Deimos' Dawn - Anthem Of The Lost

deimosdawn anthemofthelostWas waren das noch für Zeiten, als man sich Musik nicht jederzeit mehr oder weniger legal aus dem Internet herunterladen konnte. In meiner Jugend verfügte ich im Gegensatz zu vielen Jugendlichen heutzutage nicht über ein besonders hohes Taschengeld, daher wurde stets genau überlegt, welche Platten davon gekauft wurden. Und nein, das wird jetzt nicht einer dieser „Früher war alles besser“- Artikel. Was ich mit meinen Worten sagen will ist, dass die Zeiten damals einfach anders waren. So war meine Plattensammlung, im Gegensatz zu meiner CD-Sammlung, noch nie sonderlich groß. Was den Death Metal angeht, so ist dieser sogar recht unterpräsentiert. Dennoch haben es genau eine handvoll Scheiben hineingeschafft.

Und zwar die ersten drei Scheiben von MORBID ANGEL und die ersten beiden EPs von MORGOTH. Ich erinnere mich noch genau wie ich mir damals im W.O.M. in Mannheim „Resurrection Absurd“ und „The Eternal Fall“ anhörte (Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger war das noch möglich) und sie im Anschluss stolz nach Hause schleppte.

Einige Tage später zierte das abgemalte Cover von „The Eternal Fall“ (1990) dann den Umschlag irgendeines Schulbuchs. Welches habe ich vergessen, aber die EPs habe ich heute noch. Den größten Eindruck machte damals die Stimme von Marc Grewe auf mich, der es schaffte diese abartig brutalen Growls ohne Zuhilfenahme eines Harmonizers hinzubekommen.

Leider lösten sich MORGOTH 1998 erstmals auf. 2011 kehrten sie zwar noch einmal zurück, Grewe verließ sie aber 2014 oder wurde „gebeten“ sie zu verlassen. Das letzte Album „Ungod“ erschien 2015 mit Karsten Jäger (DISBELIEF) als Sänger. 2020 waren MORGOTH dann Geschichte. Das heißt aber nicht, dass Marc Grewe deshalb untätig wäre.

Neben INSIDIOUS DISEASE, DISCREATION, DESPAIR und LEPER COLONY steht er mittlerweile bei den Thrashern DEIMOS‘ DAWN am Mikrofon.

Wie Thrash? „Aber der Grewe macht doch immer Death Metal.“ Tja, eben nicht.

2017 gründeten Andy Doé (Gitarre). Matthias Lange (Bass) und Mathias Schmidt (Schlagzeug) DEIMOS‘ DAWN. 2019 stieß Marc Grewe (Gesang) dazu. Mit „Anthem Of The Lost“ erschien am 14.04. das Debüt. Und das ist gleich in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich. Zunächst verlässt Grewe hier seine Komfortzone und liefert eben keine Growls, sondern lupenreinen Thrash Metal Gesang. Dabei orientiert er sich ganz klar an Genregrößen wie Tom Araya, Mille Petrozza, Tom Angelripper und Max Cavalera. Doch das tun ja nicht wenige.

Wenn es um die Texte geht, wird es allerdings interessant. Diese stammen allesamt von ex-SODOM-Gitarrist Andy Brings, der auch den Gesang produzierte. Produziert wurde das Album von Corny Rambadt. Wie klingt das jetzt? Nun, als hätte man SLAYER, KREATOR, SODOM und alte SEPULTURA in einen Topf geworfen und kräftig durchgerührt.

Der Opener „Feeding The Decline“ überzeugt sofort. Das folgende „Walking Out On You” erinnert gewaltig an SLAYER, während bei „Over Your Dead Body“ SODOM-Einflüsse nicht zu leugnen sind. Schlecht ist das alles nicht, aber noch mangelt es dem Material ein wenig an Wiedererkennungswert. Drücken DEIMOS‘ DAWN aufs Gas wissen sie echt zu gefallen, doch gegen Ende des Albums geht ihnen etwas die Puste aus.

Potential haben DEIMOS‘ DAWN jede Menge. Ich bin gespannt wie sie sich entwickeln werden. (Matthias)

Bewertung:

Matthias7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 45:48 min
Label: MDD Records
Veröffentlichungstermin: 14.04.2023

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden