Jimi Jamison - Never Too Late

jimijamison_nevertoolateAuf die Frage ob "I´m Always There", die Titelmelodie von "Baywatch" von SURVIVOR oder JIMI JAMISON stammt, kann man nicht falsch antworten. Denn in den Neunzigern existierten zwei Versionen der AOR-Helden, eine mit dem ursprünglichen Frontmann Dave Bickler und eine unter dem Banner ihres zweiten Sängers. Und diese ist eben für jenen späten Hit verantwortlich, den seine Originalband nach der Reunion gerne in ihr Set aufnahm. Die war zwischenzeitlich ebenfalls wieder Geschichte, doch im letzten Jahr raufte man sich wieder zusammen und werkelt an einem neuen Album. Was den Sänger nicht davon abhält seine eigenen Sachen durchzuziehen. Im letzten Jahr überzeugte er an der Seite von Bobby Kimball von TOTO mit einem Duett-Album, welches in Deutschland aufgenommen wurde. Nun hat er mit "Never Too Late", nach dem 2008er  "Crossroads Moments" ein weiteres Soloalbum am Start.

Hierfür zog es ihn erneut nach Europa, nach der Achse Mat Sinner/Alex Beyrodt sogar noch weiter nach Norden, genauer nach Schweden. Dort tat er sich mit Songwriter Erik Martenson zusammen, der bereits für W.E.T. und zuletzt ECLIPSE gearbeitet hatte. Der Mann spielte dazu die meisten Instrumente selbst ein und produzierte die Scheibe. Lediglich die Drums, einige Soli und Orgeleinsätze übernahmen ein paar seiner Landsleute.In der Info der Plattenfirma heißt es, der Dreher würde rockiger ausfallen als der letzte, aber heißt es das nicht immer.

Zumindest der Start klingt verheißungsvoll, Piano und Orgel leiten schön ein, bevor „Everybody´s Got A Broken Heart" locker beschwingt nach vorne rockt. Könnte von der Gitarrenarbeit auch von FOREIGNER in ihrer Hochphase stammen. Ruhiger und ein wenig atmosphärischer geht es bei „The Great Unknown" zu, die Arrangements sind sehr reduziert, in den Strophen ertönen lediglich die Drums. Das weckt nicht nur sofort wieder Erinnerungen an LOVERBOY, sondern auch an die Stammformation von JIMI JAMISON, deren Hits ja ähnlich funktionieren.
Ähnlich spartanisch instrumentiert kommt der Titeltrack um die Ecke, Piano und Basslauf sorgen für den nötigen Schwung. Der Refrain ist wie bei allen Stücken leicht hymnisch ausgefallen, geht gut ins Ohr, wirkt aber auch ein wenig klebrig. Hier wurde zu viel aus dem Melodicrock-Setzkasten zusammen komponiert, trotz feiner Melodien klingt das streckenweise beliebig. Erst das eigentlich sehr ruhig beginnende „I Can´t Turn Back" bringt im aufbrausenden Chorus mit knalligen Gitarren richtig Stimmung in die Bude. Obwohl eine Bude eindeutig zu klein dafür ist, das hier gehört eher in die Stadien. So griffig präsentiert sich nur noch das nach schönen Harmonien ebenfalls im Refrain explodierende „Not Tonight".
So richtig nach vorne treibt dann das folgende „Street Survivor" oder die Abschlussfanfare „Walk On (Wildest Dreams)". Bei ersterem pumpt der Bass zu dezenten Orgelklängen, was den Song ein wenig aus dem sonstigen Einheitsgewand heraus hebt. Allzu oft ertönen einfach Anklänge an JOURNEY oder die bereits genannten Konsorten. Die sehr sanfte, nur von der Orgel begleitete Ballade „Heaven Call Your Name" überrascht zwar, doch auch hier klingt der Refrain zu stark an „I´ll See You In My Dreams" von GIANT.

Und das ist eben das große Manko von „Never Too Late", alles wirkt austauschbar, weil einfach schon öfter gehört, dafür auch meist besser. Das klingt alles nach Schema F, wie vom Reisbrett, ohne irgendwelche neue Impulse. Schlecht ist das sicherlich nicht, zumal es technisch nichts zu bemängeln gibt, in Sachen Soli legt sich Martenson ebenfalls ins Zeug. Seine druckvolle und transparente Produktion kann überzeugen, aber im Vergleich zum letztjährigen Duettalbum ist der Sound weniger ausgefeilt, alles wirkt zu poliert, es fehlt die Tiefe. Wer von der hohen und angerauten Stimme Jamisons nicht genug bekommen kann, darf hier gerne zugreifen, brauchen tut man das Werk aber nicht unbedingt. (Pfälzer)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:27 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 02.11.2012

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