Blöderweise wurde schon um 16:30 Uhr zum Einlass gebeten, was für mich (dem Urlaub sei dank!) kein Problem darstellte, aber für viele Berufstätige sicherlich nicht so einfach zu managen war. Aber da ja bekanntlich um 23:00 Uhr in der Garage Curfew ist und die Touren immer mehr zu Festivals mit drölftausend Bands und minimalen Spielzeiten mutieren, ist daran wohl nicht viel zu ändern. Doch nun zu NEXUS INFERIS: die Gewinner des letztjährigen Rock The Nation-Awards bollerten um 16:47 Uhr los. An den Armen trugen sie Tarnbemalung und aufm Kopf lächerlich aussehende semi-futuristische Sado-Maso-Masken. Ach ja, Tarnnetze über den Mikroständern hatten sie auch noch. Ansonsten ist außer einem relativ belanglosen Cocktail aus Death- und Black Metal-Geballer mit Industrial-Einschlag nicht viel hängen geblieben.
Nachdem selbst bei NEXUS INFERIS in Anbetracht der sehr frühen Stunde die Garage gar nicht mal so schlecht gefüllt war, hatten sich zu den SUICIDAL ANGELS noch ein paar Leute mehr eingefunden. Die thrashenden Griechen begannen ihr Set mit "Bloodbath", gefolgt von "Bleeding Holocaust" vom 2010er Output "Dead Again". Man sieht von Anfang an nickende Köpfe und in die Luft gereckte Pommesgabeln. Sänger/Rhythmusklampfer Nick Melissourgos punktet mit räudig-ehrlichen Ansagen und einem EXCITER-Longsleeve. Die ständig moshende restliche Saitenfraktion gibt ebenfalls ordentlich Gas und Leadgitarrist Panos Spanos feuert ein Solo im SLAYER-Stil nach dem anderen aus seiner mit Blutmuster besudelten Gitarre. Sowieso sind die Riffs sehr stark vom Gitarrenduo King/Hanneman beeinflusst. Was ich an sich nicht schlimm finde, aber etwas Eigenständigkeit vermisse ich dabei trotzdem. Außerdem bleiben die Songs einfach nicht hängen. Man kann gut dazu bangen, aber irgendwie erinnert man sich an keinen Song im einzelnen. Am Ende gibt´s mit "Chaos (The Curse Is Burning Inside)" und "Moshing Crew" noch zwei Kracher von der brandneuen Scheibe "Bloodbath". Die vorderen Reihen feiern die Engel mit lauten Sprechchören ordentlich ab und machen den Abend für die Old School-Thrasher zu einem Erfolg. (Kevin)
Nachdem ich den Griechen mit ihrem bereits tausendmal gehörtem Thrash nicht viel abgewinnen konnte, war es an MISERY INDEX, mich mal so richtig durchzuschütteln. Und dies sollte auch auf beeindruckende Art und Weise geschehen: Egal ob Tracks des aktuellen "Heirs To Thievery"-Albums ("You Lose", "The Seventh Cavalry", "The Carrion Call") oder älteren Schoten ("The Great Depression" und natürlich "Traitors" am Ende) gab das Quartett Vollgas und prügelte so richtig die Scheisse aus den Leibern der mittlerweile amtlich gefüllten Garage. Die groovigen Passagen kamen ebenso druckvoll aus den Boxen und liessen die Köpfe reihenweise mitnicken.
Leider geriet der Sound ein wenig matschig, so dass gerade das einmal mehr beeindruckende Drumming Adam Jarvis´ ein wenig unterging.
Sei´s drum, MISERY INDEX erfüllten die Erwartungen und waren ohne Frage ein frühes Highlight an diesem Abend! (Brix)
Das bereits auf Betriebstemperatur gebrachte Publikum bekam im Anschluss von der LEGION OF THE DAMNED weiter eingeheizt. Die starteten direkt mit einem Triple von ihrem Debütalbum, welches aus der namensgebenden Bandhymne, "Death´s Head March" und dem großartigen "Bleed For Me" bestand. Mit "Pray And Suffer" und dem Titeltrack der famosen "Cult Of The Dead"-Scheibe, sowie der Abrissbirne "Son Of The Jackal" legten die Niederländer kräftig nach. Maurice Swinkels überzeugt mit seiner ganz eigenen Art, die Vocals eher schön giftig zu keifen, statt zu grunzen. Erik Fleuren, das Tier hinter der Schießbude malträtierte die Felle seines Drumkits auf übelste Weise und auch Neugitarrist Twan van Geel machte seinen Job gut. Wobei man sagen muss, dass die Legion nicht wirklich innovativ zu Werke geht. Was auf Platte vielleicht schneller langweilig wird, macht live Spaß. Man kann sich prima den Kopf zu Knüppel-Hymnen wie den lange nicht gespielten Titeltrack des Debüt-Longplayers "Malevolent Rapture" oder "Werewolf Corpse" abschrauben. Swinkels als Tour-erprobter Frontmann hat die Menge gut im Griff. Die reichlich mit fetten Mosh-Parts gespickten Stücke machen den Rest. Vom aktuellen Album gab´s mit "Night Of The Sabbat" nur einen Song, dafür mit "Taste Of The Whip" wieder die Rückkehr zum wiederveröffentlichten Erstwerk. Auch wenn sich mir nicht ganz erschließt, was es dem verstorbenen Ex-Bassisten bringt, wenn die Scheibe neu aufgelegt wird...Na ja, ein starkes Album ist es und auch die Legion hat ihre Anhänger glücklich gemacht...und das ist doch die Hauptsache. (Kevin)
Auf BEHEMOTH war nun die komplette Garage gespannt: Wie würde Nergal seine tragische, aber glücklicherweise zum Guten gewendete Krankheitsgeschichte verkraftet haben?
Nun, ich kann euch versichern: Bestens! Auch wenn die Tightness vorheriger Auftritte ein wenig abhanden gekommen ist, bolzten sich die vier Polen beachtlich durch ihr Best-Of-Set. "Ov God And The Fire" sowie "Demigod" gleich zu Beginn entfesselten den ersehnten Sturm sowohl auf der Bühne als auch im Publikum - für so manchen gab es da kein Halten mehr. "Conquer All", "Alas, Lord Is Upon Me" und "At The Left Hand Ov God" dürfen natürlich in keinem Auftritt BEHEMOTH´s fehlen.
Leider lag auch hier der Sound zu sehr im Brei, so dass der Druck nicht zu hundert Prozent erzeugt werden konnte - das ein wenig steife Stage-Acting führte ebenso zu Abzügen in der B-Note.
Wurschd, als der letzte Track "Lucifer" vorbei war, wurden Nergal und Co natürlich dennoch zurecht gebührend mit gereckten Hörnern verabschiedet! (Brix)
Um 22:00 Uhr enterte dann der Headliner die Bühne. Dies geschah ohne großes Brimborium. Ganz im Gegensatz zu BEHEMOTH, die ja was Show angeht echt was bieten. Allein das enorm gezielt eingesetzte Scheinwerferlicht war schon beeindruckend. CANNIBAL CORPSE feuerten direkt den eher groovigen und gut mitgrölbaren Titeltrack des letzten Albums "Evisceration Plague" raus. Nach "The Time To Kill Is Now" folgte der bereits aus dem Netz bekannte Song "Demented Aggression" vom im März erscheinenden Album "Torture". Das Teil bietet gewohnt gute Knüppel-Kost und fügte sich prima in die Setlist ein. Es folgten der Körperflüssigkeiten-Kracher "I Cum Blood", sowie "Sentenced To Burn", bevor laut George "Corpsegrinder" Fisher mit "Fucked With A Knife" der Song für die Ladies kam. War ja immerhin Valentinstag. Ich hatte zwar mit "Addicted To Vaginal Skin" gerechnet, aber ja, ist auch schön. Mit großen Gesten, außer am Sack kratzen glänzte der Corpsegrinder nicht. Aber sein Stiernacken lässt vermuten, dass er Gewichte mit dem Kopf stemmt, wie ein Kumpel von mir anmerkte. Auch die restlichen Bandmitglieder hatten einen Bewegungsradius wie ein Haufen beinamputierter Zombies. Lag vielleicht auch an den komplexen Frickel-Riffs, die sie sich da aus den Fingern zauberten. Jedefalls knallten uns die Kannibalen weitere Schädeldeckenzerbrösler wie "Priests Of Sodom", "Let Them Suffer" oder "Devoured By Vermin", den ersten Song des "Vile"-Albums um die Ohren. Als Zugabe wurde dann doch noch anderes Folterwerkzeug ausgepackt: und zwar nix anderes als die beiden Klassiker "Hammer Smashed Face" und "Stripped, Raped And Strangled". Und zwar voll in die Fresse! Übrigens war es das erste mal, dass ich es erlebt habe, dass eine Band in der Garage überzogen hat. Als die Leichen die Bretter verließen, war es 23:08 Uhr. Technisch gab´s nix auszusetzen, nur etwas lustlos wirkte die Death Metal Legende. Aber die Todesblei-Heroen haben ihre Aufgabe solide erfüllt. Den Anwesenden schien es jedenfalls gefallen zu haben, denn CANNIBAL CORPSE wurden unter tosendem Applaus verabschiedet. (Kevin)
Rock Hard Festival 2017 02.06. - 04.06. Gelsenkirchen (Fotos: Tutti, Andreas)
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