Einangran - Vendir Vindar

einangran vendirvindarEINANGRAN ist dem bloßen Zufall entsprungen und eines der wenigen positiven Dinge, die Corona uns gebracht hat. Denn Lea Kampmann und Heiðrik á Heygum waren im März 2020 eigentlich auf dem Weg in ganz unterschiedliche Länder, um ihre jeweils eigene Musik zu spielen. Doch der Lockdown führte dazu, dass beide im gleichen Apartment in Kopenhagen strandeten. Die erzwungenermaßen gemeinsame Zeit nutzten die beiden um zusammen ein paar Songs zu schreiben. Das daraus entstandene Kind bekam den Namen EINANGRAN, was das färöische Wort für eine Art Isolation ist.

Zunächst erschien nur eine EP, doch EINANGRAN waren so erfolgreich (unter anderem gewann „Kanska“ den bei den FMA 2021 den Preis für den Song des Jahres), dass es nun endlich auch ein Album gibt. Um das zu realisieren hatten die beiden ein Crowdfunding gestartet, das glücklicherweise genug Geld einbrachte, dass das Album produziert werden konnte. Enthalten sind auf darauf neben den vier Songs, die schon auf der EP waren noch acht weitere, von denen fünf bereits als Singles veröffentlicht wurden, so dass es gar nicht mehr so viele Songs gibt, die man noch nicht kennt.

Was EINANGRAN aber besonders macht, ist, dass Heiðrik á Heygum beteiligt ist und der ist einer sehr vielseitiger, aber auch detailverliebter Künstler, der sowohl sämtliche Cover gestaltet hat als auch für alle Videos verantwortlich ist. Die Cover der Singles, des Albums und der EP sind alle im gleichen Stil gehalten und erscheinen wie einzelne Bilder eines Zyklus. Sie zeigen stets Kollagen aus Fotos der beiden, Pflanzen, Tieren, Sehenswürdigkeiten der Färöer, ergänzt durch Zeichnungen. Die Videos sind alle ganz unterschiedlich und zeigen die große visuelle Kreativität des Mannes.

Doch zurück zur Musik: Hier hält das Album, was die EP versprochen hat. Es gibt wunderschöne, ruhige, Musik und dazu die sanften Stimmen von Lea und Heiðrik, die in perfekter Harmonie miteinander zu spielen scheinen. Mal ist Lea in einem Song dominant, mal ist es Heiðrik, aber meistens singen beide im Duett und es klingt als seien ihre Stimme füreinander geschaffen worden. Das gilt besonders für „Seinferð“, „Vetur“, „Grátt“ oder das zarte „Blunda“.

Die einzelnen Stücke sind eher dezent instrumentiert, oft dominiert eine sanft gezupfte Akustikgitarre. Aber es gibt auch Songs, die etwas mehr in die Elektropoprichtung gehen, deutlich rhythmischer und elektronischer sind, oft auch mit dem Einsatz von Synths. Dann steht meist Leas Gesang im Vordergrund, z.B. in „Detti“, aber auch in „Glashús“, das schon auf der EP mein Favorit war und es auch auf dem Album bleibt. Dieses Stück hat einfach eine unwiderstehliche Melodie, die den Hörer sofort in den Bann zieht. Mir fehlen die Worte, um dieses herrliche Stück Musik angemessen zu beschreiben.

Auch „Hoyr Mína Rødd“ gehört zu den Songs, die fast schon rockig geraten sind, aber trotzdem zart und zerbrechlich wirken. Überhaupt schaffen sie es, die Stücke so zu gestalten, dass sie zwar auf der instrumentalen Seite flott, fast schon rockig sind, auf der anderen Seite schaffen sie mit ihren Stimmen eine zarte Zerbrechlichkeit, die den einzelnen Liedern eine ganz eigene Aura verschafft. „Kærleiksvísa“ ist ein gutes Beispiel dafür.

EINANGRAN ist vielleicht nur durch Zufall entstanden, aber ich hoffe, dass die Band noch lange erhalten bleibt und uns noch viele Alben bringt. Ich habe noch selten so sehnsüchtig auf ein Album einer färöischen Band gewartet wie auf dieses und ich wurde nicht enttäuscht. Lea Kampmann und Heiðrik á Heygum haben ein ganz besonderes, beinahe magisches Album geschaffen, in dem die ruhigen Töne vorherrschen, das auch einen Hauch Melancholie beinhaltet und daher geradezu perfekt für die kommende Jahreszeit geeignet ist. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 38:20 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 29.09.2023

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