Dass die Schweiz mehr zu bieten hat als Hausfrauenrock der Marke GOTTHARD, SHAKRA oder KROKUS, das haben unlängst aufs neueste ELUVEITIE oder vor einiger Zeit auch SYBREED bewiesen; und die Core-Thrasher von CATARACT muss man an der Stelle natürlich auch noch erwähnen. Im Vergleich zu den genannten Bands geht das schweizerische Trio SLAG IN CULLET deutlich weniger brachial zu Werke. Bei SLAG IN CULLET ist emotionaler Alternative Rock Trumpf, der in einigen Passagen härtetechnisch auch mal ins Metallische übergeht, dafür in den gemäßigten Passagen Erinnerungen an britischen Indie-Rock wach werden lässt.

Auf jeden Fall eine interessante Mischung, die uns das Trio aus Basel da auf seinem Debütalbum „Time To Explode“ serviert, das bereits im Herbst des vergangenen Jahres in der Schweiz veröffentlicht wurde, und nun vier Monate später via Headroom Records auch in Deutschland in die Läden bugsiert wird. Und das ist sicherlich kein Fehler!
Das gemischte Schweizer Trio um Sänger und Gitarrist Andy Röösli, Bassistin Rafaela Dieu und Drummer David Burger präsentiert sich und uns auf ihrem Debüt 10 selbstbewusst inszenierte Songs, die sich teilweise nicht hinter vergleichbaren Acts verstecken müssen, die teilweise aber auch noch Spielräume nach oben offenbaren.  

Wie man es von einem Album aus der alternativen Ecke erwarten kann, wechseln sich auf diesem riffbetonte Songs („Time To Explode“, „Cotton Rose“, "Fade Away") mit an für sich radiotauglichem Material („In Memories“, „Sick Circus Of Love“) und ruhigeren Klängen („Those Stripes“) ab. Die Chose ist eingängig, kurzweilig, mehr als solide komponiert und druckvoll von GURD Mastermind V.O. Pulver produziert. Einzig was irgendwie fehlt, ist das Außergewöhnliche, der Grund dafür, dass man sagen kann, SLAG IN CULLET – die MUSS man kennen!
„Time To Explode“ leidet ein Stück weit daran, dass mit „Rubber Heart“, zu dem die Band auch ein Video abgedreht hat, nur ein einziger nicht wegzudiskutierender HIT drauf ist, und nicht mindestens eine Handvoll wie es zum Beispiel eine Band namens BILLY TALENT jedes Mal schafft. Das kanadische Quartett erwähne ich auch deshalb, weil die Gitarrenarbeit von Andy Röösli und die von Ian D'Sa zum Verwechseln ähnlich klingt. Umgekehrt kann man das natürlich auch positiv auslegen, dass SLAG IN CULLET nicht mit allen Mitteln auf die Massenkompatibilität schielen.

Betrachtet man nur die Schweiz, dann sind SLAG IN CULLET mit Sicherheit eine Bereicherung für die dortige Szene, denn eine solche Alternative Band ist mir in den letzten Jahren nicht untergekommen; höchstens vielleicht PRISMA, die aber deutlich progressiver zu Werke gehen. Im internationalen Vergleich ziehen SLAG IN CULLET noch den Kürzeren, was aber nicht heißen soll, dass das immer so sein wird. Unterm Strich ist „Time To Explode“ so eine typische 7-Punkte Scheibe, an der es oberflächlich nicht viel auszusetzen gibt, an die man sich am Ende des Jahres aber nur noch vage erinnern wird. Da mir persönlich „Time To Explode“ in den letzten Tagen und Wochen mit jedem Umlauf besser gefallen hat, lege ich noch einen halben Punkt oben drauf. (Maik)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:12 min
Label: Headroom Records/Sony Music
Veröffentlichungstermin: 12.03.2010