Kiuas - Lustdriven

kiuas_lustdriven.jpgDass das Bandreservoir in Finnland schier unendlich ist, das ist keine neue Erkenntnis. Und so kommt es, dass immer wieder Bands auf der Bildfläche auftauchen, von denen man hierzulande auch als Insider noch nie was gehört hat, die aber in ihrer Heimat bereits „alte Hasen“ sind. KIUAS sind genau so ein Beispiel! Gegründet vor gut 10 Jahren, hat man über Spinefarm Records bereits 3 vollwertige Alben rausgebracht – „The Spirit Of Ukko (2005), „Reformation“ (2006) und „The New Dark Age“ (2008) – vorliegendes „Lustdriven“ ist folglich das vierte Studioalbum...logo! Dass alle diese Alben in den finnischen Charts gelandet sind, überrascht angesichts der Metalaffinität der Bevölkerung wenig, dass die Band aber 2008 mit „Of Sacrifice, Loss And Reward“ sogar einen lupenreinen Nummer-1-Hit abgeliefert hat, schon eher. Und wenn man dann bedenkt, dass KIUAS übersetzt so viel wie „Saunaofen“ bedeutet, kommt man nicht umher, ein „die Spinnen die Finnen“ in die Runde zu werfen; oder könnt ihr euch ne deutsche Power Metal Band mit so einem Namen vorstellen?

Los geht „Lustdriven“ sogleich mit „Kiuassault“ und „Cry Little Angel“, zwei typischen Melodic Power/Speed Nummern mit flottem Drumming, schnellen Riffs und netten Melodien. Dass die Band auf ein opulentes Intro verzichtet, wie ich es eigentlich erwartet hatte, sondern gleich in die Vollen haut, sei an dieser Stelle mal lobend herausgestellt. Sicherlich hat man solche Songs wie die ersten beiden schon hunderte Male gehört, aber KIUAS schaffen es zumindest, dass die Chose nicht ausgelutscht klingt. Von daher schon einmal ein guter Anfang, aber es soll noch besser kommen, denn von Song Nummer drei bis Nummer acht reiht sich Knaller an Knaller!

„Of Love, Lust And Human Nature“ könnte nicht nur angesichts des Titels der Nachfolger von „Of Sacrifice, Loss And Reward“ sein, sondern auch wegen seines vorhandenen Hitpotentials. Im Vergleich zu den ersten beiden Songs ist „Of Love, Lust And Human Nature“ weit weniger „on speed“, dafür ein gutes Stückchen bombastischer. Die Verschnaufspause soll allerdings nur kurz ausfallen, denn mit „Aftermath“ hauen KIAUS eine thrashige Variante einer Power Metal Nummer raus und erinnern damit an Bands wie BRAINSTORM, SYMPHORCE oder sogar an SEPULTURA. 
Man erkennt jetzt schon, dass KIUAS in den engen Grenzen des Power Metals um Abwechslung bemüht sind, und so soll es auch weiter gehen; im Prinzip setzt jeder Song eigene Akzente.

Sei es mit der mitreißenden Powerballade „Lights Are Many“ (für mich das Highlight der Scheibe) oder dem über 6-minütigen „The Visionary“, bei dem KIUAS plötzlich in symphonisch-progressiven Gewässern schwimmen. Ist besagtes „The Visionary“ etwas kopflastiger, so folgt mit der Abgehnummer „Heart And Will“ erneut ein recht einfach konstruiertes und flott vorgetragenes Stückchen, wohingegen „The Quickening“ anschließend dann eine weitere radiotaugliche Nummer ist, mit der man erneut die finnischen Charts unsicher machen könnte. Das kann man sicherlich kritisieren, gäbe es nicht auf der anderen Seite eben auch diese thrashigen Momente wie in „Aftermath“, „Kiuassault“ oder dem abschließenden „Winter's Sting“. Lediglich mit dem akustisch- folkloristisch gehaltenen „Summer's End“ habe ich so meine Probleme; der Song ist zumindest mir zu fröhlich und würde besser zu Bands wie ENSIFERUM, KORPIKLAANI oder ALESTORM passen.   

Im Vergleich zu deutschen Power Metal Bands wie RAGE, BRAINSTORM oder GAMMA RAY, die mit ihren letzten Werken Enttäuschung und Ernüchterung provozierten, klingen KIUAS noch frisch und voller Ideen, und dass man stets um eine eigene Note in den engen Grenzen bemüht ist, verdient zusätzlich Anerkennung. 8 starke Punkte für eine starke Scheibe! (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 48:46 min
Label: Spinefarm Records/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 09.10.2010
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