Obituary Livestream 1 of 2 (27.03.2021)

Obi1 200Eine der dienstälteren Vertreter des Florida Detah Metals versucht sich, wie viele andere Bands, nicht nur mit der Übertragung eines Livestreams über Wasser zu halten, sondern auch die ganze missmutige Lage während der Isolation in positive Energie umzusetzen. Und wenn das einer kann, dann OBITUARY. Der sympathische Fünfer aus dem amerikanischen Sonnenstaat geht dabei nicht unbedingt professionell vor, sondern filmt einfach ganz ungezwungen eine offizielle Probe in den heimischen Studioräumen mit. Da kann auch mal unerwarteter Besuch reinschneien, äh -scheinen.

Der Übertragungsort ist, wie schon durch andere kurze Livestreams der Band, sehenswert. Innerhalb des wunderschön gelegenen und immergrünen Geländes mit großem Außenbereich und Basketballkorb gibt es neben einem Probebereich noch einen Aufnahmebereich und daneben eine Spiel- und Trinkwiese, mit Billardtisch, Beamer, Football-Memorabilia und natürlich einem Kühlschrank, der bei den vorherrschenden Temperaturen randvoll sein muss - aber nicht allzu lange.

Die netten lockeren Herren gesellen sich in das Szenario ganz im sommerlichen Stil, sogar John Tardy trägt kurze Ärmel, Shorts und kein Fußkleid, ebenso wie Drummerbruder Donald und Gitarrist Trevor Peres, der sich allerdings stilecht im Redneck-Outfit mit Latzhose präsentiert. Die Sonne scheint gleißend durch den Raum, man bewaffnet sich mit ein paar Büchsen Bier und legt dann allmählich los. Auf dem Programm stehen die beliebtesten Livesongs unter dem Motto "Metal Is Contagious", von Bands und Fans gewählt. Die Performance ist wohl aufgrund der Hitze und des fehlenden Publikums so gut wie nicht vorhanden, dafür kommen die Songs sehr tight und souverän rüber. Der Sound lässt anfangs noch etwas zu wünschen übrig, was sich aber bis auf den Schreibmaschinenanschlagsound der Kick Drum im Verlauf bessert.

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Plötzlich öffnet sich die Tür, und herein kommen zwei gute Freunde, ihres Namens Gitarristen der auf Eis liegenden Band POWER TRIP. Ob dieses Szenario einstudiert wurde oder zufällig eintraf, sei mal dahingestellt. Sie bringen Nachschub für den Kühlschrank mit und machen es sich bequem, während die Band kurzentschlossen (oder auch nicht) den Song "Executioner's Tax" zum Besten gibt. Sehr zur Freude der Kollegen Blake und Nick danken diese den Tribut, indem sie für einen Song die Klampfen umhängen und einen OBITUARY-Song spielen. So hat jeder der Band Zeit, nachzutanken. Dieser Kühlschrank geht so oft auf und zu, dass einem schwindlig wird. Man macht es sicemütlich, legt mal eine Pause ein und macht wie gewohnt Nonsens, für die Kamera, für die Fans. Nach einiger Zeit greift man das Set wieder auf, Kenny hat sich fein gemacht und statt Sommerkleidung feinstes Merch zum Präsentieren an wie die sportlichen OBI-Leggins, verfeinert mit einem glitzernden Stars-And-Stripes-Cowboyhut, mit dem er nun wie ein männlicher Stripper erscheint.

Das zeigt wiederum, wie gut sich Kenny in die Mannschaft eingebürgert hat, er hat genauso einen an der Waffel wie der Rest der Band, und Lachen gehört ebenso zu seinen größten Hobbies. Dabei erinnert er mich immer mehr an einen jungen Tom Araya, der ja auch dem Lachen nicht unbedingt abgeneigt war. OBITUARY haben sich noch nie zu ernst genommen, ihr Todesmetall kommt stets brutal und brachial rüber, aber dennoch geht es dem Quintett hier in erster Linie um den Spaß, trotz der vorherrschenden pandemiebedingten Umstände. Kein Wunder bei Dauersonne, das macht eben albern.

Zum Ende des Sets kommt dann auch noch ein echter Leckerbissen zum Vorschein. "Slowly We Rot" kann man eigentlich nicht oft genug hören, und gerade im Livegewand kommt der Gassenhauer immer wieder gewaltig rüber.

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Manch einem war in diesen 85 Minuten bestimmt zu wenig Musik und zu viel Klamauk, was man bei einem Ticketpreis von 15 Dollar durchaus verstehen kann. Aber dennoch bekommt man hier eine Death Metal Band präsentiert, die noch scheinbar so gerne wie am ersten Tag zusammen probt, abhängt, trinkt, feiert und sich amüsiert. Von dieser Warte aus hat man eben noch etwas mehr als eine reine Songreihenfolge geboten bekommen, was zumindest für mich einen Mehrwert darstellt.

Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf den nächsten Samstag, wenn es mit der kompletten Darbietung von "The End Complete" weitergeht. Ich habe zwar nach diesem Album kaum noch eine Platte von OBITUARY durchgehört, aber dennoch sind sie für mich eine der wichtigen Meilensteine des amerikanischen Death Metals mit ihrer ganz persönlichen Note. (Jochen)

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Setlist OBITUARY
Kill For Me
Slow Death
Solid State
On The Floor
Back Inside
No
Threatening Skies
By The Light
Executioner's Tax (Swing Of The Axe)
Back On Top
A Dying World
Slowly We Rot

(Fotos: Jochen)

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