„We Are Motörhead-Born To Kick Your Ass“. Auch fast sechs Jahre nach seinem tragischen Tod wird die Leitfigur von MOTÖRHEAD, Lemmy Kilmister, schmerzlich vermisst. Authentische Rocker wie Lemmy sind im Rock`N Roll-Zirkus heutzutage nur noch rar gesät.
Die unglaubliche Verehrung seiner Fans basiert auf der Glaubwürdigkeit eines Mannes, der die gleiche Leidenschaft und Liebe für den Rock N` Roll empfand wie seine Fans. Die bedingungslose Ehrlichkeit registrierte und honorierte die Anhängerschar und generierten so ihr Idol, welches keines sein wollte.
Lemmy zeigte keinen falschen Attitüden und hat sein Leben vollen Zügen mit Sex, Drugs und Rock N` Roll gelebt, „That`s The Way I Like It Baby, I Don`t Wanna Live Forever“. Er lieferte keine aufgesetzte Bad-Boy-Show und scherte sich den Teufel um Konventionen. Lemmy brauchte keine Luxusautos und keinen Hollywood-Glammer. Der Mann, der nicht mal einen Führerschein besaß, setzte sich außerhalb der Bühne lieber im „Rainbow“ am Sunset Strip an den Spielautomaten.
Und im 40-jährigen Bestehen von Motörhead war Lemmy immer eins: Konsequent und gradlinig. MOTÖRHEAD waren eine Naturgewalt, ohrenbetäubend laut und richtungsweisend bis heute. Lemmy war einer der Größten; ein sexistischer Gesellschaftskritiker mit einer morbiden Faszination für Militärgeschichte und der immanenten Symbolik. So war er auch immer wieder dümmlichen Phrasen sogenannter Musikredakteure ausgesetzt, die ihn aufgrund der martialischen Verwendung militärischer Devotionalien brüskierten und in die Nazi-Ecke drängen wollten.
Lemmy Kilmister war viel zu intelligent, um sich provozieren zu lassen. Auf die Frage einer kleinen deutschen Volontärin bezüglich seines Outfits mit Eisernem Kreuz und SS-Mütze, ob er denn nicht weiß, was in Nazideutschland geschehen sei, antwortete Lemmy, der wohl mit „1916“ eine der besten Antikriegsballaden aller Zeiten geschrieben hatte, völlig cool:“ Das ist halt meine Sammlung. Aber ich sammle nur den Kram, nicht die Überzeugungen dahinter.“
Gut, man merkt mir wohl an, wie ich den Mensch Lemmy Kilmister verehre, der eine der einfachsten, essenziellsten Grundweisheiten zelebrierte. Ihm war Nationalität, Aussehen oder sexuelle Orientierung völlig egal, gleichgültig wie er auftrat oder welche Texte er schrieb. Er unterschied halt alle Menschen in solche, die o.k sind und Arschlöcher. Und das ist große Philosophie und verdammt zutreffend.
Aber nun unbedingt zur Musik und der Frage, wer den die vorliegende gefühlte hundertste Best Of-Compilation von MÖTORHEAD braucht? Natürlich jeder, auch der, welcher eh jeden veröffentlichten Tonträger besitzt, denn die CD/LP sieht verdammt gut aus im Regal. Und es ist fantastisch auch fast sechs Jahre nach Lemmy`s Tod wieder „Neues“ von MOTÖRHEAD in der Hand zu halten; das war uns ja erst kürzlich mit „Louder Than Noise… Live in Berlin“ beschert.
„Everything Louder Forever - The Very Best Of Motörhead“ kommt am 29.10.2021 via BMG als 2CD und 4 LP`s (2 LP`s in gekürzter Fassung) heraus und umfasst 42 Songs der gesamten Schaffensphase einer 40jährigen Bandgeschichte und 22 veröffentlichter Studioalben.
Auf die einzeln vertretenen Songs muss man wirklich nicht mehr näher eingehen. Der Querschnitt ist gut gewählt wobei die ganz großen Klassiker wie „Ace Of Spades“, „Overkill“, „Killed By Death“, „Iron Fist“ und viele andere nicht fehlen dürfen. Vom 93er Album „Bastards“ befinden sich gleich vier Songs auf der Scheibe („Burner“, „Bad Woman“, „I Am The Sword“ und „On Your Feet And On Your Knees“), vom Longplayer „1916“ und „Overkill“ jeweils drei Stücke. Auch eines meiner Lieblingsstücke, einer der autobiografischsten Songs vom 92er „March Or Die“-Album, „I Am No Nice Guy“, ist vertreten.
Und deshalb hat auch ein weiteres Best-Of Album seine Berechtigung, um über das Ende von MOTÖRHEAD hinweg zu kommen und das Fehlen von Lemmy Kilmister zu kompensieren. Deshalb frei nach Lemmy: „nicht denken, dass du zu alt für Rock N Roll bist, sonst bist du es“. Also Boxen aufdrehen und „Everything Louder Forever“ seine volle Wirkung entfalten lassen. (Ebi)
Bewertung:
9 / 10
Anzahl der Songs: 42
Spielzeit: k.a.
Label: BMG Rights
Veröffentlichungstermin: 29.10.2021