passt. Beginnt der Song mit tiefer gelegten Gitarren und einem Doublebassgroove, setzt ganz plötzlich ein süßes Frauenstimmchen ein, und zu allem Überfluss gibt es auch noch eine Passsage, die schwer an Gothic Rock erinnert.
Und so abwechslungsreich oder chaotisch (je nach Sichtweise) geht’s auch weiter. Das unspektakuläre "Borders Of Insanity" wird durch Chöre und modernen Keyboardsequenzen eingeläutet, und bei "The Wizard" wird’s dann plötzlich folkig-thrashig. Und nicht nur dass, der Refrain klingt sowas von deutlich nach BILLY TALENT, dass man es zuerst kaum glauben mag.
Aufgrund des Wechsels zwischen harschem Geshoute und klarem Gesang erinnert "The Raven" an diverse Modern Metal Bands, wohingegen das Grundgerüst des Songs und im Besonderen der Chorus auch auf einer ANGEL DUST Platte hätte stehen können.
Immerhin beim flotten "When Love And Hate Collide" verzichten die 6 Niedersachsen darauf, zwanghaft mehrere Stilarten miteinander zu verknüpfen, und siehe da, es ist ein richtig guter Song entstanden.
"Under The Spell" erinnert zu Beginn ganz stark an die Finnen von H.I.M., bevor derbe Shoutparts jegliches Gothic-Flair wieder zerstören. Fast schon Nu Metal artig eröffnet "Lions Den" und bei dem einen oder anderen Keyboardeinsprengsel kommt einem sogar kurz der Name KORN in den Sinn. Irgendwie strange. Immerhin das an vorletzter Position gesetzte "Circle Of Flames" überzeugt endlich mal mit einem richtig guten Refrain, bei dem es schwer fällt, die Rübe nicht im Takt zu bangen.

HUMAN FORTRESS haben es mit ihrer neuen Scheibe geschafft, sich genau zwischen die Stühle zu setzen und das ist bekanntermaßen nicht immer von Vorteil. Wer sich daran nicht stört, sollte auf jeden Fall einmal ein Ohr riskieren, denn immerhin eines muss man dem Album zugestehen: es wächst mit der Zeit.
Ob sich die Band aber damit neue Fans erspielen kann, ist fraglich, ob die alten Fans bei der Stange bleiben werden, aber auch. (Maik)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:12 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 25.04.2008