The Mute Gods - Atheists And Believers

themutegods atheistsandbelieversAls sich diese drei Studiocracks und Begleitmusiker bekannter Progkünstler zusammen taten hätte ich nicht gedacht, dass ich drei Jahre später das dritte Werk von ihnen auf dem Schreibtisch habe. Doch trotz anderweitiger Verpflichtungen sind Roger King, Marco Minnemann und Nick Beggs längst dem Projektcharakter entwachsen und erarbeiten sofern es ihre Zeit zulässt neue Songs. Schon das Zweitwerk "Tardigrades Will Inherit The Earth" zeigte gegenüber dem Debüt einen eigenständigeren Sound auf, THE MUTE GODS fanden immer mehr zueinander. Nun also "Atheists And Believers", welches vom Titel her in lyrischer Hinsicht ebenso kritisch rüberkommt wie seine Vorgänger.

Der Zustand der Welt ist natürlich im Brexit-geschüttelten England ein Thema, das viel Kopfzerbrechen bereitet, auch über den aufkommenden Rechtspopulismus sinniert Beggs immer gerne. Zur Auflockerung hat er aber drei persönliche Lieder dazwischen geschoben, welche die Stimmung etwas aufhellen sollen. "Old Men" kommt in ruhigen Fahrwassern daher, nur die Akustische ist zu vernehmen, während der Schlussakkord "I Think Of You" noch weiter zurück genommen klingt. Pianotöne, ein paar Streicher und der kurze Einsatz der Klarinette von Rob Townsend lassen das Instrumental, in welchem der Frontmann seiner früh verstorbenen Mutter gedenkt dahin gleiten. Ebenfalls eher sanft halten die Drei noch "The House Where Love Once Lived" doch mit ein paar interessanten Tom-Breaks und dem unterschwelligen Bass nähern sie sich da der Atmosphäre, die sonst auf dem Longplayer vorherrscht.

Da flirren die Synthies sehr subtil, viele psychedelische Nuancen begleiten die Songs, sei es in den progressiv gefärbten Passagen oder auch in dem durchaus Pop-affinen Gesang. Roger Kings Tasten blubbern schon beim titelgebenden Opener, immer wieder lässt er ein paar Schleier vorbei huschen. Der gute Nick zeigt, dass er auch in seiner neuen Rolle sein angestammtes Instrument nur ungern zur Seite legt, welches er ja bei einem der erwähnten sanften Tracks ausgiebig nutzt. "One Day" ist ebenso ein Kandidat, der kanonartige Chorus leitet noch verhalten ein, doch über die Orgel steigert sich die Nummer immer mehr, bis Alex Lifeson von RUSH zur Elektrischen greift und ein paar Riffs einstreut.
Noch schwerer dröhnen die Gitarren im längsten Stück, "Twisted World Godless Universe" atmet mit Streichern angenehme Weite, eine Art Glockenspiel trägt die Strophen bevor die sechs Saiten zupacken. Bisweilen kommt das noch recht nachvollziehbar, die beatlesken Harmonien sorgen für eine gewisse Zugänglichkeit, doch in "Iridium Heart" zeigen THE MUTE GODS das sie es auch hektischer können. Versprüht Marco Minnemann zu Beginn schon eine gewisse jazzige Note, so wird dieses Element im Mittelteil weiter ausgebaut. Interessanterweise ist es neben dem Song noch das Instrumental "Sonic Boom", in dem sie sich über die Einflüsse wieder an PORCUPINE TREE annähern.

Mit zwei aufeinander folgenden Titeln lotet die Truppe die Gegensätze etwas mehr aus, "Knucklehed" wird von einem Basslauf dominiert, der zusammen mit den Synthieschwaden an MARILLION in ihrer "Anoraknophobia"-Phase erinnert. Dahingegen kommt der sinistre Rocker "Envy The Dead" im Anschluss eher geradlinig rüber. Doch der psychedelische Touch durchzieht das gesamte Material, welches allerdings bei allem Pop-Anspruch nicht immer zündet. Vielleicht sollte man sich entscheiden, ob man zukünftig den Weg im New Art Rock weiter geht oder einem STEVEN WILSON ins mainstreamigere Fach folgt. Zwar fällt "Atheists And Believers" sehr kompakt aus und zeigt eine klare Handschrift, doch mit der platziert man sich irgendwo im stilistischen Niemandsland. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:44 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 22.03.2019

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