Fen - Epoch

Fen_EpochBlack Metal mit Post Rock zu kombinieren ist spätestens seit Mitte der Neunziger keine Ungewöhnlichkeit mehr. Gerade für Avantgardisten, denen der typische Schwarzmetall nicht virtuos genug ist, tat sich mit dieser Mischung eine Möglichkeit auf, neue Grenzen zu definieren.
Unlängst sorgten Bands wie ALCEST, WOLVES IN THE THRONE ROOM und LANTLÔS für die stark wachsende Popularität dieses Sub-Subgenres, was jedoch auch viele Nachahmer mit sich zog.
Die Band FEN aus Großbritannien ist eine Kombo, die sich selbst dem Post Black Metal zuordnet. Seit ihrer Gründung 2006 produzierten sie viel verträumtes, experimentelles Material, das nicht zuletzt durch eine packende Prise Schwarzmetall begeistern konnte.
Auf ihrem nun zweiten Full-Length-Album „Epoch“ gibt es dazu noch einen ganzen Schlag voller progressiver Jazz-Elemente.

Geboten wird zwar Musik, die allen Kriterien des Post Black Metals gerecht wird, sich zu gleicher Zeit aber stellenweise nicht vom Fleck zu rühren scheint. Auf „Epoch“ wurde sich sehr viel vorgenommen. Vermutlich zu viel, denn bei allem Facettenreichtum fehlt es einfach an Eingängigkeit und einem fesselndem roten Faden.
Talent sucht man jedoch nicht lange. Bereits das intensive Drumming zeugt von außergewöhnlicher Fähigkeit, die sich durch ununterbrochen jazzige Rhythmen äußert. Mal lässig, mal geradlinig, mal diffus sorgt der Schlagzeuger für ein Fundament, das für experimentelle Musik wie geschaffen ist. Dabei bringt er sich durch die exzessive Nutzung seiner Trommeln fast schon aktiv in die Melodien mit ein.
Auch die Gitarristen geizen nicht mit Virtuosität. Oft spielen sie im Duett sowohl akustisch als auch verzerrt. Ebenso wie der Drummer vertonen sie dabei eine erfrischende Diffusität, die dazu noch leichte progressive Einschübe erhält. Langsam spielen sie auf jedem Song ihren Highlights entgegen, die üblicherweise in Form von gewaltigen Post Rock Passagen in Erscheinung treten.
Mindestens so vorbildlich verhält sich der Basser, der auch selbst maßgebend an der Musikgestaltung teilnimmt. Freunde des Tieftöners werden demnach voll auf ihre Kosten kommen. Seine Läufe und Soli verbreiten einen sehr satten Groove, der die Gitarren nicht nur ergänzt, sondern stellenweise sogar ersetzt.  
Gesanglich wird dem Hörer einiges zugemutet. Zwischen weiblichem Klargesang und infernalem Kreischen wird alles geboten, was irgendwie passen könnte. Leider wirkt das insgesamt recht unspektakulär, da die Stimmen durchweg etwas mehr Druck bräuchten, um der Musik gerecht zu werden. Dennoch können einige sanft gesungenen Verse in den Ambient-Passagen durch ihre gänsehauterzeugende Wirkung begeistern. In den härteren Passagen beeindruckt, wenn auch nur selten, das etwas intensivere Gekeife, das sonst leider nur viel zu stark gedrosselt zu hören ist.
Das Keyboard hält sich wieder mal an der Schwelle zwischen nützlich und nervig auf. An den Stellen, die das Keyboard lediglich minimal begleitet, mag es ja noch schön klingen. Zumal der Touch Ambient sowohl zum Black Metal, als auch zum Post Rock sehr gut passt. Aber spätestens, wenn das Keyboard damit beginnt, eigenständige Melodien in die Musik zu integrieren, hört sein guter Einfluss auf. Glücklicherweise geschieht das bei FEN nicht ganz so oft, wodurch die Atmosphäre nur stellenweise kleinere Einbußen machen muss.

Insgesamt ist „Epoch“ ein sehr jazziges Werk geworden, das sowohl ewige Ambient-Passagen als auch wunderbare Post-Rock-Elemente miteinander vereint. Trotz der Virtuosität fehlt es jedoch durchweg an Spannung sowie Verschnaufpausen für den Hörer. Mit weit über einer Stunde Spielzeit, wird es sehr schwierig, dem durch und durch komplexem Werk folgen zu können.
Meiner Ansicht nach fehlt es zudem an Anhaltspunkten, die zur Orientierung nötig wären. Die schwarzmetallischen und die überwiegend experimentellen Passagen verwischen zu oft ineinander. Die dadurch fehlenden Kontraste machen „Epoch“ im Laufe der Zeit einfach Fad. Mit Lediglich etwas mehr Minimalismus im Black Metal hätte dieses Manko mit Sicherheit behoben werden können.
Fanatische Fans von LANTLÔS und FINNR’S CANE, sowie Leute, die eine extrem vielschichtige, nie zur Ruhe kommende Monotonie zu schätzen wissen, wird „Epoch“ gefallen. Zumal es sowohl technisch, als auch produktionsbedingt von durchweg akzeptabler Qualität ist.
Mir persönlich bietet dieses Album jedoch etwas zu viel des Guten, weshalb ich der Wertung einen nicht zu leugnenden, subjektiven Einfluss eingestehen muss. Es handelt sich nun mal um kompromisslos niveauvollen, eigenständigen Avantgarde Black Metal, der für Liebhaber gemacht wurde, die ihm die Zeit geben, die er braucht, um wirklich intensiv wirken zu können.  (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 64:54
Label: Code666
Veröffentlichungstermin: 11.02.2011

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