Seit meinem ersten Kontakt mit den QUEENS OF THE STONE AGE, wollte ich diese Band live erleben. Jetzt ergab sich endlich die Gelegenheit und zusammen mit Alex begab ich mich auf den Weg in die Rockhal.
DEEPTAN
Pünktlich um 19 Uhr betritt das Trio DEEPTAN die Bühne. Leider zunächst mit technischen Schwierigkeiten mit dem In-Ear Monitoring, was aber professionell und schnell kommuniziert und gelöst wurde.
Anschließend legt die Band mit ihrem Post-Punk los und das würde ich zunächst einmal als sehr besonders und speziell beschreiben. Die Art und Weise, wie Sängerin Wafah Dafouhr ihre Texte ins Mikro singt, könnte von manchen als lustlos missverstanden werden, wobei ich sicher bin, dass das nicht der Fall ist. Bassistin Celeste Guinness ist durchgängig voll in ihrem Element und steht fast keine Minute still.
Für ca. 30 Minuten präsentiert das Trio ihre außergewöhnliche, teils gewöhnungsbedürftige Musik. Das meine ich aber keineswegs abwertend. Nur weil es für mich persönlich nichts ist, bin ich sicher, dass die Band ihre Fans hat. Ich persönlich sehe mich eher der musikalischen Version eines David-Lynch-Filmes gegenüber und bleibe mit drei Fragezeichen über dem Kopf zurück.
THE CHATS
Geradliniger und “Auf die Fresse” geht es anschließend mit THE CHATS weiter. Punkrock ist für mich nach DEEPTAN eine sehr willkommene Abwechslung und deutlich leichtere Kost.
Sänger und Bassist Eamon Sandwith überzeugt bereits in den ersten zehn Sekunden das Publikum aufgrund seiner Attitüde, die mich leicht an seinen Kollegen Angry Anderson von ROSE TATTOO erinnert. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Band gibt 30 Minuten Vollgas. Ein sehr krasser Kontrast zur ersten Band des Abends, was die Intensität des Gigs noch verstärkt.
Die Songs sind punk-typisch kurz und knackig und kommen sehr rund daher. Eamon ist dabei sehr energisch und kein bisschen leise. Auch Gitarrist Josh Hardy ist deutlich anzusehen, wie viel Spaß er auf der Bühne hat und kommt aus dem Grinsen fast nicht raus. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als “Shed Rock” und das passt ziemlich gut zu dem, was ich an diesem Abend bewundern konnte.
Setlist THE CHATS:
Nambored
Billy Backwash’s Day
Dead on Site
6L GTR
Ross River
Emperor of the Beach
Out on the Street
Casualty /Nazi March
Panic Attack
Ticket Inspector
Temperature
Struck by Lightning
Identity Theft
Smoko
Better Than You
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QUEENS OF THE STONE AGE
Schon immer war ich ein großer Bewunderer der Arbeit von Josh Homme. Ob nun mit THEM CROOKED VULTURES, QUEENS OF THE STONE AGE oder seiner Zusammenarbeit mit dem legendären IGGY POP. Live konnte ich den Herrn bisher aber noch nie erleben, und somit war dies in vielerlei Hinsicht ein großer Abend für mich.
Tatsächlich möchte ich zunächst komplett mit offenen Karten spielen, ich kenne nicht die gesamte Diskografie von QUEENS OF THE STONE AGE. Ich kenne die aktuellen Alben der Band und habe immer sehr viel “Lullabies To Paralyze” gehört. Somit war die Setlist auch von mir mit besonderer Spannung erwartet, denn mir war von vornherein bewusst, dass ich nicht jeden Song kennen würde.
Doch das tut im Grunde der Stimmung und der Atmosphäre dieses außergewöhnlichen Konzertes keinen Abbruch. Auch wenn ich diverse Taktwechsel und die vielen Abbiegungen bei dem Songmaterial generell auf Dauer anstrengend finde, ist es besonders live ganz besonders interessant zu verfolgen, wie krass die Band mit all dem umgeht. Neben dem bombastischen Sound brillieren hier vor allem die Bandmitglieder. Denn eines ist sicher, simpel ist das, was hier präsentiert wird, nicht. Natürlich gibt es geradlinige Stücke wie “No One Knows”, “Go With The Flow”, “The Way You Used To Do” oder “Little Sister”, aber so sind eben nicht alle Stücke von QUEENS OF THE STONE AGE. Und das alles wird an diesem Abend so großartig präsentiert, dass es einen komplett aus den Socken haut. Auch die geniale Lichtshow soll nicht unerwähnt bleiben, wobei mich der Sound alleine schon für das schlussendlich doch über 90 Minuten lange Konzert mit am meisten umhaut.
Wollen wir mit der Band beginnen, da hätten wir ganz links den sehr stylischen Troy Van Leeuwen, der bereits seit 2002 dabei ist und viel in Bewegung bleibt, aber einen ganz speziellen Vibe ausstrahlt. Links dahinter steht Dean Fertita, der seit 2007 an Bord ist und neben den Keyboards noch die Gitarre, Backing-Gesang und Percussions beisteuert. Zumindest sind das die Dinge, die ich aus dem Publikum erkennen kann, der Gute hat nämlich gewiss das gesamte Konzert über alle Hände voll zu tun. Am Bass steht ebenfalls seit 2007 Michel Shuman, der auch an diesem Abend (wie bei jedem QOTSA-Konzert) Geburtstag hat und vom Publikum ein “perfektes” Ständchen gesungen bekommt. Ein Running Gag, den Josh wohl auf ewig weiterführen wird. An den Drums sitzt mit Jon Theodore ebenfalls ein absoluter Profi, der mir bereits aus vielen anderen Projekten ein bekanntes Gesicht ist.
Und dann haben wir natürlich Josh Homme selbst, der an diesem Abend extrem gut gelaunt ist. Gehen die ersten vier Songs noch fast ohne Ansage über die Bühne, ändert sich das anschließend und Josh plappert nach jedem Song sehr unterhaltsam drauf los. Das geht so weit, dass er sogar vor dem Wellenreiter aus dem Sichtfeld verschwindet und auf Tuchfühlung mit den Fans geht. Dank der beiden Monitor-Wände lässt sich auch das hautnah miterleben. Schlussendlich wandert Josh sogar direkt durch die halbe Halle und legt dabei verschiedenen Fans die Hand auf den Kopf, was mich ein wenig an Cäsar erinnert, ob das mit dem Tour-Titel “The Age Of Nero” zu tun haben könnte? Es ist nicht überliefert. Während seinem Marsch durch die Menge hält das Publikum durchgängig den Chorus des Songs aufrecht, was echt eine Leistung darstellt.
Auch sonst geht Josh sehr viel aufs Publikum ein und albert viel herum. Ob das nun “There Is Always One Fucking Death Metal Fan In The Audience Right?” oder die direkte Ansprache an jemanden in der ersten Reihe “Which Song Do You Wanna Hear?” ist, spielt keine Rolle. Die Fans fressen Homme aus der Hand und das ist kaum verwunderlich. Nach “Leg Of Lamb”, was für diese Tour zum ersten Mal gespielt wird, weicht Josh zudem von der geplanten Setlist ab. Dem Publikum kündigt er das mit der Begründung an, dass er den Abend zu etwas Besonderem für die Fans und für die Band machen will. Also wird es etwas wild und die Band spielt zunächst "In The Fade” und “Misfit Love”. Eine gute Sache, da dies etwas Spontanität bringt und nicht jedes Konzert der Tour identisch ist.
Die Fans danken es und so haben die meisten im Publikum ein breites Grinsen übers Gesicht. Die Setlist ist sowieso großartig zusammengestellt. Eine gesunde Mischung aus vielen Klassikern, frühen Songs und immerhin auch sechs Songs des aktuellen Albums “In Times New Roman” was nebenbei gesagt ein wirklich großartiger Albumtitel ist. Die Band beendet das Konzert auf gekonnte Weise mit “Little Sister”, bevor sie für zwei Zugaben “Paper Machete” und “Go With The Flow” nochmal zurückkehren.
Was bleibt, ist so viel mehr, als ich ursprünglich erwartet habe. Ich wusste, dass die Band live derart besonders ist, hatte ich nur bedingt erwartet. Was hier präsentiert wurde, ist ganz großes Kino für Augen und Ohren. Der sehr gut gelaunte und sehr unterhaltsame Josh Homme hat mich derart umgehauen, dass ich mir nun erst mal die gesamte Diskografie der Band einverleiben werde, um dann treffsicher meine Favoriten darunter nennen zu können. Noch dazu hatte das Konzert für meine Erwartungen eine angenehme Länge, ich ging tatsächlich nicht davon aus, dass die Band über 90 Minuten spielen würde, was sie aber sehr wohl tat.
Ein wirklich großartiger Abend, der mir noch eine Weile nachgehen wird, denn eines ist nun sicher: “You Can Go, With The Flow!”. (Pascal)
Setlist QUEENS OF THE STONE AGE:
Regular John
No One Knows
Smooth Sailing
My God Is the Sun
Emotion Sickness
If I Had a Tail
Time & Place
Carnavoyeur
The Way You Used to Do
Leg of Lamb
In the Fade
Misfit Love
Negative Space
Make It Wit Chu
Straight Jacket Fitting
Little Sister
Paper Machete
Go With The Flow
(Fotos: Alex)
QUEENS OF THE STONE AGE + THE CHATS + DEEPTAN (Fotos: Alex)