Da hat einen Ü-50 Jährigen aber die Arbeitswut gepackt. Hat man von Charlie DOMINICI nach seinem Ausstieg bei DREAM THEATER 16 lange Jahre kein Lebenszeichen vernommen, so stellt das vorliegende Album bereits die 3. Veröffentlichung binnen 4 Jahren dar."O3 A Trilogy – Part 3" ist, wie der Titel schon andeutet, der 3. und abschließende Teil einer Trilogie, deren Anfang 2005 ein reines Singer/Songwriter-Album bildete, das Charlie im Alleingang geschrieben, eingespielt und produziert hatte, und das aufgrund seines rein akustischen Gewandes mit Progressive Metal rein gar nix am Hut hatte. Demzufolge ist dieses Album in der öffentlichen Wahrnehmung vollkommen untergegangen ist, was nichts daran ändert, dass bereits Part 1 ein gutes Album geworden ist, wenn man sich erstmal von dem Gedanken freigemacht hat, dass es sich dabei um den Sänger der Göttergabe "When Dream And Day Unite" handelt.
Im letzten Jahr folgte mit "O3 A Trilogy - Part 2" dann endlich ein reinrassiges Progressive Metal Album in kompletter Bandbesetzung, das ohne jeden Zweifel zu den positivsten Überraschungen des Jahres 2007 gehörte.
Folglich ist die Erwartungshaltung an Teil 3 auch entsprechend hoch!
Könnte man anhand solcher Songtitel wie "March Into Hell", "So Help Me God", "Enemies Of God", "Revelation", "Hell On Earth" oder "Genesis" meinen, es handele sich um ein Konzeptalbum zum Thema Religion bzw. Himmel versus Hölle, so stellt sich bei genauerer Betrachtung heraus, dass gerade der vorliegende dritte Teil konzeptionell primär von der Zerstörung der Welt durch die chemische Verbindung Ozon und durch den Terrorismus handelt.
Insgesamt ist die Story aber viel zu komplex, was eine angemessene Beleuchtung im Rahmen dieses Reviews unmöglich macht.
Wie schon auf dem Vorgänger wird in Sachen Musik Variabilität geboten. Von ultraharten, fast schon Thrash Metal artigen, Parts bis hin zu höchst emotionalen Songs ist alles vertreten, auch wenn Part 3 insgesamt deutlich düsterer, härter und weniger zugänglich ausgefallen ist als Part 2.
Diese Entwicklung deutet sich bereits bei einem genaueren Blick auf das Coverartwork an, dass stark an selbiges von Teil 2 angelehnt ist, die nun aber düstere Grundstimmung deutlich betont.
Mit dieser leicht veränderten Ausrichtung geht aber auch ein Verlust von Melodiegespür und Transparenz einher, was nicht nur von Vorteil ist.
Qualitativ kann man das Album sehr gut in eine A-Seite und eine B-Seite unterteilen. Die ersten 4 Songs des Albums fallen unter die Kategorie 1A Songs, die letzten 4 Songs leider "nur" unter die Kategorie 1B Songs.
Zu Beginn legt "King Of Terror" gleich schon mal die Marschrichtung fest. Der Song beginnt ruhig mit symphonischen Keyboardklängen und einigen Samples, bevor sich mit Beginn der 2. Strophe melodische und aggressive Passagen abwechseln.
Bei "March Into Hell" ist der Titel auch Programm. Der Song beginnt mit tiefen, schweren, fast schon doomigen Riffs, und steigert sich dann, aufgebaut auf einem abgedrehten Rhythmus, zu einem progressiven Thrasher.
Das folgende, eher ruhig und offen gehaltene, "So Help Me God" ist das emotionale Highlight der Scheibe, und schafft im Refrain das seltene Kunststück, sowohl eine klagende als auch eine hoffnungsvolle Stimmung zu verbreiten.
"Liquid Lightning" hingegen kommt mit massig Rhytmuswechseln daher und überzeugt vor allem durch seinen tollen Refrain und die immer wieder eingestreuten kurzen Instrumentalpassagen, bei denen ab und an der Geist von DREAM THEATER durchschimmert.
So viel zur herausragenden A-Seite des Rundlings. Die zweite Hälfte des Albums leidet dann daran, dass der Songaufbau zu kompliziert wird. Der Longtrack "Enemies Of God", das verzweifelte "Revelation", das apokalyptische "Hell On Earth" und der wieder bessere, wenn auch nicht grandiose, Abschluss "Genesis", sind zwar allesamt weit davon entfernt, Ausfälle zu sein, aber das Streben hin zu mehr Aggressivität und vertrackteren instrumentalen Passagen hat im Ergebnis dazu geführt, dass das Gespür für zwingende Melodien und knackiges Songwriting etwas verloren gegangen ist.
Neben dem nach wie vor charismatischen Gesang von Mr. DOMINICI liegt ein ganz großes Plus des Albums in den Musikern, die Charlie DOMINICI ausgewählt hat, um seine Ideen umzusetzen. Was die 4 Italiener an ihren Instrumenten abliefern, gehört mit zum Besten, was es in Sachen Progressive Metal derzeit zu bieten gibt.
Alles in allem werde ich das Gefühl nicht los, dass die Unterordnung unter die Fesseln des lyrischen Gesamtkonzeptes eine noch bessere Scheibe, besser gesagt einen richtigen Klassiker, verhindert hat; nichtdestotrotz setzt Charlie DOMINICI mit "O3 A Trilogy – Part 3" das erste Ausrufezeichen des Jahres 2008 in Sachen Progressive Metal (Maik)!
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 56:40 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 18.04.2008
