Misanthropic Might - Menschenhasser

misanthropicmight menschenhasserDie Black-Metal-Band aus Wien, die seit 2000 ihren Hass instrumental umsetzt, hat dieses Jahr mit ihrem neusten Album „Menschenhasser" endlich eine Fortsetzung in die Schwarz-Metall-Szene gesetzt. Ihr erstes Album - „Misanthrophic War" - erschien vor elf Jahren! Wurde also Zeit, dass sie mal wieder ihre Menschenabscheu in Musik umwandeln, ehe er sich in Luft auflöst.

Das erste Lied - „War" - beginnt mit einem Dialog, wo zwei „Gläubige" sich gegenseitig angiften. Man ist überrascht, dass es so ruhig beginnt, hat man doch einen lauten, plötzlichen Start erwartet. Beim Dialog hört man als irritierter Zuhörer deutlich die Worte „Jesus", „God" und „Spirit" heraus – und weiß gleich, worum es thematisch geht: Um Anti-Glaube. Oder besser ausgedrückt: Krieg dem Christentum!
Man muss es schon mögen, diese Monotonie in der Musik. Diese scheppernden Gitarren-Riffs, diese Non-stop-Drumrhythmen. Und das bitterböse, kratzige Screamen und Shouten. Doch das ist nichts Neues beim Black Metal; dies platziert die Musik der menschenfeindlichen Band passend in das Genre. Es hört sich böse, gefährlich, bedrohlich an – das ist typisch, charakterisiert diese Art von Musik und wird von den Fans mit viel Genugtuung in Empfang genommen.

Beim Lied „Doomsday" hört man nebst den undurchsichtigen Musikchaos aber doch noch ein cleanes Gitarrensolo anstatt der sonst stets scheppernden Gitarrenwut heraus. Ansonsten rast der Sound dahin; das Lied endet abrupt.
Das ist das paradoxe, wenn man sich das Album anhört: Acht Lieder umfasst es, alle zwischen vier und sieben Minuten lang, und doch rattern sie runter als wären sie nur halb so lang.
„Falling Kingdom" steuert mit seinem eher langsameren Parts etwas gegen die allgemeine Schnelligkeit an. Auch wird hier mit der Melodie abwechslungsreicher gespielt. Was auch gut ankommt, sind die „Gitarrenstops" gegen Ende des Liedes. Mal was anderes. Hier hat die Band gut „herumexperimentiert". Der ausklingende und quitschende Gitarrensound – na ja, das ist jetzt vielleicht nicht typisch Black Metal, aber interessant wirkt damit der Übergang zum nächsten Lied, „Touched by Fire", welches gleich mittendrin anzufangen scheint.

Wer beinahe durchgehendes Geschrei nicht hören kann oder mag, für den ist MISANTHROPIC MIGHT sowieso nichts. Manchmal klingt das Shouten wie eine Kettensäge, die auch mal die Nervenbahnen beschädigen kann. Vor allem, wenn die Shouts schnell hintereinander folgen. Die langgezogenen Shouts sind meistens die harmloseren, die auch die Nerven gut vertragen können.
Beim sechsten Lied „Sunset in Hell" angelangt, hofft man insgeheim auf ein Ende. Der instrumentale Kosmos, die von allen Seiten kommenden Töne, die Kettensägenstimme – das alles puscht auf wie schwarzer Kaffee, macht aber danach noch schläfriger. Ja, auch von Black Metal kann man müde werden.
Das liegt wohl daran, dass sich die Rhythmen in den Liedern von MISANTHROPIC MIGHT im Prinzip immer stark ähneln. Man merkt zwar noch, wo ein Lied aufhört und wo das nächste Lied anfängt, aber man bekommt das Gefühl, dieses Lied vorher schon einmal gehört zu haben. Diese Déjà-vus bewirken einen gewissen „Tonband"-Effekt – man bildet sich ein, dass sich die Lieder wiederholen.

„Human Scum", das vorletzte Lied, ist wenigstens zum Ende hin anders als die anderen: melodischer und vor allem langsamer. Mit Triangel. Dann – endlich – hat man die „Prüfung" (das Anhören des Albums) bestanden. „Becoming The Misanthrope" ist wie eine Auszeichnung für die fleißigen, starken Ohren, die sich den „bösen Krach" angehört haben und nun müde sind. Genauso wie die Nerven, die nun entkräftet sind und sich zur Ruhe legen wollen, sobald der letzte Ton verklangen ist.
Aber huch! - Was ist das? Das längste Lied von allen auf dem Album hat ein paar abwechslungsreiche Überraschungen auf Lager. Zum einen sind hier wieder ein paar melodische Gitarren-Riffs verstreut. Leider nur eine kleine Melodie, die schnell erklungen und auch wieder verklungen ist. Aber immerhin. Und wie bei „Falling Kingdom" haben die Musiker zum Liedende diese abrupten Gitarrenstops eingebettet. Das bringt etwas Kontrast in die Monotonie.

Man hätte sich einen Abschluss-Dialog gewünscht – Intro und Outro. Bei „Becoming The Misanthrope" ist zu Beginn ein kurzer, gesprochener Satz – das war's dann aber auch schon. Generell ist es beim Black Metal keine Seltenheit, die Alben mit Intros zu beginnen und mit Outros zu beenden. Schade, dass das hier – am Ende zumindest – gefehlt hat. (Valentina)

Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 46:19 min
Label: Black Skull Records
Veröffentlichungstermin: 12.09.2014

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden