Die Musik von Leslie West ist in der elementaren Bedeutung für den Hardrock und den Heavy Metal in erster Linie eher den älteren Semestern vorbehalten. Als Mitbegründer der Band MOUNTAIN im Jahr 1968, die als lautere Version von CREAM in der Musikpresse bezeichnet wurde, waren die Songs teilweise durch extreme Lautstärke und stark verzerrte Gitarrensoli von Leslie West geprägt. Er galt als Zauberer an der Gibson. Hinzu gesellten sich lyrische Balladen, die immer von starker Gitarrendominanz geprägt waren. Bekannteste Stücke von MOUNTAIN waren das 1970 veröffentlichte "Missisippi Queen", das von Jack Bruce (CREAM) geschriebene „Theme For An Imaginary Western" oder das fantastische „Nantucket Sleighride“, welches live schon mal in einen Mammut-Jam von mehr als dreißig Minuten Spielzeit münden konnte . MOUNTAIN stieg spätestens mit ihrem fulminanten Auftritt auf dem legendären Woodstock-Festival 1969 zur Supergroup auf und glänzte durch rasend schnelle Gitarren-Soloarbeit, rauer und dreckiger Stimme und einer gnadenlosen Härte. Leslie West übrigens zählte Eric Clapton immer zu seinen wichtigsten musikalischen Einflüssen.
Bis zu seinem Tod im Jahr 2020 stand bzw. saß Leslie West, dem 2001 bereits aufgrund einer Diabeteserkrankung ein Bein amputiert wurde, auf der Bühne und legte nach der Zeit mit MOUNTAIN im Jahr 1972 als Super-Trio West, Bruce (Jack Bruce von CREAM) &Laing, einer Reunion von MOUNTAIN, der LESLIE WEST BAND und als Solokünstler immer neue Alben auf und spielte Konzerte bis zuletzt.
Die immense Bedeutung und das gewaltige Vermächtnis des Hardrock-Ausnahmegitarristen zeigte sich nach dem Tod von Leslie an dem gigantischen Interesse hochklassiger Musiker, die als Bewunderer von Leslie West gelten und dem Idol durch ihre Interpretationen Tribut zollen wollten.
Unter dem Treffenden Albumtitel "Legacy-A Tribute To Leslie West“ veröffentlicht Provogue Records am 25. März ein wirklich ausnahmslos fantastisches Coveralbum, dass die Musik von Leslie West aufleben lässt und unsterblich macht. Das Album wurde von der Ehefrau Leslie`s, Jenni West, autorisiert, mitproduziert und enthält 12 sagenhaft gut dargebotene Knaller der Rockmusik, die gerade jedem Hardrock-Fan, der mit der Musik von Leslie West nicht so vertraut ist, eindrucksvoll den eminenten Einfluss auf das Genre näher bringt.
Die Namen, die die Umsetzung der Musik von Leslie arrangierten, sind mehr als beeindruckend und die Liste ist sehr lang: Zakk Wylde, Joe Lynn Turner, Marty Friedmann, Dee Snider, Rudy Sarzo, Mike Portnoy, George Lynch, Ronnie Romero, Steve Morse, Robby Krieger, Charlie Starr, Yngwie Malmsteen, Slash, Randy Bachmann und viele viele andere haben unglaubliches bei der Umsetzung der Musik geleistet.
Obwohl es sich um ein Coveralbum handelt und es mit Sicherheit erstrebenswert ist, die Originalalben von Leslie West zu erforschen und sich zuzulegen, ist „Legacy“ allerdings derart überdurchschnittlich eingespielt und umgesetzt, dass der Kauf für Neueinsteiger ein Muss ist und mit Sicherheit das Interesse an der vielfältigen Musik von Leslie West wecken wird. Auch für langjährige Fans des Protagonisten wird die Neueinspielung durch die sehr interessanten Arrangements der fantastischen Musiker als ehrliche Hommage und Juwel gelten.
Jeder Song des Albums ist ein Highlight, wobei sich als Anspieltipps „Missisippi Queen“ eignet, interpretiert von Slash und Marc Labelle von DIRTY HONEY. Jenni West bezeichnete die Version folgendermaßen:“ Es ist authentisch, respektvoll und kraftvoll. Irgendwo da oben schaut Leslie herunter und lächelt." Auch „Theme For An Imaginary Western“ kommt mit der ausdrucksstarken Stimme von Dee Snider, der sich als guten Freund von Leslie bezeichnet, fantastisch rüber. Der RAINBOW und DEEP PURPLE-Sänger Joe Lynn Turner leistet grandiose Voice-Arbeit in dem bluesigen „Nantucket Sleighride“. Aber durchgehend sind alle Songs herausragend, ob „Silver Paper“ mit dem West-Bewunderer Charlie Starr von BLACKBERRY SMOKE oder die Nummern, in denen die Top-Gitarristen Zakk Wylde, die DOORS-Ikone Robbie Krieger oder Steve Morse von DEEP PURPLE dem Verstorbenen nahezu ebenbürtig sind.
Abschließend beschreibt Jenni West das entstandene Gesamtwerk perfekt mit den Worten: „Niemand auf dieser Welt hat mir jemals das Gefühl gegeben, so sehr geliebt zu werden wie Leslie, und ich fühle mich so geehrt und dankbar, dass ich ihm dieses Geschenk machen konnte." (Ebi)
Bewertung:
9 / 10
Label: Mascot
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 46:10 min
Veröffentlichungstermin: 25.03.2022