Die 1985 noch unter dem Namen EXTERMINATOR in Meschede gegründeten MORGOTH waren eine der ersten deutschen Death Metal Bands überhaupt. Zusammen mit ATROCITY waren die Sauerländer Anfang der Neunziger die einzige deutsche Death Metal Band, die auch außerhalb Deutschlands bekannt war. Die erste Scheibe, die ich von ihnen erwarb, war die 1989 veröffentlichte EP „Resurrection Absurd“. Die bis heute zusammen mit der 1990 veröffentlichten zweiten EP „The Eternal Fall“ Kultstatus unter Fans des Old School Death Metal genießt. Stücke wie „Dictated Deliverance“ oder „Female Infancticide“ zählen heute zu den Klassikern des Genres. Was mich damals am meisten beeindruckte, war jedoch, dass Sänger Marc Grewe im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen nicht auf einen Harmonizer zurückgriff, sondern tatsächlich seine Stimmbänder malträtierte, um den typischen Death Metal Gesang zu erzeugen. Grewe growlte damals wirklich alles in Grund und Boden.
Mit „Cursed“ folgte 1991 das Debütalbum, welches den Stil der EPs beibehielt. Mit „Odium“ erschien 1993 der Nachfolger bei dem MORGOTH bereits moderne Einflüsse in ihren Sound einfließen ließen. Ich muss zugeben, dass ich das 1996 veröffentlichte „Feel Sorry For The Fanatic“, welches bei den Fans aufgrund der Entfernung vom Death Metal alles andere als gut ankam, gar nicht kenne, da ich bereits vorher das Interesse an der Gruppe und auch am Genre verloren hatte.
„Feel Sorry For The Fanatic“ war dann auch für lange Zeit das letzte musikalische Lebenszeichen der Gruppe. 1998 löste man sich erstmals auf.
Im Dezember 2010 kündigten MORGOTH zum 20-jährigen Jubiläum von „Cursed“ einige Festival-Shows für das folgende Jahr an. In der Besetzung Marc Grewe (Gesang), Harry Busse (Gitarre), Sebastian Swart (Gitarre), Sotirios Kelekidis (Bass, SINEW) und Marc Reign (Schlagzeug, ex-DESTRUCTION) formierte sich die Band daraufhin neu und trat 2011 unter anderem auf dem Rock Hard Festival und dem Wacken Open Air auf.
Man sprach zwar von einem Comeback, ein neues Album in dieser Besetzung gab es jedoch nicht. 2014 verließ Grewe, der lange Zeit ihr Aushängeschild war, die Band.
2015 erschien unglaubliche 19 Jahre nach „Feel Sorry For The Fanatic“ mit „Ungod“ endlich ein neues MORGOTH-Album. Marc Grewe hatte man zwischenzeitlich durch Karsten Jäger (DISBELIEF) ersetzt. Leider ging die Scheibe damals komplett unter. Am 24.09. wurde „Ungod“ von MDD Records wiederveröffentlicht.
Und was soll man sagen?
Ja, was man auf „Ungod“ hört sind nicht die klassischen MORGOTH. Wie auch? Von der Urbesetzung war 2015 nur noch Gitarrist Harry Busse dabei. Dennoch wurde die Scheibe meiner Meinung nach vollkommen unberechtigt weitestgehend ignoriert. Ja, Jäger ist nicht Grewe, aber bei den 11 auf „Ungod“ enthaltenen Stücken hat der Sänger wirklich einen sehr guten Job gemacht.
Songs wie „House Of Blood“, „Nemesis“ und “God Is Evil” überzeugen voll und ganz. Jeder Fan des Old School Death Metal, der „Ungod“ 2015 verpasst hat, sollte dem letzten Album der 2020 endgültig aufgelösten Sauerländer eine zweite Chance geben. Es lohnt sich! (Matthias)
Bewertung:
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Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:23 min
Label: MDD Records
Veröffentlichungstermin: 24.09.2021