Sepultura - Sepulquarta

sepultura sepulquartaIch erinnere mich noch sehr gut wie Ende der 80er, es muss wohl 1989 gewesen sein, mein Kumpel Ingo eine Platte namens „Morbid Visions“ mit in die Klasse brachte. Der Bandname auf dem Cover lautete SEPULTURA. Von dieser Band hatte ich noch nie gehört. Auf die Frage, wo die denn her wären, antwortete er mit Brasilien. Dazu muss man sagen, dass Brasilien damals ein Inbegriff für Exotik war, denn immerhin kam das Gros unserer Lieblingsbands aus Großbritannien, den USA oder Deutschland. Mal mit Ausnahme der Kanadier ANNIHILATOR. Ich war also sehr gespannt, wie diese SEPULTURA nun klangen.

Also bat ich Ingo, mir die Platte auf Tape zu überspielen, was er dann auch tat. Das Gehörte war damals noch sehr primitiv und roh und der Klang der Scheibe unterirdisch. Man muss sagen, dass die Südamerikaner damals noch verdammt jung waren, und Andreas Kisser noch gar nicht dabei. Was aber damals, die Platte erschien 1986, sofort auffiel war der Gesang von Max Cavalera und das Schlagzeugspiel seines Bruders Igor.

Erst 1987 stieß Andreas Kissser als neuer Gitarrist zur Band und man veröffentlichte „Schizophrenia“. Dieses klang zwar schon etwas besser und vor allem „From The Past Comes The Storms“ konnte mich überzeugen, aber so richtig im Sack hatten SEPULTURA mich erst 1989. Da erschien nämlich „Beneath The Remains“ und SEPULTURA wurden zu einer meiner Lieblingsbands. Seitdem sind unglaubliche 32 Jahre vergangen.

Die Welt hat sich verändert und auch für SEPULTURA ist die Zeit nicht stehen geblieben. 1996 verließ Sänger und Gitarrist Max Cavalera die Band, 2008 Schlagzeuger Igor Cavalera. Von der Originalbesetzung ist heutzutage nur noch Bassist Paulo Xisto Pinto Jr. übrig. Bands aus Brasilien sind heutzutage längst nichts Exotisches mehr.

Doch Corona hat das südamerikanische Land brutal getroffen. So hat man mittlerweile über 500000 Tote zu beklagen. Eine Zahl, die mich tieftraurig macht. Noch dazu, wo sie zu verhindern gewesen wäre. Aber lassen wir das…

Meine Aufgabe ist es über Musik zu schreiben und nicht die weltpolitische Lage zu kommentieren!

SEPULTURA haben 2020 mit „Quadra“ ihr fünfzehntes Studiowerk veröffentlicht. Doch nur kurze Zeit später schlug die Pandemie so richtig zu und an eine Livepräsentation der Scheibe war nicht mehr zu denken. Was tun?

SEPULTURA griffen zu einem Mittel, das vielen von uns mittlerweile nur allzu vertraut ist. Nämlich die Videokonferenz. So traf man sich online, um mit Musikerkollegen einige der größten Hits der Band zu spielen. Quasi eine Reihe von digitalen Jamsessions. Die Gästeliste ist ebenso lang wie beeindruckend und reicht von David Elefson (ex-MEGADETH) bei „Territory“, über Scott Ian (ANTHRAX) bei „Cut Throat“ bis zu Phil Campbell beim Cover des MOTÖRHEAD-Klassikers „Orgasmatron“.

Doch so richtig heraus sticht hier niemand. Zumindest was die Instrumentalisten angeht. Bei dem am 13.08. veröffentlichten, etwas anderen, Best-Of-Werk „SepulQuarta“ bleiben SEPULTURA und ihre Gäste meistens sehr nah am Original. Was die Sänger angeht sind hier Danko Jones bei „Sepulnation“ und Phil Rind (SACRED REICH) bei „Inner Self“ noch die Auffälligsten. Doch das ist gar nicht das Problem, was die 15 auf „Sepulquarta“ enthaltenen Songs angeht.

Das Problem ist ganz klar, dass man mehr als deutlich hört, dass Conrado Ruther hier im Studio ziemlich kräftig nachgeholfen hat. Dadurch geht dann die Authentizität der Sessions komplett flöten. Mal abgesehen davon, dass man sich alle Sessions auf SEPULTURA’s YouTube-Kanal ansehen kann.

„SepulQuarta“ ist daher eine zwiespältige Angelegenheit, weil man den Eindruck, dass hier jemand einen schnellen Euro machen will, nicht so schnell loswird. So wird aus einer an und für sich guten Idee dann ein Album, über dessen Anschaffung man als Fan sicher nicht lange nachdenkt, welches der neutrale Hörer aber nicht unbedingt braucht. (Matthias)

Bewertung:

Matthias0,0 - / -

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 60:56 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 13.08.2021

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden