Sylvaine - Eg Er Framand

Zwei Jahren nach Erscheinen ihres Albums „Nova“ verkürzt SYLVAINE die Wartezeit auf das nächste Album mit einer EP. Der Name „Eg Er Framand“ lässt schon darauf schließen, dass wir hier wohl mehr norwegische Texte erwarten können als auf ihren vergangenen Alben. Und so ist es auch. Dabei ist „Eg Er Framand“ nicht nur in dieser Hinsicht etwas besonderes. Denn – das kann man wohl vorweg so sagen – die EP ist deutlich ruhiger und sanfter als das, was man bisher von Kathrine Shepherd gehört hat.

Wobei das jetzt nicht ganz stimmt, denn in Anklängen und Auszügen hat man das, was „Eg Er Framand“ bietet, schon auf ihren vergangenen Platten gehört. Und doch ist dies hier nochmal ganz anders. Weitestgehend akustisch und ganz ohne Screams ist die EP sehr ruhig geworden und man sollte sie am besten zu Hause in Ruhe hören. Oder auf einem Spaziergang durch einen stillen, lichtdurchfluteten Wald, beim Erkunden überwucherter Ruinen oder am Ufer eines leise plätschernden Baches.

Das sind so die Assoziationen die mir kommen, wenn ich diese leichten, schwebenden, ätherischen, verträumten Melodien höre. Auch wenn die Texte nicht ganz so leicht daher kommen - sprechen sie doch davon, sich nicht zu dieser Welt zugehörig zu fühlen. Hier findet man Zeilen wie „Jorda eig ei den ro eg søkjer“ – Diese Welt bietet nicht die Ruhe, die ich suche. Aber zumindest bietet diese EP eine gewisse Ruhe, eine gewisse Auszeit von der verrückten Welt da draußen, und wenn auch nur für eine halbe Stunde.

Alle Texte sind auf Norwegisch und stammen zum Teil nicht von Kathrine Shepard selbst. So wurde der Text zum Opener „Dagsens Auga Sloknar Ut“ 1891 von Elias Blix geschrieben. Aufgenommen wurde das Album in der Kampen Kirke im Osloer Stadtteil Kampen und diese spezielle Kirchenakustik kann man auf der Platte auch sehr deutlich hören und sie trägt einen großen Anteil an der sphärischen Wirkung der Musik.

Diese steht trotz der intensiven Texte im Vordergrund, manche Songs haben auch gar keinen richtigen Text. So wird bei „Arvestykker“ die Stimme eigentlich nur als weiteres Instrument eingesetzt. Obwohl Kathrine fast die ganze Zeit singt, gibt es keine echten Worte. Und auch „Tussmørke“ kommt ohne diese aus; „Livets Dans“ hat bei über sechs Minuten Spielzeit gerade mal vier Zeilen Text.

„Eg Er Framand“ kann man nicht als Metal bezeichnen, aber diese EP ist einfach wundervoll, die Songs geradezu erhaben und spirituell, von einer zarten Schönheit, sehr sanft und akzentuiert instrumentiert und zeugen von den großartigen kompositorischen , instrumentalen und gesanglichen Fähigkeiten von Kathrine Shepherd. Doch nicht nur das – SYLVAINE kann man als Gesamtkunstwerk betrachten, denn die Promofotos und Cover passen stets perfekt zur Musik, und diese EP ist keine Ausnahme. „Eg Er Framand“ ist so wunderschön, so zart, sanft, still und leise und zugleich so eindrucksvoll – das hier ist große Kunst. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 28:07 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 22.03.2024

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden