Faun + Ye Banished Privateers + Pettersson & Fredriksson (04.10.2025, Neunkirchen/Saar)

FAUN mochte ich immer ganze gerne, auch wenn ich mich jetzt nicht als super Fan bezeichnen würde. In den letzten Jahren habe ich sie aus unerfindlichen Gründen etwas aus den Augen verloren, daher wollte ich sie nun unbedingt sehen, wenn sie schon so nah auftreten. Pflichtbewusst habe ich mir auch gleich das neue Album gekauft, damit wir an dem „aus den Augen verlieren“ arbeiten können. FAUN sind eine Band, zu deren Musik man sich wegträumen kann, aber sie ist auch sehr tanzbar. Entsprechend doof gucke ich aus der Wäsche, als ich in die Neue Gebläsehalle komme und den Saal bestuhlt vorfinde. Was soll das denn? Ich bin so verwirrt, dass ich erst mal nicht kapiere, dass die Stühle auch noch markiert sind und es keine freie Platzwahl gibt. Nun gut.


PETTERSSON & FREDRIKSSON
Pünktlich um 19 Uhr geht es los. Da sitzen viele Leute noch gar nicht auf ihren Plätzen, was etwas ungünstig für die erste Band ist. Vielleicht wäre ein Gong an dieser Stelle nicht schlecht, wenn man schon bestuhlt. Die beiden Daniels, PETTERSSON & FREDRIKSSON mit jeweiligem Nachnamen, eröffnen den Konzertabend mit Mandoline und Nyckelharpa und die eher ruhige Folkmusik des Duos aus Schweden kann man auch im Sitzen gut genießen. Sie spielen, laut eigener Aussage, Folkmusik aus ihrer Nordschwedischen Heimat gemischt mit einigen modernen Klängen. Tatsächlich kommt so einiges vom Band, insbesondere natürlich die Rhythmusinstrumente und ich frage mich, ob die beiden sonst mit einer größeren Band unterwegs sind. Neben den beiden bereits genannten Instrumenten verwenden die beiden noch weitere, darunter auch eine Flöte, um damit den traditionellen nordischen Herdenruf nachzuahmen. Das habe ich in der Variante auch noch nicht gehört. Die beiden erzählen viele interessante Geschichten zu oder über die Stücke, die sie spielen. So spielen sie z.B. eine Polska, eine alte schwedische Melodie, die noch einmal zu hören sich ein Mann bei seiner Hinrichtung gewünscht hat. Den beiden Daniels hätte man noch länger zuhören können, doch der Auftritt geht leider recht schnell zu Ende.

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YE BANISHED PRIVATEERS
„Nicht noch ‘ne Piratenband!“ ist mein erster Gedanke, als ich sehe, dass YE BANISHED PRIVATEERS als Vorband fungieren. Zu oft wurde ich in meinem Leben mit Piratenspaßmetaltruppen gequält. Auch, dass im Publikum einige in voller Piratenmontur auflaufen, befördert meine Angst. Die ist jedoch weitestgehend unbegründet, wie sich herausstellen soll. Zwar kommt auch bei diesen Schweden der Spaß nicht zu kurz, wird jedoch deutlich subtiler untergebracht. Hier gibt es mal Gerangel ums Mikro, die Babygeige wird zerstört und man nimmt sich gegenseitig auf den Arm, aber man kalauert nicht so mutwillig und sinnlos in der Gegend herum wie z.B. ALESTORM oder noch schlimmere Genossen. Optisch erinnert mich die Truppe irgendwie an die KELLY FAMILY. Ich bin mir jetzt selbst nicht sicher, ob das ein Lob oder eine Beleidigung ist. Die Truppe kommt auf jeden Fall sehr sympathisch rüber und so manche Ansage wird sogar auf Deutsch gemacht. Allerdings passt zu dieser Band die Bestuhlung nun auch so gar nicht und man hat auch das Gefühl, dass nicht so recht die Stimmung aufkommen mag, die wohl sonst auf Konzerten des Achters herrscht. Textlich wird natürlich durchgehend dem Piratentum gehuldigt mit Songs wie „First Night Back In Port“, „Annabel“ und „Libertalia“. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es doch auch ganz gute Piratenbands gibt, auch wenn die Truppe heute durch die Bestuhlung behindert wurde. Am Ende gibt es sogar vereinzelt Standing Ovations. Ich hoffe, ich sehe die Band mal irgendwann in einem piratesk angemessenerem Rahmen.  

 

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FAUN
Wie es sich für Faune gehört, so kündigt sich ihr Auftritt mystisch angehaucht an. Vogelgesang erfüllt die Gebläsehalle, Bodennebel wabert sanft über die Bühne, die mit fantasievollen Bäumen geschmückt ist, in denen man auch vieles andere erkennen kann. Je nach Beleuchtung sehen sie aus wie tanzende Hexen, Männer mit schweren Körben auf dem Rücken… oder sind es doch einfach nur Bäume? Sänger Oliver Satyr holt uns jedenfalls schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und warnt uns, dass bei Auftritten der Band ein gewisses Risiko besteht, in Hasen verwandelt zu werden. Oha. Dafür sollen aber Kleidung vom Leib reißen und wild tanzen gefahrlos möglich sein. Wir werden sehen, wofür das Publikum sich entscheidet. Zunächst gibt es jedoch mit „Alba“ und „Walpurgisnacht“ etwas ältere Songs und spätestens bei zweiterem hält es die ersten nicht mehr auf den Sitzen und es wird in den Gängen und am Rand getanzt. Wenig später beglückt man uns mit einem ausgiebigen Drehleiersolo, auch wenn das dazu führt, dass den ersten die Getränke aus der Hand fallen. Nach dem neuen Stück „Lady Isobel“ hat Oliver Satyr leichte technische Probleme, die er mit Reden ´überbrücken muss. Und wer den Sänger kennt, der weiß, dass er das ganz gut kann und so schafft er es, nicht nur Amazon zu kritisieren sondern auch ganz gewieft die Zuschauer daran zu erinnern, dass ja bald Weihnachten ist (das kommt ja immer so überraschend, danke dafür!) und dass sich am Merchstand der Band sicher für jeden der Lieben zu Hause ein passendes Geschenk finden lässt. Vermutlich war er in einem früheren Leben als Marketender unterwegs. Interessant wird es anschließend, denn für „Iduna“ und „Alfar“ holt man sich wieder die beiden Daniels (PETTERSSON & FREDRIKSSON) auf die Bühne, um diese beiden Stücke mit ihnen gemeinsam zu spielen. Das führt zu einer recht beachtlichen Ansammlung mittelalterlicher Instrumente auf der Bühne und klingt ausgesprochen gut. Leider ist damit dann schon fast das Ende des Konzertabends erreicht. Die älteren Stücke „Wind Und Geige“ und „Rhiannon“ beschließen das Set, doch FAUN sind laut eigenen Angaben „sehr beeinflussbar“ und den Standing Ovations haben sie dann wohl nichts entgegenzusetzen. So gibt es als Zugabe noch einmal drei Stücke, darunter auch das gefährliche „Hare Spell“, vor dem man uns schon gleich zu Beginn gewarnt hat. Sonderlich stark scheint der Zauberspruch jedoch nicht zu sein, denn ich kann im Anschluss keine Hasen entdecken. Dafür aber jede Menge glückliche Menschen, die gerne noch etwas mehr gehört hätten, denn die Show ist leider wieder einmal viel zu früh zu Ende gegangen. Ich denke, die meisten Anwesenden hätten der Band gerne noch deutlich länger zugehört. FAUN sind gerade live immer wieder ein Genuss und ich freue mich schon aufs nächste Mal. (Anne)

Setlist FAUN:
Belladonna
Alba
Walpurgisnacht
Nacht Des Nordens
Lament
Gwydion
Andro
Lady Isobel
Galdra
Iduna
Alfar
Wind Und Geige
Rhiannon
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Witches Reel
Diese Kalte Nacht
Hare Spell 

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Fotos: Michael Hoffmann