Neverdream - Said

Neverdream - SaidNormaler Progressive Metal ist euch inzwischen zu langweilig? Dann testet doch mal NEVERDREAM, die nicht nur irgendeine Prog Metal Band sind, sondern die sich (oder die Promotion machende Agentur tut es) auf die Fahnen schreibt „Thinking Man's Progressive Metal“ zu machen. Und damit haben sie mal so was von Recht! Umso überraschter ist man, wenn man feststellt, dass die Band aus Italien kommt, in Anlehnung an Finnland das Land der 1000 schlechten Bands.

 

"Thinking Man's Progressive Metal“ bedeutet im Falle von NEVERDREAM, dass der Sechser aus Rom nicht nur musikalisch kurvenreiche, steile und gefährliche Wege beschreitet, sondern vor allem in lyrischer Hinsicht immer wieder Stoff zum Nachdenken bietet. Nachdem sich die Band auf ihrem 2006er Debüt „Chemical Faith“ thematisch mit einer gewissen Christiane F. vom Bahnhof Zoo befasste, um zwei Jahre später auf „Souls – 26 April 1986“ die Katastrophe von Tschernobyl aufzuarbeiten, haben sich die Römer auf ihrem dritten Konzeptalbum in Folge ein Thema ausgesucht, das mindestens genauso viel Potential bietet, um sich auszutoben: Afrika!

 

Schlicht und einfach Afrika und so handeln Songs wie „Kinshasa“, „Voodoo“ oder „The Long Walk To Freedom“ von der afrikanischen Geschichte, von den Ungerechtigkeiten des ärmsten Kontinents und den Hoffnungen der Menschen. Klar, dass man an manchen Stellen versucht, diese Thematik auch in der Musik unterzubringen wie in „Voodoo“ oder am Anfang von „Kinshasa“, aber zum Glück übertreibt man es damit nicht, denn sonst wäre „Said“ nahezu unhörbar.  

Nein, NEVERDREAM sind durch und durch eine Metal Band, die uns Hörern düster-melancholischen und wirklich schwer verdaulichen Prog bietet, der immer wieder Erinnerungen an PAIN OF SALVATION, DREAM THEATER, NEVERMORE oder KATATONIA wach werden lässt. Insgesamt 7 Songs gibt es auf „Said“ im wahrsten Sinne des Wortes zu entdecken, in mehr als einer Stunde Spielzeit, ich denke, das sagt schon einiges über dieses Album aus.  

Der bereits angesprochene Opener „Kinshasa“ mag den Hörer ganz zu Beginn mit Urwaldrhythmen verstören, doch der unerwartet heftig groovende, fast schon blastspeedartige Part, lässt bereits erahnen, dass wir es bei „Said“ mit Heavy Metal zu tun haben. Ein vielschichtiger und wirklich in allen Belangen gelungener Beginn in ein Album, das man so schnell nicht vergessen wird.

Interessant und sozusagen nonkonform sind NEVERDREAM auch vor dem Hintergrund, dass sie mit Fabrizio Dottori über einen festen Saxofonisten in ihrem Line-Up verfügen, der sich bei einigen der 7 Songs dezent einbringen darf. Für den einen wird das schon zu viel sein, für den anderen könnte es ruhig noch etwas mehr sein, ich finde das so genau richtig.
Von der Rhythmik, von der Melodieführung und vom übergeordneten Anspruch her erinnert an „Said“ vieles an die schwedischen Alleskönner von PAIN OF SALVATION. Und damit kommen wir zum Haken an diesem Album. Was die Schweden um das Genie Daniel Gildenlöw können, das können NEVERDREAM nur zu 85%, denn so etwa ab dem fünften der 7 Songs gehen den Italienern etwas die Ideen aus und die Songs leiden an zu vielen Wiederholungen oder ganz allgemein gesprochen unter einem Überangebot an gewolltem Anspruch. Warum nicht einfach mal zwischendurch eine prägnante 4 Minuten Nummer, warum nicht auch mal eine ruhigere Ballade?

Wirklich schade, denn das verhindert einerseits, dass „Said“ ein Meisterwerk geworden ist, was durchaus drin gewesen wäre, und schlägt sich andererseits natürlich ganz am Ende in der Note nieder, die nicht ganz zum Ausdruck bringen wird, was für eine einzigartige Band NEVERDREAM eigentlich sind. Und genau nach so etwas sucht man doch im alltäglichen Einheitsbrei.  

Für die komplette Bearbeitung des Sounds von „Said“ war übrigens Achim Köhler verantwortlich, der sich bislang vor allem durch diverse Power Metal Bands einen Namen gemacht hat, hier aber zeigen kann, dass er einem Album auch einen trockenen und natürlichen Sound verpassen kann.

Wer mit der neuen PAIN OF SALVATION Scheibe „Road Salt 1“ nicht ganz glücklich ist, weil sie a) zu wenig Metal oder b) zu experimentell ist, der findet in NEVERDREAM und deren dritten Album „Said“ eine richtig gute Ergänzung bis in einigen Monaten „Road Salt 2“ da sein wird. (Maik)

 

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 65:09 min
Label: Twilight Zone Records
Veröffentlichungstermin: 10.09.2010

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