Priestess - Prior To The Fire

priestess_priortothefire.jpgGlaubt man den Fakten, die das weltweite Netz so über PRIESTESS ausspuckt, dann ist dieser kanadische Vierer auf dem nordamerikanischen Kontinent bereits eine größere Nummer, die dort schon mit Bands wie MASTODON, MEGADETH, BLACK LABEL SOCIETY und anderen getourt ist, und die sich scheinbar darauf spezialisiert hat, seine Songs in irgendwelchen Games unterzubringen. 
Hierzulande ist man noch nicht ganz so weit, für den europäischen Kontinent trifft es das unbeschriebene (Ahorn-)blatt deutlich besser. Damit das nicht so bleibt, befinden sich PRIESTESS gerade zusammen mit den genialen BIGELF auf Tour, und was noch wichtiger ist: Mit „Prior To The Fire“ haben sie zeitgleich ihr zweites Studioalbum am Start! Eigentlich hätte dieses schon vor einigen Monaten erscheinen sollen, doch das Majorlabel RCA ließ die Band zwischenzeitlich fallen, stattdessen sind PRIESTESS beim Indie-Label Tee Pee Records gelandet. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Herren in ihren Anzügen kräftig verspekuliert hätten.

Hört man sich „Prior To The Fire“ nämlich ein paar Mal an, kann man nur zum Schluss kommen, dass PRIESTESS einer der heißesten Anwärter zum Newcomer des Jahres sind. Ich gebe zu, bei einer Band, die schon seit 2003 existiert, klingt das etwas merkwürdig, aber da damals das Debütalbum „Hello Master“ nur als Import erhältlich war, dürfte für viele „Prior To The Metal“ der erste Zugang zu dieser Band sein. Und der hat es in sich, die beiden energischen Opening Tracks „Ladykiller“ und „Raccoon Eyes“ überrollen eine quasi, im Vergleich dazu sind vergleichbare Bands wie WOLFMOTHER oder THE ANSWER, die ein ähnliches Konzept fahren, nur ein laues Lüftchen. Wenn WOLFMOTHER so was wie Retro-Rock machen, dann sind PRIESTESS Retro-Metal! 

Mit „The Firebird“ (meine Empfehlung als Anspieltipp!) und „Murphy's Law“ legen die Kanadier gleich noch mal zwei weitere Abgehsongs drauf, und wer glaubt, dass dies bis zum Ende jetzt so weitergeht, wird bei Song Nummer fünf mal kräftig schlucken, denn ab dem 8-minütigen „The Gem“ nimmt „Prior To The Fire“ eine überraschende und vorübergehende Wende. PRIESTESS nehmen fortan den Fuß vom Gas – keine Sorge, die Bremse bleibt unberührt – und gehen deutlich prpgressiver, verspielter und weit weniger eingängig zu Werke. Zu dieser Kategorie an Songs gehören neben besagtem "The Gem" auch die recht obskure Halb-Akustiknummer „Communicating Via-Eyes“ und die Drogennummer „It Baffles The Mind“, die allesamt 70ties beeinflusst sind.

Mit diesem Vorgehen, ob beabsichtigt oder nicht, gehen die „cannucks“ einerseits der Gefahr aus dem Wege, dass „Prior To The Fire“ zu einseitig klingt, zumal man dem Gesang von Bandgründer, Sänger und Lead-Gitarrist Mikey Heppner wegen der immer gleichen Stimmlage eine gewisse Monotonie nicht absprechen kann, andererseits fehlt dadurch dem Album etwas der übergeordnete Faden. Erst mit den beiden Krachern „Sideways Attack“ und „We Ride Tonight“ (der zweite Anspieltipp) finden PRIESTESS wieder in die Spur der eingängigen Heavy-Rock-Songs zurück, wie man sie vom Anfang der Scheibe schon kennt. Vielleicht hätte man die Songreihenfolge etwas geschickter und weniger berechenbarer wählen können, aber da alle 11 Songs überzeugend sind, will ich nicht weiter auf dieser Kleinigkeit rumreiten.

Sicherlich ist „Prior To The Fire“ kein Konsensalbum, das jedem gefallen wird, denn dafür sind PRIESTESS zu speziell. Da sie sich aber vom Härtegrad eher in Regionen von BLACK STONE CHERRY bewegen und es in Songs wie "Lady Killer", "Murphy's Law" oder "Sideways Attack" auch mal richtig krachen, sind PRIESTESS nicht nur was für Retro-Fans, sondern auch Metalheads, die die ein oder andere Platte aus den Siebzigern im Schrank haben, sollten sich mit PRIESTESS beschäftigen – es lohnt sich! (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:41 min
Label: Tee Pee Records
Veröffentlichungstermin: 02.02.2010      
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