Ein ganz schön harter Brocken ist „Mind 2 Zero“ von der Münchener Band WATERSUN geworden, die seit 2003 in unterschiedlichen Besetzungen existieren (von Anfang an ist inzwischen nur noch Gitarrist Marc Torben Fischer dabei) und die im April diesen Jahres endlich ihr neues Album fertig gestellt haben, das in den entsprechenden Kreisen für offene Ohren und Münder sorgen wird. Soviel sei schon einmal verraten, „Mind 2 Zero“ ist ein Album, das es so kein zweites Mal gibt, und das hängt nicht nur mit solchen Songtiteln wie „Left Ventricular Disorder“, „Astro Cities Talk To Me“, „The Finished Version Of Human Genom Sequence“ oder meinem persönlichen Favoriten „The History Of An Averaged Sized Sun“ zusammen. Umso verwunderter ist man, dass dieses Album nicht über ein Label erscheint, sondern von der Band in eigener Regie veröffentlicht und vertrieben wird.

Sage und schreibe 15 Songs umfasst „Mind 2 Zero“, die nicht nur in ihrer Länge von noch nicht einmal zwei bis zu über acht Minuten reichen, sondern auch stilistisch eine Bandbreite abdecken, die seinesgleichen sucht. WATERSUN geben zwar einen ganzen Haufen an Einflüssen an wie SOUNDGARDEN, QUEENS OF THE STONE AGE, A PERFECT CIRCLE. LED ZEPPELIN, DEFTONES oder KYUSS, aber nichts will so recht passen, so dass ich jetzt hier vor dem Problem stehe, Musik zu beschreiben, die man mit wenigen Worten nicht beschreiben kann, da sie so dermaßen komplex, vielseitig und sprunghaft ist, dass man wohl oder übel ein neues Genre für WATERSUN erfinden müsste. Wie wär's denn mit „Progedelic Stoned Alternative Rock“?

Qualitativ gesehen bewegen sich alle Songs auf einem konstant hohen Niveau, ganz egal, ob man die eher harten Songs wie „Astro Cities Talk To Me“ und „No Man At Sight“, die deutlich psychedelischen Nummern wie „Endogyne Walk“ und „Cherobin Dreams“ oder die ganz experimentellen wie die Spoken-Words-Nummer „The History Of An Average Sized Sun“ oder das Instrumental „We Are“ in den Mittelpunkt stellt. Songübergreifend dürfte aber eines klar sein. Man muss als Hörer schon ein Faible für Stonerrock und Alternativesounds mitbringen, um verstehen zu können, was die vier WATERSUN Musiker Olivier Pauly (Gesang), Marc Fischer (Gitarre), Willy Schäfer (Schlagzeug) und Marie-Theres Reiser (Bass) hier abliefern. 

Wer auf anspruchslosen musikalischen Fast-Food steht, der wird für „Mind 2 Zero“ nur ein Kopfschütteln in Verbindung mit einem Achselzucken übrig haben. Wer hingegen auf Bands steht, die die gängigen Genreschubladen geschlossen lassen und einfach nur das machen, was die für richtig halten, und die bestrebt sind etwas zu erschaffen, was es in ähnlicher Form noch nicht 100 Mal gibt, der sollte sich bei MySpace einmal einen ersten Überblick verschaffen.

Gibt’s auch etwas, was mir an „Mind 2 Zero“ nicht gefällt? Ja, das gibt es leider auch! Bei aller Abwechslung, bei aller Detailverliebtheit und bei aller Grenzenlosigkeit, mit der die Münchener zu Werke gehen, scheint eines im Laufe der 65 Minuten zu kurz gekommen zu sein, das letztendlich dafür verantwortlich ist, dass die Musik einen auch emotional richtig packt. Ich spreche an dieser Stelle zum einen von den ganz großen Melodielinien, die viele der „Mind 2 Zero“ Songs nicht haben, was den Zugang zu der sowieso schon komplexen Musik erschwert, und zum anderen sind die Songs auch inhaltlich zu abstrakt, um eine persönliche Verbindung zu ihnen aufbauen zu können. Da kommt mir die angestrebte Innovation dann doch ein Stück weit zu sehr als Selbstzweck durch. 

Aus diesem Grund ist „Mind 2 Zero“ nicht ganz so stark wie die aktuelle PAIN OF SALVATION Scheibe, bei der es einen vergleichbaren unberechenbaren Stilwirrwarr zu entdecken gibt. Trotzdem ist „Mind 2 Zero“ ein Album, an das man sich noch lange erinnern wird und damit hat die Band sicherlich ihr wichtigstes Ziel erreicht. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 65:49 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 16.04.2010