Was soll man noch groß über die Kannibalen erzählen? Seit über 30 Jahren sind sie nicht mehr aus der Death Metal Szene wegzudenken, und daher wird man auch bei Album Nummer 15 nicht allzu viel Neues erwarten dürfen. Aber immerhin gibt es ja dennoch eine größere Veränderung innerhalb der Band, mal hören, ob die sich auch auf die elf neuen Kills ausgewirkt hat.
Die Rede ist natürlich von dem Besetzungswechsel an der Gitarre. Wie die meisten schon wissen ist der langjährige Klampfer Pat O’Brien zur Zeit nicht für die Öffentlichkeit zu haben und wurde daher durch HATE ETERNAL-Gitarrist Erik Rutan ersetzt. Die Vermutung lag ja bereits nahe, immerhin ist Erik nicht nur der Produzent vieler Alben von CANNIBAL CORPSE, sondern auch ein langjähriger Freund der Band. Dennoch ist das Rezept der Truppe so passgenau und abgestimmt, dass auch ein Wechsel im Lineup keine bahnbrechenden Stiländerungen hervorrufen.
Mir ist nicht bekannt, wie viel Anteil O’Brien beim Songwriting hatte, aber Rutans Einfluss ist nur marginal rauszuhören. Allerdings habe ich auch nicht unbedingt die letzten Alben auf dem Schirm, da ich ehrlich gesagt schon seit „Gallery Of Suicide“ das Interesse an der Band verloren habe. Als feste Instanz und beharrliche Gorefanatiker sind sie mir allerdings irgendwie wichtig, und live enttäuschen sie auch nie, ähnlich wie auf Platte. Die Frage ist nur, was man von CANNIBAL CORPSE erwartet, sowohl live als auch auf Platte. Einerseits will man von dem Quintett nur Bewährtes und Gewohntes hören, andererseits fehlt einem vielleicht die Spur innovativer Abwechslung.
„Violence Unimagined“ ist meines Erachtens sehr groove-lastig ausgefallen und besticht eher durch die schleppenden groovenden Riffs als durch blastbeatgesteuerte Hochgeschwindigkeitsgeschwurbel.
Soundmäßig ist man ebenso auf Nummer Sicher gegangen und hat sich von ihrem Neuzugang am Sechssaiter auch gleichzeitig den altbewährten Sound eingefangen.
So gesehen kann man auch CANNIBAL CORPSE ein klares MOTÖRHEAD-Syndrom attestieren. Zur Zeit wird es wohl noch etwas dauern, das neue Material live vorzustellen, und in der Zwischenzeit kann man sich zum einen das illustre pseudozensierte Albumcover anschauen oder aber den bluttriefenden Videoclip zu „Inhumane Harvest“ genießen. „Violence Unimagined“ ist auf keinen Fall eine Enttäuschung oder eine unerwartete Wende in der Karriere der Todesmetaller, sondern eher ein weiterer Meilenstein im drei Jahrzehnte breiten Bandkatalog. (Jochen)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 42:54 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 16.04.2021