Mongo Ninja - No Cunt For Old Men

mongoninja_nocuntforoldmen.jpgBeim Namen der Band habe ich mich ehrlicherweise zuerst einmal gefragt, was zum Teufel das bedeuten soll. MONGO NINJA aus dem norwegischen Oslo erklären ihren Bandnamen wie folgt: „Ein MONGO NINJA ist nicht zwangsläufig ein Mensch mit Downsyndrom der in einem schwarzen Pyjama durch die Gegend rennt und ein Nunchaku schwingt.“ Laut der Band ist ein MONGO NINJA ein hässlicher, angepisster Neandertaler, der in einer Kneipe vollkommen durchdreht. Oder auch eine Horde von alten Männern, die Teenager Musik spielen. Die Bandmitglieder sind seit Jahrzehnten in der norwegischen Szene unterwegs, so dass sich der Fünfer aus ehemaligen Mitgliedern von Emperor, The Cumshots, Blood Tsunami, Aborym, Scum, Hellride, Datsun, Bomberos, Hurra Torpedo, Weapons of Ass Destruction, Tombstone Slingshot und Pearl Necklaces of Infant's Testicles zusammensetzt. 

MONGO NINJA bestehen seit 2009 in der Besetzung: Kristopher (Lead Vocals), Peter (Lead Guitar/Backing Vocals), Dor (Lead Guitar/Backing Vocals), Mads (Bass/Backing Vocals) und Bård (Drums). Nach ihrem Debüt “…And The Wrist Is History“ im letzten Jahr veröffentlicht die Band mit „No Cunt For Old Men“ bereits ihr zweites Album. Dieses Album wurde angeblich in der Rekordzeit von 48 Stunden in den Caliban Studios in Oslo eingespielt, weil die Band noch in der Kneipe einen saufen wollte. Produzent Ruben Willem behauptet weiterhin, die Band wäre bei den Aufnahmen stockbesoffen gewesen. Hier stellt sich mir nun die Frage, ob man MONGO NINJA denn ernst nehmen soll und ob sie sich selbst überhaupt so ganz ernst nehmen.

Jetzt aber zum Album und den darauf enthaltenen 15 Songs. Stellt man sich vor, MOTÖRHEAD, SLAYER und die MISFITS würden gemeinsam in einem Raum jammen, bekommt man eine ziemlich genaue Vorstellung, wie MONGO NINJA klingen. Die Musik klingt wie MOTÖRHEAD, während Kristopher stimmlich sehr stark an Tom Araya von SLAYER erinnert. In einigen Songs wie zum Beispiel „Sharkman Of Karlsruhe“ blitzen auch die MISFITS auf.
Die Geschichte mit den nur 48 Stunden Aufnahmezeit kaufe ich der Band und dem Produzenten allerdings nicht ab, es sei den Willem ist ein Wunderproduzent; dafür klingt die Scheibe nämlich zu gut. Schon der erste Song „Mongo Ninja Attack“ hämmert mit einer derartigen Gewalt aus den Boxen, dass es einem die Freudentränen in die Augen treibt. Danach folgt mit „Broken Cock“ ein schneller Punk Song, der richtig gut abgeht.
Auch die restlichen Songs der Scheibe sind auf hohem Niveau und besonders „I Hate Your Girlfriend“ lädt zum Mitgröhlen ein. Musikalisch wissen die 5 Norweger mit ihrem Mix aus Thrash Metal, Rock und Punk durchaus zu überzeugen. Trotzdem sind MONGO NINJA eine Band, die polarisiert und das liegt an den teilweise recht grenzwertigen Lyrics der Jungs. Ich weiß nicht, ob die Band nur einen rabenschwarzen Humor hat oder ob dies dem Zweck der Provokation um jeden Preis dient. Songs wie „Broken Cock“, in dem es um den Penisbruch von Dieter Bohlen geht sind noch lustig. Die Chicago-Crime-Story, welche einem die Jungs jedoch auf "The Ripper Crew" nach einer angeblich wahren Geschichte über die perverse Tötung von jungen Prostituierten auftischen, zeugt allerdings von ziemlich schlechtem Geschmack. "Shotgun Wound" mit seiner wiederholenden Aussage: "Shotgun To My Ass, My Last Tattoo", kann man wohl auf keinen Fall Ernst nehmen.

Bei "Wheelchair Hooker" hört für mich jedoch der Spaß endgültig auf. Hier wird das Wort "Roll/rolling" eindeutig zweideutig auf "Rock'n'Roll" und auf die Rollen eines Rollstuhls bezogen. Laut Beilage handelt es sich hier um einen Song über eine arm- und beinlose Prostituierte im Rollstuhl. Wie bitte? Ja, richtig gehört, eine arm- und beinlose Prostituierte im Rollstuhl! Wie soll man das einordnen? Ergötzen sich MONGO NINJA einfach an solchen Geschichten und schlachten sie ähnlich wie SLAYER fachmännisch pervers aus?  Oder handelt es sich hier um eine recht abstrakte Form von Sozialkritik? Bandshouter Kristopher meint: Es gibt zu viele Idioten da draußen, die einen zu Tode erschrecken und dafür sorgen können, dass man sich kaputtlacht. Ob man nun kranke Kriminalfälle in rockige Melodien verpackt und die Hintermänner als Idioten bezeichnet, ist eine Sache, aber wenn man sich in einem Song über Behinderte lustig macht hört bei mir das Verständnis auf.

Leider beziehen MONGO NINJA hier nicht eineindeutig genug Position, so dass der Song für mich äußerst fragwürdig ist. Natürlich gibt es auch Bands wie CANNIBAL CORPSE, die ähnlich kranke Texte machen, zu einer Band wie MONGO NINJA, deren Mix aus Thrash, Punk und Rock eigentlich richtig Spaß macht, scheinen diese Lyrics einfach nicht recht zu passen. Außerdem fällt es unangenehm auf, dass es in fast jedem Song des Albums um irgendeine Form von Sex geht. Das Ganze wirkt wie ein auf CD gepresster Porno.
Ich bin bestimmt kein Kind von Traurigkeit, aber diese Sexschiene, die teilweise völlig überzogenen Horrortexte und das spätpubertär wirkende Asozialen- und Säuferimage der Norweger nerven auf Dauer leider extrem. Da kann die Musik noch so gut sein. (Matthias)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 27:46 min
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungstermin: 31.05.2010 

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