Es gibt Musikerkonstellationen, die bestehen länger als so manche Ehe. So auch die zwischen Marcel „Schmier“ Schirmer (Gesang, Bass) und Michael „Mike“ Sifringer (Gitarre). Die beiden wirkten auf Außenstehende schon beinahe wie ein altes Ehepaar. Bis Sifringer 2021 dann doch recht überraschend im übertragenen Sinne die Scheidung einreichte und DESTRUCTION nach unglaublichen 39 Jahren verließ. Somit ist Sänger und Bassist Schmier das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Gruppe aus Weil am Rhein. Nachdem man ewig lange als Trio unterwegs war, war man bereits 2019 durch den Einstieg von Gitarrist Damir Eskić zum Quartett angewachsen. Nachdem dieser bereits beim 2016 erschienenen „Under Attack“ drei Soli beigesteuert hatte, war er auf dem 2019 veröffentlichten Werk „Born To Perish“ erstmals als vollwertiges Mitglied zu hören.
Doch wie sollte man den alten Hasen Mike adäquat ersetzen? Im August 2021 präsentierte man mit Martin Furia, der zuvor als Tontechniker und Tourmanager für die Band tätig war, den Nachfolger. Dennoch war ich zugegebenermaßen skeptisch.
Würde es Furia gelingen, Sifringer, der mit seinem Gitarrenspiel den Sound der Süddeutschen über fast 4 Jahrzehnte geprägt hatte, vergessen zu machen? Und wie würde die neue Besetzung überhaupt klingen? Das bereits am 08.04. erschienene fünfzehnte Album, welches übrigens das erste für das neue Label Napalm Records ist, liefert darauf die Antwort.
Allerdings erst im zweiten Anlauf!
Denn was Napalm mir da zur Bewertung schickte, ließ mich zunächst einmal schimpfen wie ein Rohrspatz. Leider versendet die Plattenfirma mittlerweile keine Promo-CDs mehr und auch einen Downloadlink gibt es nicht. Nein, ein Stream muss reichen. Nur doof, wenn dieser beim ersten Hören, aus welchem Grund auch immer, über einen Klang verfügt, der sich anhört, als hätte man die Scheibe in einem Schuhkarton aufgenommen. Beim ersten Durchlauf des auf den Namen „Diabolical“ getauften Albums dachte ich dann auch nur, und man möge mir meine Ausdrucksweise verzeihen, dass das einfach nur total beschissen klingt. Seltsamerweise war das beim zweiten Mal dann nicht mehr so. Ein echter Fall für Mulder und Scully und die X-Akten!
Aber nun zu „Diabolical“.
Wer dachte, DESTRUCTION hätten in den letzten 3 Jahren etwas verlernt, der sei beruhigt. Nach dem kurzen Intro „Under The Spell“ folgt sofort der Titelsong, den Schmier mit einem seiner berühmt berüchtigten schrillen Schreie einleitet. Was folgt, ist eine wahre Abrissbirne. Und in diesem Stil geht es nahtlos weiter. Mit „No Faith In Humanity“ folgt der meiner Meinung nach stärkste Song auf „Diabolical“. Aber auch „Repent Your Sins“, „Hope Dies Last“ und „The Last Of A Dying Breed” überzeugen. Schmier spuckt über die gesamte Albumlänge Gift und Galle und Eskić und Furia liefern sich hier Gitarrenduelle, die einen mit Wehmut an das kongeniale Duo Kerry King und Jeff Hanneman denken lassen.
Natürlich kann und sollte man von den Baden-Württembergern kein superinnovatives Album erwarten. Wer sich eine Veröffentlichung von DESTRUCTION zulegt, weiß was er bekommt. Im Fall von „Diabolical“ 13 Songs lang hervorragenden „Teutonic Thrash Metal". (Matthias)
Bewertung:
9 / 10
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:21 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 08.04.2022