Niklas Sundin ist ja mit einer Kreativität gesegnet, für die ihn die meisten beneiden dürften. Jahrelang war er bei DARK TRANQUILLITY nicht für die Musik zuständig, sondern hat auch regelmäßig die Cover der Alben und anderes Artwork gestaltet. Was er übrigens auch heute noch für die Göteborger und auch viele andere Bands macht. Nach seinem Ausstieg bei DARK TRANQUILLITY war es musikalisch erst mal ruhig um den Schweden. Doch 2020 erblickte dann sein neues Projekt MITOCHONDRIAL SUN das Licht der Welt. Wer hier nun etwas in Richtung DARK TRANQUILLITY erwartet hat, der wurde sicher bitter enttäuscht.
Klingt dieses Projekt doch so ganz anders und hat mit Schweden-Death so gar nichts zu tun. MITOCHONDRIAL SUN ist rein instrumental und geht eher in die Richtung Synthwave oder Industrial, hat oft auch einen kalten Unterton wie z.B. im Opener „Sic Transit Anima Mundi“ und kann doch wunderschöne, atmosphärische Melodiebögen spannen wie im Titelsong „Bodies And Gold“ oder dem synthlastigen „Ghost Of Tradition“.
Ich habe etwas Zeit gebraucht, um in MITOCHONDRIAL SUN reinzukommen – was aber nur an meinem chronischen Zeitmangel liegt. Und noch habe ich die Anfang des Jahres erschienene EP „Sju Pulsarar“ noch nicht ganz verarbeitet, da kommt Niklas Sundin schon mit der nächsten EP, nämlich „Bodies And Gold“ um die Ecke. Junge, mach mal langsam!
Immerhin habe ich mir jetzt endlich mal richtig Zeit für eine der Veröffentlichungen genommen und mich ausgiebig in „Bodies And Gold“ eingehört, das – vorausgesetzt man erwartet hier keinen Metal und ist offen für viele verschiedene Stile und Einflüsse – von Anfang bis Ende begeistern kann. Einer meiner Favoriten ist „Beams Of Light Through Glass“, in dem es ganz viel zu entdecken gibt. Zum einen geht der Song doch etwas Richtung Metal, das soll heißen, er hat auch eine ziemlich harte Seite. Gleichzeitig gibt es hier aber auch Streicher, die schöne, ruhige Melodien liefern, ein Tamburin und andere Rhythmusinstrumente schaffen eine folkige Atmosphäre – und die Synths verbinden alles zu einem harmonischen Ganzen.
„Velocitas“ ist dagegen eher experimentell ausgefallen, hier treffen viele verschiedene Sounds und Effekte aufeinander, es gibt ohrenbetäubendes Chaos aber auch wabernde Stille. Ein nicht ganz typischer Song für diese EP und vermutlich auch der sperrigste. Alles in allem geht „Bodies And Gold“ aber wirklich gut ins Ohr, wenn man diesen Klängen gegenüber aufgeschlossen ist. Aber wer die aktuelle ULVER mag, der dürfte auch an MITOCHONDRIAL SUN Gefallen finden, die im Gegensatz zu ULVER dann aber doch eher Richtung Filmmusik/Soundtrack gehen. (Anne)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 26:38 min
Label: Argonauta Records
Veröffentlichungstermin: 10.09.2021