Waren SIEGES EVEN nach Veröffentlichung von „Uneven“ im Jahre 1997 für 8 Jahre vollkommen von der Bildfläche verschwunden, so feierten die deutschen Vorzeigeproggies um die beiden Holzwarth Brüder 2005 mit „The Art Of Navigating By The Stars“ ein fulminantes Comeback. Dieses Album gehört mit zum Besten, was die deutsche Progressive Szene je hervorgebracht hat, und beschert mir auch heute noch eine Gänsehaut nach der anderen. Mit „Paramount“ legte man im vergangenen Jahr ein nahezu ebenbürtiges Album nach und mit diesen beiden Krachern im Rücken begab man sich im Herbst des Jahres 2007 zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder auf eine ausgedehnte Headlinertour. Resultat dieser Tour ist das vorliegende allererste Livealbum „Playgrounds“, das man sich und uns pünktlich zum 20-jährigen Bandjubiläum (das Debütalbum „Life Cycle“ erschien 1988) beschert.

Und wie zu erwarten war, liegt der Schwerpunkt von „Playgrounds“ auf eben jenen letzten beiden grandiosen Werken. Von Paramount zockt man „When Alpha And Omega Collide“, „Tidal“, “Iconic”, “Duende” und den opulenten Titeltrack, und von „The Art Of Navigating…“ gibt’s „Unbreakable“, „The Lonely Views Of Condors“ und „The Weight“ auf die Ohren. Dazu gesellen sich mit „The Waking Hours“ und „These Empty Places“ noch 2 Songs vom frühen Klassiker der Band „A Sense Of Change“ und wie es sich für eine Progressive Metal Band gehört, hat man mit 10 Songs, die Spielzeit einer CD gut ausgeschöpft.

Das Material von „Playgrounds“ ist also über alles erhaben und lässt einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen. Und auch auf diesem Livealbum zeigt sich, dass die Aufnahme des Holländers Arno Menses in die Band ein Glücksgriff ohne gleichen für SIEGES EVEN war. Dieser Mann kann mit seiner Stimme Berge versetzen, die Schönheit seines Gesanges in Verbindung mit diesen großartigen Songs und Melodien ist nur schwer in Worte zu fassen. „Unbreakable“ oder „The Weight“ sind Paradebeispiele für die Schönheit von Musik.

Dennoch liegt gerade in der Songauswahl der Hauptansatzpunkt für Kritik. Mir fehlen da mindestens noch ein halbes Dutzend Songs, die ebenfalls einfach auf eine SIEGES EVEN Livezusammenstellung gehören. Von daher wäre ein Doppelalbum sicherlich die bessere Variante gewesen. Oder besser gleich eine DVD Veröffentlichung, denn bei einer Band wie SIEGES EVEN ist es besonders reizvoll, den Herren auch auf die Finger schauen zu können. Zumal auf „Playgrounds“ bis auf einige selbstironische Ansagen nicht viel passiert, was es nicht auch schon auf den 3 regulären Veröffentlichungen gegeben hat. Perfektion in Vollendung muss gerade bei einem Livealbum nicht immer ein Gütesigel sein.

Aber vielleicht können wir das Konzerterlebnis in visueller Form ja nach der „Playgrounds“ Tour im Herbst erwarten, auf der man sich von den Qualitäten der Band erneut überzeugen kann. Bis dahin sorgt „Playgrounds“ für einige schöne Stunden. (Maik)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 69:44 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 25.07.2008