Fair Warning - Brother´s Keeper

Fair Warning - Brother´s Keeper Nach fünf Jahren Auszeit ist es wieder soweit – nach dem kleinen Vorgeschmack in Form von Re-Releases der 90er ist nun das neue Studiowerk von FAIR WARNING fertig gestellt und muss sich den hohen Erwartungen stellen. Schließlich waren die Herren um Gitarrist Helge Engelke seinerzeit sozusagen die Speerspitze des deutschen Melodic Hard Rock und zu der Zeit DAS deutsche Aushängeschild beispielsweise in Japan. War die Band mit ihren Frühwerken zum Einen erfrischend („Fair Warning“) und erfreulich eigenständig („Rainmaker“), so muss die jetzige fünfte Silberscheibe „Brother´s Keeper“ beweisen, was 2006 in ihr steckt. Käuferfreundliche 70 Minuten Spielzeit stecken in „Brother´s Keeper“ – und bereits die erste Sekunde im Opener „Don´t Keep Me Waiting“ lässt einen schwülstigen BONFIRE-Klon aus den Achtzigern befürchten.
Eine gewisse Ähnlichkeit zu der anderen deutschen Vorzeigeband in puncto Melodic Hard Rock liess sich ja ohnehin nie verleugnen – und insbesondere die Stimme von Sänger Tommy Heart ist hier sicher einer der ausschlaggebenden Faktoren. Die zweite Sekunde straft solch bösen Gedanken aber bereits Lügen – denn FAIR WARNING drehen im Rahmen ihrer (stilistisch vorgegebenen) Möglichkeiten ordentlich auf und rocken mehr als amtlich und so frisch, als hätte es nie eine Pause gegeben.

Spätestens (!) mit dem zweiten Track „Generation Jedi“ hat es das Album geschafft sich in den Gehörgang zu fressen – hier haben Engelke & Co. eine wahre Ohrwurmgranate geschaffen, die vor Energie nur so sprüht.

Nun gut, nach dem explosiven Start haben sich die Jungs erstmal eine kleine Pause zum Durchatmen verdient – in Form von der sehr ruhigen und so gerade eben nicht schnulzigen Nummer „All My Love“ (der Titel ließ es ja eigentlich bereits erahnen).

Diese kleine Erholungspause macht dann einen flotten Fortgang mit „Rainbow Eyes“, bei dem ein stimmlich in Bestform präsenter Tommy alles gibt und dem nachfolgenden „Push Me On“ – was eine wunderbare Symbiose aus rockigen (meist instrumentalen) und melodiösen Passagen schafft. Nanu? Zwei flotte Titel und schon wieder eine seichte Schmalznummer? Nun gut, auch „Wasted Time“ wollen wir mal so durchgehen lassen – im Mittelteil macht ja zumindest Engelkes Gitarrenspiel einiges her.

Engelke ist es auch, dessen Instrument bei „The Cry“ zu Beginn Gedanken an DIRE STRAITS erweckt – im weiteren Verlauf dreht die zunächst ebenfalls ruhige Nummer aber bis zur wahren Granate auf und entwickelt sich so zu einer der Empfehlungen dieser Scheibe.
Von ähnlichem Kaliber und mit ungewohnt aggressiv angelegten Vocals kommt „The Way“ daher, bevor „Once Bitten – Twice Shy“ erneut einen ordentlichen Gang zurück schaltet – aber mitnichten zur weiteren Ballade wird.
Die Worte von Bassist Ule Ritgen „das härteste, was wir bislang gemacht haben“ bekommt nach den beiden knackigen Openern spätestens seine Berechtigung mit „Tell Me Lies“ und dem mächtig groovenden „In The Dark“, auch wenn letzterer etwas bemüht düster ausgelegt ist.

Der Bonus-Track in der europäischen Ausgabe „Still I Believe“ greift danach leider noch einmal ein wenig in die Balladenkiste, kann aber ein weiteres Mal durch die gute Gitarrenarbeit einen richtigen Hänger vermeiden, bevor FAIR WARNING mit „All I Wanna Do“ (einer wieder sehr typischen BONFIRE-Nummer) das Album beschließen.
Moment – nach fünf Minuten Leerlauf kommt noch ein wenige Sekunden langer, pseudo-spaßiger „Hidden-Track“, weswegen man also für die Netto-Spielzeit eben genau diese Zeit abziehen darf.

Ja, FAIR WARNING sind härter geworden. Teilweise geht der BONFIRE-lastige Sound mit Riesenschritten in Richtung der ultraharten PRETTY MAIDS (Vorsicht, Ironie…) – bleiben aber zu oft an irgendwelchen Schmalztöpfen hängen, um den wirklich großen Wurf zu landen. Das heißt jetzt nicht, dass „Brother´s Keeper“ ein schlechtes Album sei – wahrhaft nicht, denn bei den knackigen Tracks punkten die Jungs sehr anständig – aber es sind eben auch Songs dabei, die so schon unzählige Male gespielt wurden und den guten Eindruck wieder mächtig abkühlen. So darf man sich erstmal freuen, dass FAIR WARNING wieder da sind, darauf hoffen, die Band in alter Frische live zu erleben – und vielleicht auch auf eine weitere positive Entwicklung bei weiteren Alben zu warten.


Note: 7,5 / 10

Anspieltipps: „Generation Jedi”, „The Cry”, „Tell Me Why”

VÖ: 25.08.2006

Spielzeit: 70:23 min
Titel: 13
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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