Coppelius - Zinnober

Coppelius - ZinnoberDass COPPELIUS eine sehr sehenswerte und unterhaltsame Live Band sind, wird jeder bestätigen können, der die etwas seltsam anmutenden Berliner Musiker schon ein- oder mehrmal auf der Bühne erlebt hat. Das Kokettieren mit den Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts, das extravagante Outfit mit Gehrock, Zylinder und Frack sowie die tragenden Instrumente Klarinette, Cello und Kontrabass, führen dazu, dass ein COPPELIUS Auftritt ein Konzerterlebnis der besonderen Art ist. Dadurch, dass der visuelle Aspekt bei COPPELIUS nicht zu unterschätzen ist, ist es für die Berliner natürlich nicht ganz so einfach, nur mit ihrer Musik auf einer schlichten Cd zu überzeugen. Vielleicht war das auch ein Grund, warum es fast 10 Jahre gedauert hat, bis COPPELIUS 2007 ihr Debütalbum „Time-Zeit“ veröffentlichen konnten. Seitdem geht’s aber Schlag auf Schlag zu, denn bereist 18 Monate nach „Tumult!“ steht mit „Zinnober“ bereits der dritte Longplayer in den Startlöchern.

Und auch wenn ich die ersten beiden Alben der Band nur sehr flüchtig kenne, wage ich zu behaupten, dass sich COPPELIUS auf „Zinnober“ selber übertreffen. Was früher noch etwas zu wild und etwas zu chaotisch wirkte, klingt auf „Zinnober“ wie aus einem Guss. Insgesamt 16 Songs haben die sechs Musiker für „Zinnober“ geschrieben, darunter das obligatorische Intro (der Butler beim Putzen) sowie mit „Vergessen“ ein kurzes a capella Stückchen. Der Rest ist ganz typisch COPPELIUS, so dass die Freunde des gepflegten „Kammer-Core“ auf ihre Kosten kommen werden.    
Mit „Diener 5er Herren“, „Der Handschuh“, „Risiko“, „Klein Zaches“ und der Bandhymne „Coppelius Hilft!“ zaubern die Herren gleich fünf bärenstarke rockige Songs aus ihren Zylindern, die zu Hause beim Hören Spaß machen und auch live das abgehen fördern werden. Das Lied über den großen Zauberer „Gumbagubanga“ wird im künftigen Set ebenso wenig wegzudenken sein. Doch COPPELIUS können nicht nur schnell, es sind auf „Zinnober“ gerade die beiden Balladen „Stetig Fromm“ (getragen vom Cembalo) und „Ade Mein Lieb“ ganz zum Schluss, die am meisten zu überzeugen wissen.

Ein drittes IRON MAIDEN Cover darf natürlich auch nicht fehlen. Nach „Murders In The Rue Morgue“ auf „Time-Zeit“ und „Charlotte The Harlot“ auf „Tumult!“ vergreifen sich COPPELIUS dieses Mal an „Genghis Khan“ vom „Killers“ Album der eisernen Jungfrau. Nett umgesetzt, aber bei weitem nicht so stark wie die beiden anderen Adaptionen.

Dass das etwas langatmige „Der Feuerwehrmann“ (trotz interessantem Text) und das englisch vorgetragene „I Told You So“, das nichts besonderes zu bieten hat, das Niveau des Rests nicht ganz halten können, ist eine etwas fade Begleiterscheinung von „Zinnober“, bietet auf der anderen Seite aber auch die Chance, dass es COPPELIUS beim nächsten Mal noch besser machen können.

Eine einfache Aufgabe wird das jedenfalls nicht, denn „Zinnober“ ist vom ersten bis zum letzten Ton die etwas andere Musikkunst, die man nicht gut finden muss, aber getrost gut finden kann, wenn man sich auf sie einlässt. Da Capo! (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 53:59 min
Label: F.A.M.E. Artist Recordings
Veröffentlichungstermin: 29.10.2010

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