Wenn sich seine Majestät GENE SIMMONS die Ehre gibt, im gemütlichen Atelier in Luxemburg zu spielen, dann darf man das nicht verpassen.
SUPERDRIVE
Als Vorband trumpften die sympathischen Lokalpatrioten SUPERDRIVE auf. Diese charismatischen Profis hatten nicht nur das Publikum schnell auf ihrer Seite, sondern überzeugten auch durch Publikumsnähe und der einzigen Chance des Abends, Merchandise abzugreifen; und das auch noch kostenlos als Wurfsendung ins Publikum.
SUPERDRIVE findet ihr im Web unter superdrive.rocks und dieses Statement bewahrheitete sich auf voller Breite. Die vier Rocker lockten das Publikum aus der Reserve, motivierten zum Mitmachen und boten einen Genuss, der für eine Vorband eine überragende Leistung darstellte. Vom ersten bis zum letzten Lied zogen diese Profis alle Register, vertieften die Verbindungen, die sie schon vor der Halle zum Auditorium knüpften und zeigten, was das kleine Luxemburg künstlerisch zu bieten hat. Diese Band muss sich nicht verstecken. Elegant wurde die Leadgitarre von links nach rechts übergeben, während der Bassist und Frontmann, den Dreh- und Angelpunkt der Show bildete. Ein mehr als angemessenes Aufwärmprogramm für die Glam Rocker der GENE SIMMONS BAND.
Setlist SUPERDRIVE:
Rat Hole
Sunshine
600 BCE
Going Down
Let Go
After all Years
GENE SIMMONS BAND
Nach diesem trefflichen Warm Up für das Publikum ging die Ikone samt Band höchstpersönlich auf die Bühne, wenn auch mit leichter Verzögerung.
Der Auftritt erzeugte unmittelbares Star Feeling. Ein Mann, den man sonst nur aus ausverkauften Arenen in dicker Panzerung und mit dem markanten geschminkten Gesicht kennt, hautnah. Ein Umstand, der den ganzen Auftritt prägen sollte. Wenig Glamour, viel Kommunikation und Interaktion mit dem Publikum.
Die Band um diese Legende ist ganz offensichtlich handverlesen. Die Profirocker fügten sich nicht nur akustisch, sondern auch optisch einwandfrei ins Bild. Der prägende Eindruck von 80er Jahren Glam Rock, auf kleiner Bühne mit vielen Marshall Verstärkern (die sogar angeschlossen waren) versprachen von Anfang an, dass das Konzert „one louder“ würde.
Ein Versprechen, das die Band gehalten hat. Das Bühnenbild kam gleichermaßen Retro, als auch stilecht rüber. Wenig Personalisierung, viel Persönlichkeit. Die Bühnenpräsenz von GENE SIMMONS ist unangefochten, egal ob Arenabühne oder Clubkonzert. Die Band, die er um sich versammelte bestehend aus BRIAN TICHY (Schlagzeug), JASON WALKER (Gitarre) und BRENT WOODS (Gitarre) waren alle zusätzlich mit einem Gesangsmikrofon abgenommen, was sich über den Verlauf des Konzerts bei all den Profis auf der Bühne bewährte.
Gespielt wurden die kleinen Goldkörnchen, die teilweise auch nie in dieser Form veröffentlicht wurden, aber auch einige große Klassiker, wie die ewige Hymne „Rock And Roll All Nite“ durften natürlich nicht fehlen.
Für den Gassenhauer „Shout It Out Loud“ holte sich Gene zwei Fans der nächsten Generation auf die Bühne. Die zehn und elf Jahre alten Mädchen mimten im Auftrag des Stars die Background Sängerinnen und Chor gleichermaßen. Wie geborene Rocker badeten sie in der Menge und begeisterten das Publikum mit einem Auftritt, der sich nahezu nahtlos in die Band einfügte. Mit Pommesgabel in der Luft headbangten sie mit den Fans der ersten Stunde, als hätten sie nie etwas anderes getan. Leicht zynisch, aber auch sehr ehrlich kommentierte GENE den ungeübten Gesang der Jungrocker, die sich davon jedoch in keinster Weise beeindrucken ließen.
Der Abend bot allerdings nicht nur die erwarteten Lieder von KISS, sondern auch andere größere und kleinere Hits anderer Bands. Besonders überraschend kam der Leadgesang für „Ace Of Spades“ von BRIAN TICHY, der sich vom Schlagzeug sein Stelldichein gab. In seiner ganz eigenen Gesangsinterpretation wurde dem Gedenken an LEMMY KILMISTER ein ganz eigener Geist verliehen.
Die gelungene Mischung aus Hits und Raritäten kumulierte musikalisch in etwas, was einer Jam Session nicht unähnlich war. Durch Zurufe aus dem Publikum ließ sich die Band inspirieren und spielte völlig ungeplant Lieder, die die Fans begeisterten.
JASON WALKER überzeugte stimmlich mit Gesang, der sowohl als Leadsänger durchgehen könnte, sich aber auch harmonisch in das Bandkonzept als backing Vocalist einfügte. Über alle Oktaven in verschiedensten Techniken verlieh er den Liedern das gewisse Etwas, das einen guten Song zu einem Ohrenschmaus macht.
Nach einer guten Stunde Konzert kam der Auftritt dieser gelungenen gedanklichen Fortsetzung von KISS zu einem beinahe schon überraschenden Ende, als Gene verkündete, seine Zeit auf dieser Bühne sei zu Ende.
Als krönenden Abschluss durfte die Hymne „Rock And Roll All Nite“ dienen. Erneut mit Fans auf der Bühne demonstrierte die Band und auch das Publikum seinen ungebrochenen Feierwillen, die das Konzert am liebsten nicht enden lassen wollten.
Dieser Geist ist es, der die Fans in die Hallen lockt und damit ihre Helden und Pioniere des Hard Rock feiert. Egal, wieviel Zeit ins Land ziehen mag, die Fans halten zu KISS, zu GENE, zu den Musikern, die ihr Herz höherschlagen lassen, mit denen sie durchs Leben gehen. Die Nähe im possierlichen Atelier zu einem derartigen Superstar des Rock’n’Rolls zieht unbändig die treusten Fans an und begeistert sie so sehr, dass die Professionalität der Musik beinahe schon eine untergeordnete Rolle spielen darf, aber gar nicht muss. Über den gesamten Abend zog sich eine herausragende Qualität aller Beteiligten, die den Klang in die Ohren der Menschen brachten und in der Folge auch in die Herzen der Fans. (Maren Neumann)
Setlist GENE SIMMONS BAND:
Deuce
War Machine
Are You Ready
Charisma
Shout It Out Loud
House Of Pain (VAN HALEN Cover)
I Love It Loud
Christine Sixteen
Ace Of Spades (MOTÖRHEAD Cover)
Guitar Drum Solo
Nothin’ To Lose
Calling Dr. Love
Goin’ Blind
Sunshine Of Your Love
Watchin’ You
Cold Gin
Rock and Roll All Nite
(Fotos: Alex)
Gene Simmons Band + Superdrive (Fotos: Alex)