Was erwartet man von Gilby Clarke? Natürlich handfesten gitarrenorientierten Old-School-Rock N` Roll, garniert mit etwas Blues. Die Erwartung erfüllt Gilby Clarke`s erstes Soloalbum seit fast zwanzig Jahren uneingeschränkt. Der ehemalige GUNS N`ROSES-Gitarrist und Nachfolger von Izzy Stradlin an der Rhythmus-Gitarre im Jahr 1991 hat für einzelne Tracks seines neuen Albums „The Gospel Truth“ mit Nikki SIXX (MÖTLEY CRÜE), Kenny Aronoff (CHICKENFOOT/John Mellencamp) und Stephen Perkins (JANE’s ADDICTION, PORNO FOR PYRO) gestandene Musiker rekrutieren können. Und auf dem Album macht Gilby Clarke das, was er am besten kann…er rockt mit lauten Gitarren, harten Riffs und Coolness in der Stimme.
Zum Song „Rock N’ Roll Is Getting Louder“ erklärt Gilby Clarke, dass der Rock nach wie vor wohlauf ist, zwar wieder mehr der Underdog im Mainstream aber mit Sicherheit nicht tot. Damit spielt er auf eine ältere Interview-Aussage vom KISS-Sänger Gene Simmons an, in der dieser erklärte: „Rock Is Finally Dead. It Was Murdered“. Zum Glück hat sich diese düstere Vision nicht bestätigt und auch „The Gospel Truth“ ist ein additives Indiz dafür. Die gesamte Scheibe ist geprägt vom Klassik-Rock-Konzept und besticht durch eine geniale Simplizität.
„Wayfarer“ besticht durch eine sehr coole Orgelbegleitung, die Stimme von Gilby Clarke ist rau und rotzig, passt zu den Songs und transportiert ein gewisses „Outlaw-Feeling“. Die Gitarrensoli sind nahezu in jedem Song kurz und prägnant aber immer passend.
Sicherlich legt Gilby Clarke mit „The Gospel Truth“ kein Jahrhundertwerk vor. Auch wird und will er nicht den Lyrik-Nobelpreis gewinnen mit seinen Botschaften und bewegt sich textlich in der Gesamtheit der Rock N` Roll-Plattitüden; besser statt permanent durch plakative Songzeilen deprimiert zu werden: „“ When I Ride, I Rise Motorcycle Superpowers, My Guitar Superstar, Rock N Roll’s Getting Louder“.
„Tightwad“ mit Nikki Sixx am Bass ist ein sehr eingängiger groovender Sleaze-Rocker mit harten Drums und einem Stimmeinsatz von Gilby Clarke, der an frühe Punkdekaden erinnert. „Wise Old Timer“ und „Violation“ offerieren sich als starke Midtempo-Songs, die von gutem Chorgesang geprägt werden. Musikalische Inspirationen sind viele erkennbar auf „The Gospel Song“. Primär sind Reminiszenzen an die ROLLING STONES der siebziger Jahre unverkennbar.
„The Gospel Truth“ ist auf jeden Fall ein extrem cooles Werk und verdient die volle Aufmerksamkeit der Fangemeinde. Es ist mit Sicherheit kein rebellisches Werk der frühen GUNS N`ROSES Periode hat aber seinen Platz im klassischen Hardrock in vollem Umfang verdient und verbreitet einen geilen „Outlaw-Charme“. (Ebi)
7,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 33:06 min
Label: Golden Robot Records / Soulfood
Veröffentlichungstermin: 23.04.2021