SEVENDUST, die seit 1994 in der Branche aktiv sind, veröffentlichen ihr mittlerweile 13. Album „Blood & Stone“. Clint Lowery arbeitete bereits während seines Soloalbums mit Michael Elvis Baskette (Trivium, Alter Bridge) zusammen und hatte somit ein engeres Verhältnis zum Produzenten, als sich SEVENDUST letztes Jahr nach ihrer „All I See Is War“ Tour zurück ins Studio gezogen hatte, um das neue Album innerhalb von zwei Monaten zu produzieren. Ein Glück, dass man da noch keine Masken tragen musste.
„Blood & Stone“ symbolisiert für SEVENDUST die familiäre Verbundenheit und den Zusammenhalt. Denn seit knapp 30 Jahre besteht die Band in originaler Konstellation. Das kann heute kaum noch eine Band sagen, die schon seit so geraumer Zeit besteht. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ein Großteil der Bandmitglieder wie zum Beispiel Clint Lowery als auch Lajon Witherspoon an anderen Projekten arbeiten und somit immer wieder frischen Wind in die Band bringen und sich trotzdem immer treu bleiben. Entstanden ist eines der homogensten Alben, auch wenn es im Gesamten einen melodischeren und düsteren Anstrich erhalten hat.
Dass die Band sich in ihrer alternativen Rockrichtung treu bleibt, hört man bereits beim Opener „Dying To Live“. Aufheulende Gitarren und massive Drums verleihen dem Song seine Atmosphäre. Durchzogen von aggressiven Riffs als auch von einem aggressiven, groovigen Lajon, steigen die Jungs mit altbekannter Power ein.
Mit dem Track „Love“ wollten sie sich ganz bewusst von einem Klischee abwenden und zeigen auf, dass Liebe eben nicht nur eine heile Welt aufzeigt, sondern, dass sie auch zu tiefst erschütternd sein kann, wenn man sich darin verliert.
„Blood From A Stone“ war der Track aus dem der Albumname entstanden ist, mit dem SEVENDUST so viel persönlich verbindet. Mit einer tiefen Bassline beginnt der Song und wird von einprägsamen Riffs der Leadgitarre abgelenkt, denen der Song eine Melodie verleiht, die im Kopf bleibt. Hier geht die Band mit mehr Power und Ausdruckstärke vor. Aber zwischenzeitlich verlieren sie sich auch gern mal in melodischen Parts.
Von harten Riffs und Lines wendet sich die Band mit „Feel Like Going On“ ab. Eine leicht nachdenkliche Bassline leitet den Song ein und begleitet uns durch jeden Pre-Chorus. Daher wirkt der Song auf mich persönlich recht nachdenklich, als würde man an einem heißen Sommertag draußen liegen und völlig losgelöst nachdenken. Im Chorus dagegen ist die Melancholie deutlich herauszuhören und verleiht dem Song im Gesamtpaket eine sehr düstere und nachdenkliche Stimmung. Dadurch sticht dieser Track nach den ersten vier ganz besonders heraus.
Nach zwei weiteren typischen SEVENDUST Songs, die nur aus fetten Riffs triefen und Lajons gewaltiger Stimme, ertönt der neue, melodische Track „Nothing Left To See Here Anymore“. Für mich ist er mein Toptrack geworden, da er sich im Klang und im Gefühl von allen Songs am meisten unterscheidet und heraussticht. Hier setzt die Band weniger auf eine gewaltige, aggressive Stimme und Stimmung. Durch und durch bringt er, ebenfalls durch den Hintergrundgesang verschuldet, eine Dramatik und einen Ausdruck mit sich, der mich an eine „Abschieds- oder Todesszene“ in einem Film erinnert. Irgendwo lastet er einem schwer auf der Schulter und trotzdem lässt man sich von der Melodie mitreißen und blendet alles um sich herum aus. Jedem der einzelnen Mitglieder steht dieser neue Look.
Das i-Tüpfelchen des Albums ist natürlich die Würdigung des SOUNDGARDEN-Klassiker „The Day I Tried To Live“. Die Cover-Version hat man einige Töne tiefer bringen müssen, da Chris Cornell deutlich höher singen konnte als Lajon. Somit erhält es eine deutlich düstere Note im SEVENDUST-Gewand, die trotzdem packt. In meinem Interview mit Clint Lowery sprachen wir noch darüber, dass er sich durchaus vorstellen könnte mehrerer SOUNDGARDEN Cover einzuspielen, jedoch wolle die Band nicht bewusst mehr Cover-Versionen einspielen.
Mit ihrem Album „Blood & Stone“ präsentieren sie uns ein SEVENDUST Album, welches seine Qualität hält und zusätzlich auch viele neue melodische Parts und Lieder einbringt. Besonders diese tiefgründigen Melodien haben mir sehr gut gefallen, weil sie auch zu ihnen passen. Nichts davon wurde übertrieben dargestellt. Auch wenn sie ein unerwartetes Cover produziert haben, als auch ihre Melodien verändert haben, bleiben sie auf einer Stufe stehen, sodass das Überraschungsmoment zeitweise schwindet. Wie Clint Lowery in Interview sagte, sie machen das, was der breiten Masse noch immer gefällt. Aber vielleicht wäre es nach beinah 30 Jahren Zeit einen kleinen Exkurs zu wagen.
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 49:33
Label: Rise / Warner
Veröffentlichungstermin: 23.10.2020