Für die skandinavische Band AMARANTHE ging es in den letzten Jahren immer nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Daran konnten auch die Besetzungswechsel bei den beiden Sängern nichts ändern, wobei man mit Nils Molin und Henrik Wilhelmsson vernünftige Ersatzleute finden konnte für die beiden Herren, die ausgestiegen sind.
Wenn man ehrlich ist, sind die beiden Sänger bei dieser Band aber sowieso nur Beiwerk, bei AMARANTHE geht es in erster Linie um Elize Ryd, die als Sängerin innerhalb der Metalszene inzwischen einen festen Platz hat und die auch auf dem neuen Werk „Manifest“ wieder im Mittelpunkt stehen soll. Alles andere wäre auch seltsam, ebenso merkwürdig wäre es, wenn AMARANTHE zwischenzeitlich ihren Stil geändert hätten. Haben sie aber trotz Labelwechsel von Spinefarm zu Nuclear Blast nicht getan und präsentieren uns nun zum 6ten Mal innerhalb einer Dekade ihre Form des Pop-Metals.
Und damit ist auch schon viel über „Manifest“ gesagt, denn wer AMARANTHE bis jetzt mochte, wird auch Gefallen an diesem Album finden und umgekehrt ist das ganz genauso. Die Liste der „Hater“ wird mit diesem Album sicherlich nicht kleiner werden. Die Veränderungen muss man so ein bisschen mit der Lupe suchen, aber im Kleinen gibt es diese dann doch zu entdecken. Und diese sind auch nicht ausschließlich positiver Natur. „Manifest“ wirkt zwar insgesamt etwas härter als die beiden Vorgängeralben, dafür gefällt mir der Sound nicht mehr ganz so gut, worunter vor allem das Klangbild der Saiteninstrumente leidet. Keine Frage, „Manifest“ ist etwas zu sehr modern und zu digital produziert worden. Das kommt jetzt nicht überraschend, ich würde AMARANTHE aber eben gerne mal etwas natürlicher und weniger überproduziert hören.
Denn das eigentlich entscheidende sind immer noch die Songs und wenn es um melodische Metalsongs geht, dann gibt es aktuell kaum eine andere Band, die AMARANTHE das Wasser reichen kann. Würde die amerikanische Sängerin AVA MAX Metal machen, dann würde es vermutlich genauso eingängig klingen wie das bei AMARANTHE der Fall ist. Das soll jetzt tatsächlich ein Kompliment sein.
Der Balladenfaktor auf „Manifest“ fällt insgesamt recht überschaubar aus, mit „Strong“ und „Crystalline“ gibt es gerade einmal zwei Songs, die etwas zurückhaltend komponiert wurden, der Rest geht in die Vollen. Manchmal übertreibt es die Band dabei dann aber auch, eine Nummer wie „BOOM!1“ stellt sich schnell als Nullnummer heraus, mit der man irgendwie versucht den toten Metalcore wieder zum Leben zu erwecken. Härte mag ja gut und schön sein, aber diese Nummer hilft niemandem weiter und hinterlässt vor allem Fragezeichen.
Bei Songs wie „Archangel“ und „Do Or Die“ funktioniert die Kombination aus metallischer Härte und Popappeal jedenfalls viel besser. Das wären dann auch meine beiden Highlights des Albums, natürlich gibt es auch noch eine ganze Reihe an anderen Songs, die gut sind, das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mit diesem Album für AMARANTHE nicht mehr weiter nach oben geht, sondern qualitativ geht es nach den starken „Helix“ und „Maximalism“ Alben eher leicht abwärts. Das ist verzeihlich, weil „Manifest“ trotzdem Spaß macht, ist vielleicht aber bereits ein Hinweis, dass die Band mit ihren 6 Alben in gerade einmal 9 Jahren ihren Zenit so langsam bereits überschritten hat. (Maik)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 40:30 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 02.10.2020