Anna von Hausswolff - Ceremony

vonhausswolff_ceremonyAufgepasst, wer was für Drones übrig hat, aber mit EARTH, SUNN O))) und Konsorten ob mangelnder Abwechslung nie so richtig warm wurde, sollte jetzt die Ohren spitzen. Denn von Drones wimmelt es auf „Ceremony", dem bereits zweiten Album der Schwedin ANNA VON HAUSSWOLFF nur so. Jedoch – und hier kommt der große Unterschied zu den oben genannten Künstlern – nicht als Selbstzweck, sondern verpackt in ein Song-Kostüm. In ihrer Heimat Schweden ist Anna bereits eine recht große Nummer - wie schon ihr Debüt-Album schaffte es auch „Ceremony“ dort immerhin bis auf Platz 5 der Charts. Hierzulande ist sie nach wie vor ein Geheimtipp. Ich will nicht behaupten, dass sich das mit diesem Album ändern wird, aber ein Schritt in die richtige Richtung ist es definitiv.

Nun aber zur Musik an sich: Konnte man bei ihrem Debüt „Singing From The Grave“ aus dem Jahre 2010 noch problemlos Vergleiche zu anderen Künstlern (KATE BUSH, JOANNA NEWSOM usw.) ziehen, so fällt das zumindest mir bei „Ceremony“ ausgesprochen schwer. Obwohl es sich erst um ihr zweites Album handelt, hat Anna hier bereits ihren ureigenen Stil entwickelt und mir fällt beim besten Willen kein anderer Künstlerin ein, der ähnlich klingt.

Anna hat auf diesem Album ihr Piano gegen eine Kirchenorgel eingetauscht, und salopp gesagt, spielt sie Pop-Songs auf der Kirchenorgel. Die Musik jedoch einzig als Pop zu kategorisieren, wäre zu kurz gegriffen – die reichlich vorhandenen Drones machen da einen fetten Strich durch die Rechnung. Wer sich in der experimentellen Musikszene etwas auskennt wird sich darüber kaum wundern: Anna ist die Tochter von Carl Michael von Hausswolff, seines Zeichens renommierter Kurator und Sound Artist, der oft und gerne mit Drones arbeitet, wie ich erst kürzlich auch live erfahren durfte. Auf „Ceremony“ ist dieser Einfluß am deutlichsten bei „Deathbed“, gleichzeitig einer der stärksten Tracks auf dem Album. Bei „No Body“ wird’s dann gar so heavy, dass mir beim Hören als Assoziation sofort SUNN O))) einfallen, und die Kategorisierung „Pop“ endgültig hinfällig wird. Eingängig bleibt das Ganze trotzdem zu jedem Zeitpunkt. Andererseits gibt es aber auch Songs wie „Mountains Crave“, der eindeutig Pop-Hit-Qualitäten hat. Für Abwechslung ist also auch gesorgt. Annas enorm ausdrucksstarke Stimme – mit ihr größtes Wiedererkennungsmerkmal - verleiht auch diesem Album, wie schon ihrem Erstling, eine beträchtliche emotionale Durchschlagskraft.

Drone Pop ist die beste Kategorisierung, die mir für Ceremony einfällt. Dass man sich kaum vorstellen kann, wie das klingen soll, wenn man das Album noch nicht gehört hat, ist nur ein weiterer Beleg für die künstlerische Leistung, die ANNA VON HAUSSWOLFF hier vollbracht hat.

Für mich ist dieses Album definitiv eines der Highlights des Jahres 2012. So etwas wie das hier habe ich in dieser Form bisher noch nicht gehört – und ich höre eine Menge seltsames Zeug. Trotzdem bleibt die Musik zu jedem Zeitpunkt eingängig. Ich kann dieses Album nur jedem aufgeschlossenen Musikliebhaber wärmstens empfehlen.

Anspieltipps: „Mountains Crave“, „Deathbed“, „Sova“, „Funeral For My Future Children“


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 61:05 min
Label: Kning Disk
Veröffentlichungstermin: 18.07.2012
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