Interview mit Jesper Binzer und Laust Sonne (D-A-D)

dad tourflag2019Lange musste ich mich gedulden, um die Dänen D-A-D wieder live sehen zu können, warum die Sache also nicht gleich mit einem Interview verbinden? Herausgekommen ist ein unterhaltsames Gespräch mit zwei Musikern, die sehr viel Humor haben und nach wie vor total bodenständig sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wetter in Mannheim ist regnerisch und die Umgebung des “MS Connexion” (ex Alte Seilerei) nicht unbedingt einladend. Das hat auch Jesper schon bemerkt und lobt das spannende und zu vielen Beschäftigungen einladenden Mannheim. Der Tourbus der Band steht direkt vor der Halle, doch wir begeben uns zusammen mit Laust und Jesper Backstage in die Luxusbereiche des Tourlebens, wie es Laust passend beschreibt. An einem massiven Holztisch lassen wir uns nieder, und bereits der Beginn des Interviews bringt den ersten Lacher mit sich.Pascal: Hallo K.K., vielen Dank für deine Zeit. Ich habe dein Buch “Leather Rebel” diese Woche zu Ende gelesen und ich muss sagen, dass ich das Lesen sehr genossen habe. Glückwunsch zu dem gelungenen Werk. Hast du mit einem derartigen Erfolg des Buches gerechnet?

Jesper: Test, Test, ich bin auf der linken Seite der Stereoumgebung (Alle lachen).

Laust: Hallo.

Pascal: Wie geht es euch?

Jesper: Uns geht es super. Das ist die größte Tour in der “neuen” Geschichte von D-A-D. Früher waren wir natürlich schon öfters in Europa, aber in den letzten Jahren haben wir das etwas vernachlässigt. Wir haben bisher noch nie eine derart umfangreiche Tour in so kurzer Zeit in Europa gemacht. Es ist sehr ermutigend und fühlt sich richtig gut an so viele Fans in so kurzer Zeit zu treffen. Zusätzlich dazu kommen die neuen Songs bei den Fans so gut an wie die alten. Manchmal hat man bei neuen Songs das Gefühl sie benötigen etwas Zeit, aber dieses Mal ist es anders. “Yeah! Die Jungs haben endlich was Neues gemacht!”. (Alle lachen, da Jesper die Aussage in gekonntem Deutsch von sich gibt). 

Pascal: Eure letzte Tournee hab ich leider verpasst, aber die konzentrierte sich ja komplett auf “Riskin It All” und “No Fuel Left For The Pilgrims”.

Laust: War das 2016?

Jesper: Nein das war die “Zwei Alben an einem Abend”.

Pascal: Ich hätte es sehr gerne gesehen, aber ich war einfach zu spät dran. Ich hab aber darüber gelesen, dass ihr selbst nicht so zufrieden damit gewesen seid. Die Tour war natürlich super, aber für euch persönlich war es zu nostalgisch.

Jesper: Ich wusste nicht, dass es so kommen würde, als wir die Idee dazu hatten. Es klang anfangs nach einer sehr guten Idee, aber schon beim ersten Gig fühlte ich, dass es irgendwie falsch ist nur alte Songs zu spielen. Es war lustig, und wir haben die Sache natürlich durchgezogen, professionell wie wir sind. Aber im Nachgang war klar, dass es nicht das Gleiche war.

Pascal: Ja, denn nach “DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK” (Ich mache mich ein wenig über den Namen der Platte lustig und Laust steigt drauf ein.

Laust: DIC NIC LAND AFTER DARK (nuschelnd).

Pascal: Exakt! Ja, das Album war klasse, auch dein Soloalbum Jesper, aber ansonsten war es relativ ruhig um euch. In unserem letzten Gespräch habt ihr mir von einem Livealbum erzählt, das in Japan aufgenommen wurde. Bekommen wir davon noch etwas zu hören?

Jesper: Ah, richtig. Wir haben da was aufgenommen, aber ich denke nicht, dass es veröffentlicht wird. Es hat sich leider herausgestellt, dass das Material nicht gut genug ist. Nur drei oder vier Songs waren ok.

Pascal. Dann vielleicht eine Live-EP mit 3-4 Songs?

Jesper: Nun ja, ich denke nicht, dass sich das lohnen würde (Alle lachen).

Laust: Der Aufwand dazu wäre deutlich größer als das Ergebnis.


"Einer hieß "Yes But, No But. Aber was sagt das wirklich aus?"

Das wäre doch mal ein humorvoller Albumtitel!


Pascal: Ok, wer hatte die Idee für das Artwork und das Konzept von “A Prayer For The Loud”? Ich meine damit die ganze “Church Of Blues”-Sache.

Jesper: Es ist ein Mix aus ganz vielen Dingen. Den Titel hatten wir bereits als Idee, und alles andere bauten wir drumherum. Wir wollten aber keineswegs christlich sein, da ist gerade eine große Diskussion im Gange. Manche Leute wollen einen dazu bringen eine Seite oder Kultur zu wählen. Aber hier geht es um viel mehr, als Erstes war das Kreuz mit dem Kuhkopf da und dann überlegten wir uns das Teil in eine Kirche zu hängen.

Laust: Auf die Sache mit dem Kreuz kamen wir, als wir in Deutschland unterwegs waren. Wir überlegten uns das Motiv für das kommende Album zu leihen.

Jesper: Es ist also auf jeden Fall ein Mix aus allen möglichen guten und schlechten Ideen.

Laust: Wir hatten so einige Ideen für den Albumtitel. Auch ein paar richtig dumme.

Pascal: Ok, würdest du mir einen verraten (lacht).

Laust: Einer hieß “Yes But, No But” (alle lachen). Aber was sagt das wirklich aus? Wir wissen es nicht.

Pascal: Kommt jetzt natürlich auch darauf an ob “Butt” (Englisch für Arsch”) oder “But” (Englisch für aber).

Laust: Ja, genau (lacht). Wir wollen wirklich, dass unsere Musik mit Ärschen in Verbindung gebracht wird?

Pascal: Das Artwork ist von euch selbst?

Laust: Nein, wir haben dafür einen Profi engagiert. Jeder hat ihm seine Ideen vorgetragen, wodurch er dann so ungefähr sechs bis siebenhundert verschiedene Ideen und Meinungen hatte. Er musste damit dann umgehen und kam mit dem, was wir jetzt haben um die Ecke, und das war einfach genial.

Pascal: Es ist wirklich einzigartig. Auch was im Booklet etc. zu sehen ist. (Jesper und Laust bestätigen). Kennt ihr den “Prayer For The Loud” persönlich? Natürlich ist das eher eine Scherzfrage (Jesper reagiert dennoch sofort).

Jesper: Diese Textzeile war vor der Musik da. Ich habe einen persönlichen Bezug zu der Zeile. Ich möchte damit ausdrücken, dass ich es mag, wenn sich Leute selbst verwirklichen. Wenn Sie zeigen, wie sie wirklich sind und ihre Meinung vertreten. Der “Prayer” ist in dem Fall derjenige, der die Leute darin unterstützt ihr eigenes Ding zu machen. Das steht hinter der Textzeile.

Pascal: Der Song “Nothing Ever Changes”, auf was bezieht er sich in der Welt?

Jesper: Das ist ein wenig wie bei “Down That Dusty 3’rd World Road”. Bei einigen D-A-D-Songs gibt es eine gewisse Thematik. Hier ist es der ständig anhaltende Krieg, der immer irgendwo auf der Welt zu finden ist. Manche Dinge ändern sich nie, und es ist sich immer irgendwo jemand am Bekriegen. Der Krieg endet nie. Man könnte es aus der Sicht eines Soldaten sehen, der sich auf einem Stützpunkt befindet. Welche Emotionen fühlt er dabei und bei dem, was er tut.

Pascal: Bei “Time Is A Train” habe ich das Gefühl, dass du über unsere modernen Zeiten singst. Das alles so schnell an einem vorüber zieht und alles so schnelllebig geworden ist. Geht es darum?

Jesper: Ja, konkret geht es darum, dass es für D-A-D ganze acht Jahre gedauert hat bis nach “DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK” ein neues Album im Kasten war. Egal ob du es nun möchtest oder nicht, du musst Geduld aufbringen (lacht).

Laust: Ja, das war schon eine sehr lange Zeit zwischen dem einen Bahnhof zum nächsten…. acht Jahre (alle lachen).

Pascal: Nun zu etwas Erfreulichem. “Happy Days In Hell”, wie sehen die für euch aus?

Jesper: Etwas zu tun, das… hmmm (überlegt ein wenig). Es ist das Opfer, das man als Band oder Musiker bringt. Es ist sehr hart, aber du machst es dennoch, weil du daran festhältst. Wer bin ich und was tue ich, das kann wirklich schwierig sein. Vor allem wenn du mit dir selbst beschäftigt bist. Auf der anderen Seite hat es auch etwas, wenn du dich ausdrücken kannst und die Leute damit was anfangen können.

Laust: Vielleicht geht es dabei nicht um den Song, aber “Happy Days In Hell” könnte auch ein Gefühl sein, das du hast, obwohl du dich nicht gerade an einem guten Ort befindest. Einfach weil du glücklich bist und das Beste aus der Situation machst.

Pascal: “A Prayer For The Loud” wurde erneut von Nick Foss, eurem langjährigen Produzenten, produziert.

Jesper: Ja, er ist wie ein Coach für uns. Er kennt uns richtig gut, was wirklich eine positive Sache ist, gerade bei einer so alten Band wie wir es sind. Es fühlt sich wirklich gut an, wenn du auf eine gemeinsame Geschichte zurückblicken kannst. Man hat die Vergangenheit und Gegenwart vor sich und das Gefühl es wird eins. Außerdem hat er noch eine Plattenfirma im Schlepptau, wenn man also mit ihm eine Platte macht, ist der Plattenvertrag mit drin. Das ist ein weiterer großer Vorteil.

Laust: Außerdem bräuchten wir für einen anderen Produzenten ein größeres Budget (lacht).

Pascal: Oh ok, das ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt. (alle lachen). Hat er auch einen großen Einfluss auf die Musik?

Jesper: Nein. Natürlich hat er einen gewissen Einfluss darauf, aber wir kümmern uns um ca. 80% der Musik, bevor er dazu kommt. Er wählt dann das Beste daraus aus.

 

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Pascal: Wenn ihr ins Studio geht, sind die Songs also so gut wie fertig?

Jesper: Ja, er schraubt dann mit uns an den Details. Tausch hier den Refrain oder verdopple ihn und solche Sachen.

Laust: Er hat den magischen Instinkt dafür. Er weiß ganz genau, was er gut und schlecht findet und er sagt uns das auch. Es gibt bei ihm nur “das ist gut” oder “das ist schlecht”. Kein Zwischending. Er sagt und auch, wenn es mal nicht gut läuft - “Warum bist du heute so verdammt schlecht?” (alle lachen). “Alles was du heute machst, klingt scheiße”, “Du hättest eine sehr schöne Melodie spielen können, hast du aber nicht getan.” (alle lachen noch lauter).

Pascal: Und dann seid ihr eingeschnappt und redet nicht mehr mit ihm.

Laust: Nein wir lachen darüber, und dann nehmen wir es noch mal auf, sofern wir wollen. Niemand nimmt da was persönlich, wir kennen uns ja schon seit 20 Jahren, und das klappt alles einfach perfekt.

Jesper: 30 Jahre.

Pascal: Oh wow, ich bin jetzt auch 30 (alle lachen). Laust, schon immer glaube ich, hat Jesper an einer Stelle vom Konzert ein paar Witze über dich bzw. deinen Namen gemacht. Jesper, kennst du das deutsche Sprichwort “Mich laust der Affe”?

Jesper (auf Deutsch): Nein, noch nie.

Pascal: Ich würde sagen, es steht für etwas Unerwartetes. Wenn man mit einer Sache nicht rechnet und sie passiert plötzlich. Zum Beispiel, wenn hier jetzt plötzlich jemand nackt stünde.

Jesper: Ja, ja… (Er hört aufmerksam zu, schaut mich aber auch ein wenig fragend an).

Pascal: In so einem Fall würde man dann sagen “Mich laust der Affe”.

Jesper: Ok, erklär mir bitte mehr.

Pascal: Ok, wenn mir jetzt jemand ein Ei an den Kopf werfen würde. Eben etwas völlig Unerwartetes. Auch dann würden wir sagen “Mich laust der Affe”.

Jesper: Laust ist also ein anderes Wort dafür?

Pascal: Nein, nur speziell in dem Satz.

Jesper: Ah ok.

Anne: Wörtlich übersetzt bezeichnet es zwei Affen, die sich gegenseitig entlausen. (Danke Anne!)

Jesper: Ah! Ja! (Alle lachen).

Laust: Ich habe gerade so viele Bilder in meinem Kopf, bitte hört auf zu erklären und erzählt Jesper nicht zu viel darüber.

Jesper: Ok, ok, ok (alle am Lachen).

Pascal: Sorry.

Laust: Verwende das nicht.

Pascal: Ich verwende es nicht, versprochen.

Laust: Nein, alles gut, ich mache nur Spaß.

Anne: Du kannst auch sagen mir ist eine Laus über die Leber gelaufen.

Laust: Aber mein Name hat ein “t” am Ende, also passt es nicht ganz.


"Aber ich sollte manchmal auch die Klappe halten"

Das finden wir nicht Jesper! 


Pascal: Ja korrekt, aber im Satz steht da tatsächlich ein “t” am Ende. Wenn du es in einem ganzen Satz sagen würdest, wäre es tatsächlich “I was laust by an Ape”. (Anm. d. Red.: Ja genau...).

Jesper: Wow, ok. Das ist ein ganz neues Kapitel.

Laust: Ja das ist jetzt schon alles sehr fortgeschritten. (alle lachen).

Pascal: Ja, aber es immer sehr unterhaltend, wenn ihr das auf der Bühne bringt.

Jesper: Jap, danke.

Pascal: Welcher Song im aktuellen Set ist euer Favorit an einem Abend?

Jesper: Ouh, da gibt es verschiedene. Wenn ich müde bin, mag ich die Songs, bei denen die anderen am meisten spielen (alle lachen laut). Wenn ich viel Energie habe, freue ich mich am meisten auf den gemeinsamen Teil mit Laust, das macht dann richtig Spaß. Aber im Grunde ist es an jedem Abend anders. Wenn die Stimme gut ist, ist “The Sky Is Made Of Blues” sehr geil. Momentan macht es sehr viel Spaß “A Prayer For The Loud” zu spielen. Wir können fühlen, dass die Leute sich auf die neuen Stücke freuen.

Laust: “The Sky Is Made Of Blues” ist nicht einfach zu spielen, da du den richtigen Vibe dafür brauchst. Es ist nicht wie bei den anderen Stücken, wo es einfach nur “Wohuwouhouh” (er mimt dabei ein wenig die Bewegungen auf der Bühne nach), da steckt deutlich mehr dahinter. Wenn es funktioniert und der Song läuft, und das macht er derzeit, dann ist es definitiv einer meiner Favoriten am Abend. Du schaust ins Publikum und siehst jeden mitsingen, das ist großartig.

Jesper: Ja.

Pascal: Ok super, da freue ich mich heute Abend schon drauf. Die neuen Songs kommen generell sehr gut an oder?

Jesper: Ja absolut.

Pascal: Kein Wunder, das Album ist großartig.

Jesper: Wie spielen derzeit sechs neue Songs, die sehr gut ankommen. Und es fühlt sich so an, als passe alles sehr gut zusammen. Was lustig ist, denn wir haben die Setlist sehr viel umgestellt. Aber es fühlt sich sehr nach D-A-D an und das ist großartig, jedes Mal wenn das passiert denke ich mir “Great, It’s Magic!”.

Pascal: Ich kenne euren alten Film “True Believer”. Meint ihr, ihr würdet so etwas noch mal tun? Oder eine Live-DVD?

Jesper: Na ja, für mich sind Live-DVDs, so eine Sache. Jeder hat inzwischen Facebook, Youtube und wie die Portale alle heißen. Ich bin nicht sicher ob es dafür noch einen Markt gibt. Ich hatte noch nie die Geduld mir eine Zwei-Stunden-Live-DVD anzusehen. Selbst dann nicht, wenn ich die Band sehr mochte.

Laust: Als ich jünger war, hab ich sehr viele DVDs geschaut. Einige Leute lieben das sicherlich immer noch.

Jesper: Ich hab mir von AC/DC nicht einmal “Live At River Plate” ganz angesehen und dabei ist es mein Favorit.

Laust: Ich habe so viele DVDs in meinem Regal stehen, die ich mir noch nie angesehen habe. (Jesper lacht).

Pascal: Ja, ich weiß, was ihr meint. Ich habe gestern auch euren Facebook-Livestream von Bochum gesehen. In der heutigen Zeit ist es sicher schwierig.

Laust: Ja, dennoch wäre es schön, etwas zu haben. So ein komplettes Konzert und nicht nur Ausschnitte. 20 Sekunden.

Pascal: Mir würde es gefallen.

Jesper: Ich versteh das schon, aber es ist auch schwer, weil so eine DVD nie aktuell ist. Ich meine, bis von dieser Tour eine käme, wären vermutlich sechs Monate vergangen. Damit wäre es dann schon alt. Für mich ist das ein typisches 90er-Jahre-Ding. Aber ich sollte manchmal auch die Klappe halten (alle lachen).

 

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Pascal: Wir werden sehen. Wer weiß schon was kommt.

Laust: Wir nehmen jede Show dieser Tour auf.

Pascal: Auf Video?

Laust: Nein, nur Audio.

Pascal: Großartig, also könnte es so etwas wie “Live In Europe” geben.

Jesper: Das ist eine Überlegung.

Laust: Klar, es sind dann auch nur etwa 100.000 Stunden, die wir uns anhören müssen. Also gar kein Problem (alle Lachen).

Pascal: Jesper, du hast ein Buch geschrieben.

Jesper: Jap.

Pascal: Ich würde das sehr gerne mal lesen, aber derzeit gibt es das weder auf Englisch noch auf Deutsch. Und noch dazu ist es überall ausverkauft. Was muss ich tun?

Jesper: Ja, sehr gute Frage. Ich habe mit verschiedenen deutschen Leuten gesprochen die deutsche Verleger kennen. Und alle sagten mir, ich müsse das Buch ins Deutsche und ins Englische übersetzen und dann kann es verkauft werden. Bisher hat das aber noch niemand angefasst. Wenn ich jemand finde der Interesse hat, dann werde ich versuchen das anzugehen und es zu veröffentlichen.

Pascal: Vielleicht kann meine Kollegin Anne übersetzen.

Anne: Ich kann Dänisch lesen, aber nicht unbedingt übersetzen.

Jesper: Ja ich hab mir einfach zum Spaß mal die erste Seite geholt und versucht ins Englische zu übersetzen. Es war unmöglich. Derjenige der es geschrieben hat, hat große lyrische Arbeit geleistet. Er imitiert dänische Lyrik und alle verfallen nochmals in Lachen.

Pascal: Dann muss ich Dänisch lernen. Außerdem hattest du ein Modelabel gegründet.

Jesper: Ja “By Binzer”, “Binzer Mode” genau (alle lachen).

Pascal: Wie kam es dazu?

Jesper: Zwischen den beiden Alben hatte ich sehr viel Freizeit. Ich hatte das Gefühl etwas tun zu müssen und hab alle möglichen Dinge ausprobiert, was wirklich Spaß machte und wobei ich sehr viel lernte. Dieses ganze “Binzer Mode”-Ding war insgesamt sehr interessant, ich wusste nicht wo das hinführen würde. Was wollen die Leute hören? Was wollen die Leute tragen? Man muss tief eindringen in das Thema, das eine klappt dann, das andere Mal nicht. Dann muss man für sich selbst seine Schlüsse ziehen (lacht).

Pascal: Ok, euer Merchandise wird komplett selbst vertrieben oder? Denn ich habe schon öfters über den Webshop etwas bestellen wollen, aber der Umrechnungskurs der dänischen Kronen ist halt sehr schlecht für uns hier und lässt ein Shirt dadurch sehr teuer werden.

Jesper: Ja ok, ich weiß was du meinst.

Pascal: Ihr macht das aber alles selbst, da gibt es keinen Zwischenhändler oder einen Deal mit einem großen Händler wie zum Beispiel EMP?

Jesper: Nein, die haben schon sehr oft mit uns darüber gesprochen. Auch darüber ob wir ein Special-Shirt machen wollen. Bei einer Band, wie wir es sind, ist es aber extrem wichtig, die Kontrolle über solche Dinge zu behalten und das ist hier der Punkt. Es ist schon Teil der künstlerischen Freiheit diese Shirts zu machen. EMP wiederum macht diese Designs die alle Leuten wollen. Wir hingegen machen lieber 250 Shirts mit unserem Motiv, das dann ausverkauft ist und nie wieder in der Form zu haben ist. Anschließend wenden wir uns neuen Designs zu. Es ist also mehr ein Teil des kreativen Prozesses als der Gedanke Geld damit zu verdienen.

Pascal: Ok, dankeschön, das ist ein guter Punkt.

Laust (grinsend): Das ist zumindest eine Meinung zu dem Thema (alle lachen). Das ist ähnlich wie die Planung des Bühnen-Aufbaus. Es macht keinen Spaß, nur das zu tun, was jeder gerne hätte, dass du es tust. Es gibt einem mehr wenn man das tut, was man selbst für richtig hält. Nicht immer sieht das dann gut aus, aber letzten Endes haben wir es selbst gemacht und es gefällt uns. Was besser ist, als würden wir jemandem viel Geld dafür geben und wären mit dem Endprodukt dann unzufrieden. Wir testen viel auf Tour und das macht Spaß.

Pascal: Wo ist eigentlich das Sofa von der letzten Tour?

Jesper: Das ist nicht von der letzten Tour, du meinst das große Sofa?

Laust: Wir hatten es auf der Tour mit zwei Alben pro Abend dabei.

Jesper: Genau, wir hatten es auch auf ein paar Festivals dabei.

Laust: Wir hatten es auch auf Wacken dabei, aber jetzt ist es eingelagert.

Pascal: Also steht es nicht bei dir im Wohnzimmer?

Laust: Das Ding ist wirklich groß (lacht).

Jesper: Es würde in diesen Raum nicht reinpassen.

Pascal: Auch nicht in euren Proberaum?

Jesper: Wir proben unterirdisch.

Pascal: Ihr habt auch eine Unplugged-Show für einen Radiosender geplant. Denkt ihr darüber nach, mehr solcher Dinge zu tun? Oder sogar ein Unplugged Album?

Jesper: Das denke ich eher nicht. Es ist eine andere Sache, und es ist nicht wirklich unser Ding. Wir könnten das alles tun, aber ich finde, wir sind da nicht besonders gut drin. Es wäre dann eher so, dass wir das mehr für andere machen als für uns. Wir fühlen uns da nicht besonders wohl damit.

Pascal: Ich mochte die Bonus-CD in dem Fotobuch und ich finde, ihr macht das super.

Jesper: Ja, das hatte auch Spaß gemacht. Einige Songs passen da auch super, aber bei der Wahl zwischen einer guten alten Rockshow und einem Unplugged Konzert wählen wir immer die gute alte Rockshow.

Pascal: Habt ihr irgendwelche Rituale, bevor ihr auf die Bühne geht?

Jesper: Ja, wir machen ein kleines geheimes Ding, was wirklich gut ist. Es ist nicht, als würde Superman raus gehen. Es ist so ne Kopfsache, danach gehst du als jemand anderes auf die Bühne.

Pascal: Welche Musik hört ihr derzeit so?

Laust: Auf Tour höre ich nicht wirklich viel Musik. Und die meisten neuen Sachen gefallen mir nicht. Ich lese viel auf Tour. Zuhause höre ich alles Mögliche, von klassischer Musik bis hin zu Jazz. Alles was gut ist und mir gefällt.

Jesper: Ich höre im Bus sehr viel Musik. Aber es muss was sein, dass richtig Punch hat (Laust lacht). Ich höre momentan sehr viel DIMMU BORGIR und KVELERTAK. Und auch ARCH ENEMY, da Michael Ammott derzeit sehr aktiv auf Instagram ist. ARCH ENEMY ist abnormal, also bitte,... es ist schwedische Qualitätsware mit einem amerikanischen Mädel das growlt. Das ist mal was ganz anderes.

 

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Pascal: Also kein BON JOVI auf Tour?

Jesper: Nein!

Laust: Nicht mehr auf Tour.

Jesper: Ich höre derzeit “I Loved You At Your Darkest” von BEHEMOTH. Ich finde das sehr interessant.

Pascal: Wie eben schon erwähnt, hattet ihr gestern einen Facebook-Livestream. Ihr seid generell sehr aktiv in den sozialen Medien. Was haltet ihr von den sozialen Medien als solche? Einige sehen das sehr kritisch, andere finden es durchgehend gut.

Jesper: Ich denke es ist zu 90% eine gute Sache, und wir genießen das sehr.

Laust: Du und die Band haben einen direkten Kontakt zu den Fans.

Jesper: Ja, wir haben ganz direkten Kontakt zu den Fans und können uns präsentieren. All der Kram den ich in den Achtzigern für wichtig und sonst niemand für wichtig hielt. Heute sehen die Leute all den Kram, was vor der Show passiert oder auch danach.

Pascal: Ja da gebe ich dir Recht. Ich hatte in den letzten Jahren nicht gerade das beste Bild von Facebook aufgrund des ganzen düsteren Krams, der dort passiert. Aber im Band-Kontext ist es eine großartige Sache. Euer Livestream war großartig diese Woche, auch wenn es zwischendurch mal eine Unterbrechung gab.

Laust: Ja es gab auch auf der Bühne ein paar Unterbrechungen (alle lachen). Nicht nur auf Facebook.

Pascal: Wie ist eure Meinung zu Spotify?

Jesper: Der Wert von Musik bewegt sich hoch und runter. Die Nutzung von Musik wird aber nie abnehmen. Leute nutzen Musik immer. Ich sehe es also eher als einen neuen Kanal an. Da ist sehr viel in Bewegung, und irgendwann wird man auch mit Spotify Geld verdienen können. Es ist wie immer, die Leute beginnen die Sache zu nutzen und promoten es. Momentan fangen die Leute eben an zu streamen. Irgendwann werden die Preise steigen denke ich und dann ist alles noch mal anders.

Pascal: Wir werden sehen, niemand kann es genau sagen.

Laust: Angeblich soll es schon jetzt Geld abwerfen für viele Leute. Spotify hat da auch jede Menge Dinge geändert. Es ist eine gute Entwicklung denke ich.

Pascal: Dann zur finalen Frage! ELECTRIC GUITARS. Jesper du hast mit den beiden gearbeitet für “Headless Chicken”. Wie stehen die Chancen, dass D-A-D und ELECTRIC GUITARS etwas zusammen machen?

Jesper: Ich denke nicht wirklich, dass es dazu kommen wird. ELECTRIC GUITARS sind eine Spaß-Band. “A Really Rockin Guitar-Clinic”. Und das ist wirklich gut, es ist einfach perfekt.

Pascal: Also werden sie vermutlich auch nicht ihren Weg nach Deutschland finden.

Jesper: Sie würden gerne, vielleicht kommt es ja auch noch dazu. Es ist eine wirklich gute Guitar-Clinic Band.


"Klar, es sind dann auch nur etwa 100.000 Stunden, die wir uns anhören müssen. Also gar kein Problem "

Das Livealbum ist zum Greifen nahe


Pascal: Ok eine Frage noch, wie sind die Toiletten bisher auf Tour? Nein Spaß, ziemlich die schlechteste Frage, die man stellen kann (Jesper grinst). Wenn wir eines Tages nach Kopenhagen kämen, was würdet ihr uns als Erstes zeigen?

Jesper: Also zuallererst, komm im Sommer. Ansonsten ist es bei uns so langweilig wie in Mannheim im Winter (alle lachen). Ich würde euch das Gebiet rund um das Schloss zeigen. Dort sind so viele Restaurants, das ist echt Wahnsinn.

Laust: Genau, bring all dein Erspartes mit.

Pascal: Danke für die Warnung.

Laust: Ja wir haben viele schöne Ecken.

Pascal: Ich konnte einen kurzen Blick darauf werfen, als ich zum Sweden Rock fuhr. Wo ihr nächstes Mal nochmal dabei seid!

Jesper: Oh, GUNS N ROSES wurden heute als Headliner bekannt gegeben.

Pascal: Ok cool. Super. Ich bekomme immer wieder erzählt, die Dänen wären das glücklichste Volk der Erde. Könnt ihr das bestätigen? Ihr seht zumindest sehr glücklich aus.

Jesper: Es gibt wirklich einen Punkt, woran das liegen könnte. Wir haben sehr viel Vertrauen zueinander. Möglicherweise zählen wir deswegen zu den glücklichsten Menschen, denn wir vertrauen auch unserem System. Noch dazu gibt jeder auf den anderen ein wenig Acht.

Laust: Jeder passt auf jeden auf, es gibt sehr viel Vertrauen, und das ist ein sehr schöner Vibe.

Pascal: Fast wie bei uns im Saarland.

Laust: Aber unter der Oberfläche (alle lachen böse). Dunkelheit, Misstrauen (lachend).

Pascal: Ok, nochmals danke für eure Zeit und das angenehme Gespräch.

Und so endet eines meiner bisher angenehmsten Interviews. Beide haben die gesamte Zeit über Augenkontakt gehalten und stets ehrliche Antworten gegeben, was gerade angesichts der Merchandise-Frage in der Form eher selten vorkommt. Bleibt nun nur zu hoffen, dass sich Laust schnellstmöglich durch die wenigen Stunden Audiomaterial hört, damit wir bereits im Sommer ein neues Live-Album präsentiert bekommen. (Pascal)

 

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 (Fotos: Anne)

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