Annisokay - Aurora

annisokay auroraMit ihrer Mischung aus Alternative Rock und Metalcore zählen ANNISOKAY jetzt nicht unbedingt zu meinen persönlichen Faves, aber ab und an tut es auch ganz gut über den sowieso kaum vorhandenen Tellerrand hinauszublicken und einer Band eine Chance zu geben, die man bislang nur vom Namen her auf dem Zettel hatte. Wie die Überschrift anzeigt, geht es hier um die Band ANNISOKAY aus Sachsen-Anhalt, die coronabedingt erst Ende Januar ihr neues Album herausgebracht haben und nicht wie eigentlich geplant bereits Anfang Dezember des vergangenen Jahres.

Nachdem ich inzwischen „Aurora“ einige Male gehört habe, kann ich durchaus nachvollziehen, dass die Band ihre Follower hat und bislang insbesondere mit intensiven Livegigs auf sich aufmerksam machen konnte, denn das Material ist richtig gut livetauglich für die Masse. Auf Platte funktioniert dieser Popcore, so möchte ich es mal nennen, auch ganz formidabel und die Band blamiert sich definitiv nicht bei ihrem Versuch räudige Metal- und Hardcore Parts mit poppigen Refrains zu kombinieren, weil man auf beiden Seiten die Extreme auslotet.

Ob der neue Shouter Rudi Schwarzer jetzt besser oder schlechter ist als sein Vorgänger Dave Grunewald ist mir dabei relativ egal, da die Unterschiede gar nicht groß ins Gewicht fallen, der melodische Gesang von Christoph Wieczorek harmoniert jedenfalls gut mit dem Geschrei des Neuzugangs, beide kommen etwa in gleichen Teilen zur Geltung, was abgesehen vom Sprechgesang zu Beginn von „The Cocaine Got Your Tongue“ auch soweit passt. Mit dieser Nummer habe ich die meisten Probleme, weil dieser Song in meinen Augen auf unnatürliche Art und Weise auf modern getrimmt wurde.

Oder anders gesagt, je weniger ANNISOKAY nach einer Band wie ESKIMO CALLBOY klingen, umso besser gestaltet sich das Ganze, denn ANNISOKAY haben bei aller poppigen Ausrichtung immer noch einiges an Tiefgang und künstlerischer Qualität vorzuweisen.

Sucht man die Highlights des Albums, dann wird man gleich am Anfang bei „Like A Parasite“ fündig, ein Opener, der nicht unbedingt auf der Hand lag, weil es noch eingängigere Stücke auf diesem Album gibt. Weitere starke Stücke wie die Halbballade „The Tragedy“ oder „Under Your Tattoo“ verteilen sich dann kreuz und quer über das Album, die eigentlichen Hits sind definitiv „Overload“ und "Bonfire Of The Millenials“.

Komplett schwache Songs bleiben bei „Aurora“ die Ausnahme, etwas verwundert es, dass es kein eigenständiges Titelstück gibt, außerdem halte ich 13 Songs bei dieser Spielart für ein zu viel an Quantität, zwei Songs weniger und „Aurora“ hätte noch mehr Durchschlagskraft und manches würde nicht ganz so überladen wirken.
Wenn es einen Schwachpunkt an diesem Album gibt, dann ist es sicherlich dieser leichte Ermüdungseffekt, der im Laufe der 47 Minuten fast zwangsläufig eintritt, wenn man seine Songs eben fast nur aus den Standards dieses Genre zusammenbaut, da tut zum Beispiel der Pianopart am Anfang von „Standing Still“ gut.

Der Sound des Albums ist vermutlich etwas Geschmackssache, auch damit kann ich ganz gut leben, man merkt aber auch dabei, dass ANNISOKAY mit einem Auge in Richtung Mainstream schielen und Wert darauf legen, dass das Ding sich digital gut anhört oder anders gesagt, auf Vinyl bräuchte ich „Aurora“ jetzt nicht unbedingt.

In genau diese Richtung geht auch der Fakt, dass die Band keinen Keyboarder hat, das Album aber trotzdem voll ist mit Effekten und Elektronik, was live dann dazu führt, dass man sich als Hörer mal wieder fragen wird, was wirklich live ist, aber das ist ein anderes Thema.

Auf ihrem fünften Album machen ANNISOKAY auf jeden Fall vieles richtig und wenn die Platte am Ende in den Top 10 der Charts landen würde, wäre das keine große Überraschung. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, mich intensiver mit „Aurora“ auseinander gesetzt zu haben. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:05 min
Label: Arising Empire
Veröffentlichungstermin: 29.01.2021




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