Majesty - Thunder Rider

majesty_thunderriderImmer, wenn ich „Majesty“ lese, denke ich sofort „ohohoho Majesty!“ Aber das sind in BLIND GUARDIAN, und damit bin ich hier falsch. MAJESTY kommen zwar auch aus  Deutschland und spielen auch Power Metal – oh, Verzeihung, Epic Power Metal – das war's dann aber schon zum größten Teil mit den Gemeinsamkeiten. Auf jeden Fall haben MAJESTY, die Band, jetzt ihr erstes Album seit vier Jahren veröffentlicht. Offensichtlich hat die Fangemeinde sehnlichst darauf gewartet, denn das Album ist mittlerweile sogar in die deutschen Albumcharts eingestiegen.

Ich kämpfe dagegen noch mit dem ersten Song (der als Club Radio Single gekennzeichnet ist und alleine das macht mir schon Angst), dem Titelsong „Thunder Rider“. Offenbar hat die Band versucht, einen Song zu schreiben, in dem möglichst viele der in der Liste der in heroischen Power Metal-Songs zu verwendenden Wörter enthalten sind. Laßt mich mal sehen...: sacred, oath, defender, horse of steel, storm, universe, mighty, warrior, shining stars, lightning, thunder, free, destiny, chains, holy, eagle, evil, hail. Respekt. Herzlichen Glückwunsch. Ich dagegen frage mich, was mich eigentlich geritten hat, mich freiwillig für diese CD zu melden.

Naja, weiter geht’s mit „Warlords Of The Sea“. Der beginnt sehr dramatisch und ist ein typischer deutscher Power Metal-Song mit halbwegs brauchbarem Mitgrölrefrain. Klingt wie schon tausendmal gehört. Wirklich gut gespielt, aber null Innovation. Immerhin gibt es schöne knarrende Spanten als Intro und Outro. Und „Ship Ahoi!“ im Refrain. Ja, der heroische Seemann in mir macht schon mal Luftsprünge.

Doch nicht lange. Mit 08/15 hat es begonnen, mit 08/15 geht es weiter. Dafür kommen aber noch Ohoho-Chöre dazu. Das erste Highlight der Scheibe ist "Make Some Noise“, bei dem man zwar auch keine wahnsinnige Eigenständigkeit erwarten kann, aber der immerhin über einen absoluten Ohrwurmrefrain und herrliche Gitarrenläufe verfügt. Leider machen die billig wirkenden Schreie im Refrain einiges wieder kaputt. Auch „Metalliator“ trieft nur so vor Klischees (was soll man bei dem Titel auch anderes erwarten?), ist aber immerhin musikalisch gut und bestimmt super geeignet in bierseliger Runde den Refrain humpenschwingend mitzugrölen.

Zu „Raise The Beast“ hat man eine Standard-MANOWAR-Melodie eingeladen, die den eher ruhigen Song zwar nicht schlechter macht, aber auch nicht grade dazu beiträgt, daß er weniger langweilig ist. Erst ganz am Ende setzen dann richtig geniale Drums ein. Geil. Warum macht ihr das nicht immer so? Und mit „New Era“ setzt man dann noch einen drauf und präsentiert hier einen richtig guten Song, in dem auch die epischen Chöre nicht überfrachtet, sondern im Gegenteil sogar sehr ausgewogen wirken. So mag ich Power Metal dann doch wieder.

Auch „Asteria“ gefällt mir zumindest am Anfang sehr gut. Da erinnert man etwas an „Far Over Misty Mountains Cold“ aus dem Hobbit und Sänger Tarek Maghary zeigt eine mehr als nur gute Leistung. Leider ist der Song etwas zu dramatisch und episch geraten, auch instrumental kann man nicht so sehr überzeugen wie der Mann am Mikrofon und so wird der Song schnell langweilig. Schade. Da hätte mehr gehen können. Da kommt einem „Rebellion Of Steel“ gerade recht, denn der hat endlich wieder ein angenehmes Tempo. Abgesehen vom Klischeetext macht dieser Song auch richtig Spaß.

Den Ausklang macht dann „Metal Union“, bei dem man auch mal die Akustikklampfe auspackt, die schon zu Beginn die Melodie des späteren Refrains aufgreift. Der ist sehr leicht mitzusingen, der ganze Song ist im Grunde recht simpel und wird wahrscheinlich gerade deshalb live wohl ziemlich gut kommen.

Insgesamt ist „Thunder Rider“ beileibe kein schlechtes Album, sofern man davon absieht, musikalische Innovationen und hochtrabende Lyrik zu erwarten. MAJESTY liefern genau das ab, was man von einer typischen deutschen Power Metal-Band erwartet. Spielerisch gut bis sehr gut, kompositorisch und von den Texten her naja. Kommt live sicher hervorragend, läßt sich prima mitgrölen und für Fans der Band dürfte das hier sicher auch ein Genuß sein. Mir persönlich kommen dagegen die Ohoho-Chöre viel zu oft zum Einsatz und ich vermisse den ein oder anderen Ausbruch aus Schema F. Ich glaub', ich bin einfach zu alt für den Scheiß. Allen jungen und junggebliebenen Power Metal-Fans wünsche ich aber jede Menge Spaß mit diesem Album, das eigentlich nicht so schlecht ist, wie es hier vielleicht klingt. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:56 min
Label: Noise Art Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2013
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