Adorned Brood - Kuningaz

adornedbrood_kuningazAn ADORNED BROOD kommt man als deutscher Pagan Metal-Fan eigentlich nicht vorbei. Wie z.B. SKYCLAD gehören sie zu den absoluten Vorreitern der Szene, die es schon gab, als noch lange keiner an eine Bezeichnung wie Pagan Metal gedacht hat und noch keine Kiddies mit Plastikhörnerhelmen methornschwingend auf Konzerten einfielen. Schon seit 1993 musizieren die Grevenbroicher (nicht nur) durch deutsche Lande. In diesem Jahr veröffentlichen sie nun ihr achtes Album, das auf den Namen „Kuningaz“ hört.

Das Intro „Einkehr“ läutet die Scheibe auch sehr folkig ein. Mit viel Flöten und Akustik geht man hier zu Werke und schafft damit gleich eine schöne Atmosphäre die fast schon (aber nur fast) an Filmmusik erinnert. Und dann kommt auch schon gleich der Titelsong „Kuningaz“ an die Reihe. Der beginnt zwar auch akustisch, aber dann geht es gleich richtig zur Sache. Etwas störend finde ich den hohen Anteil an Gekeife, denn gerade den Cleangesang habe ich an ADORNED BROOD immer geschätzt. Ansonsten kann der Song aber auch noch mit einem Ohrwurmrefrain punkten.

So geht es dann eigentlich auf dem gesamten Album weiter. Unterbrochen wird die Scheibe dabei zweimal von den beiden akustischen Instrumentals „Hugin“ und „Munin“, die für sich gesehen zwar gelungen sind, aus der Platte aber jedesmal den Schwung nehmen. Trotzdem gefällt mir die Platte rein musikalisch mal wieder relativ gut. Abgesehen davon, daß mir die Querflöte immer etwas zu sehr im Vordergrund steht und die Gitarren manchmal ziemlich in den Hintergrund drängt (am auffälligsten bei „Victory Of Valhall“). Aber dieses Problem hatte ich schon immer bei ADORNED BROOD.

Das letzte Album „Hammerfeste“ ist irgendwie an mir vorbei gegangen, aber „Noor“ fand ich damals eigentlich nicht verkehrt. „Kuningaz“ kann das Niveau aber nicht ganz halten. Dafür stört mich dann das Gekeife zu sehr. Dazu kommt, daß ADORNED BROOD es zwar geschafft haben, einen ganz eigenen Sound zu kreieren, der sie unverkennbar macht, leider wiederholen sie sich jedoch oft, so daß ihre Scheiben relativ schnell langweilig werden. Auch der Sound ist wieder einmal nicht optimal. Mit einem fetteren Sound  würde „Kuningaz“ nochmal eine ganze Ecke kerniger klingen. So fehlt es einfach an der nötigen Rauheit, die harten Instrumente stehen zu weit im Hintergrund, die folkigen  zu weit im Vordergrund und man schafft es immer noch nicht, beides harmonisch zu verbinden.

Auch textlich werde ich mit den Grevenbroichern einfach nicht warm. Sie waren ja noch nie große Lyriker, aber auf „Kuningaz“ schrammen sie oft nur knapp an der Grenze zur Grausamkeit vorbei. „We are men, strong as a mountain […], we are men, drink from the fountain“ (Reim dich oder ich freß dich – und schlag dich erst hinterher tot) oder „die Axt in deiner Hand, zur Rache du bereit“ (dieser Satz kein Verb) lassen mich schaudernd erzittern. „We're men, who can, what the women never understand“. Und da muß ich sagen, daß ich in der Tat nicht verstehen kann, wie man den Mut aufbringt, solche Texte zu veröffentlichen. Aber man muß ja nicht immer alles verstehen.

Und deshalb bin ich mir auch mittlerweile gar nicht mehr sicher, ob „Men!“, aus dem die meisten dieser lyrischen Perlen stammen, nicht einfach nur als Spaßsong gedacht ist. Denn einen gewissen Humor kann man dem Song nun mal einfach nicht absprechen. Andererseits ist der wiederum nicht so deutlich, daß man eindeutig sagen könnte, wie es jetzt gemeint ist. Legen wir es mal positiv für die Band aus und behaupten, daß es ein ironischer Spaß ist, den vor allem die Teenager im Publikum gerne mitsingen werden. Trotzdem würde ich gerne ein Verb für „Kreuzeslast“ spendieren.  

Zusammenzufassend kann man leider wieder einmal nur feststellen, daß ADORNED BROOD nicht umsonst in der Liga spielen, in der sie spielen. Sie sind eben einfach nur gut, zum sehr gut sein reicht es nicht. Was man hört ist nett und angenehm, aber nett und angenehm sind nunmal nicht die Attribute, die man sich als Paganmetaller wünscht. ADORNED BROOD fehlt einfach das gewisse Etwas. Die Songs sind an sich ja nicht schlecht, aber man hat ständig das Gefühl, das alles schonmal gehört zu haben. Und ja, der Sound – der muß auch endlich mal besser werden; schließlich ist die Band schon lange genug im Geschäft. Wer sich die Scheibe zulegen möchte, dem sei aber zur  Digipak-Version geraten, denn auf der befindet sich mit der neu eingespielten Version von „Totenmarsch“ (ursprünglich auf „Erdenkraft“ veröffentlicht) noch ein Bonussong, zu dem ich jedoch leider nichts sagen kann, da er mir nicht vorliegt.   (Anne)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:47 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 23.11.2012
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