Diablo Swing Orchestra - The Butcher´s Ballroom

diabloswingorchester_butcher.jpgDa haben einem Candlelight mal wieder einen schweren Brocken vorgesetzt. Nicht dass Stockholm keine verrückte Stadt wäre und kulturell nichts zu bieten hätte. Das hat sie allemal, im Fall vom DIABLO SWING ORCHESTRA wohl ein bisschen zuviel. Was die schwedischen Newcomer auf ihrem Debüt so alles mischen passt auf keine oft zitierte Kuhhaut. Da wird die musikalische Geschichte der letzten 70, 80 Jahre im Schnelldurchlauf durchgespielt, dass man schon davon ausgehen kann, dass die fünf Jungs plus Dame mehr als verrückt sind. Aber auch originell und bisweilen lustig.

Schon beim Blick auf das Bandfoto ist man sich der Annahme dann noch sicherer, denn mit Metal-Outfit hat das Rüschenballett nicht viel am Hut. Viel eher kommt die Truppe wie eine Mischung aus Karneval in Venedig und Salzburger Festspielen daher. Die Turmfrisur von Frontdame Annlouice Loegdlund erinnert auch eher an eine Operndiva.
Und in der Tat, in genau diesem stimmlichen Metier ist die Gute zuhause. Ständig bewegt sie sich in schwindelnden Höhen, während sie ihre Arien-ähnlichen Vocals zu allem abgibt, was ihr die Instrumentalfraktion so daher zaubert. Und das ist vieles vor allem viel unterschiedliches.

Schon der Opener von „The Butcher´s Ballroom" überzeugt mit seinem Witz, da einem aufgrund des Äußeren ein Ballsaal in den Sinn kommt. Und stilecht dazu mit der Metal-Schlagseite gibt es dann den „Balrog Boogie" Dieser wird von Kontrabass und Hi-Hat eingeleitet, zu denen sich rasch Bläser gesellen. Swing-Jazz galore! Das Teil klingt wie ein Soundtrack aus alten Schwarz-Weiss-Filmen mit gelegentlichen E-Gitarren.
"Heroines" wird von einem pulsierenden Basslauf eingeleitet, der etwas an PORTISHEAD erinnert, ähnliches gibt es auch bei „Velvet Embracer". Ein leichter Tango-Rhythmus schwingt hier auch mit, der Tanzball geht also weiter. Ebenfalls dem melancholischen argentinischen Tanzstil angelehnt ist „Wedding March for a Bullet" dem ein korniger Bass den Rest gibt, irre.
Und bei „Poetic Pitbull Revelations" sind wieder die Bläser am Start, dieses mal in altbekannter mexikanischer Manier. Flamenco-Gitarren lassen den Mariachi in Dir entdecken. Beim vierten Song „Rag Doll Physics" ist es dann soweit, die Gesangslinien werden ein bisschen stimmiger und erklingen, welch Wunder nahe NIGHTWISH. Dies ist eine der nachvollziehbarsten Nummern des Drehers mit Schweineorgel und hypnotischen Feeling.

Wo ist der Metal, werden sich jetzt viele fragen, doch er ist da. Meist kann man ihn nicht so direkt erkennen, aber gegen Ende des Albums kommt er bei ein paar Kompositionen doch deutlich zum Vorschein. Er offenbart sich recht modern und in einfachen, recht ruppigen Riffs. Das klingt von den Arrangements her ein wenig nach Mittelalter-Combos wie SUBWAY TO SALLY, wenngleich DIABLO SWING ORCHESTRA mit derlei nicht viel gemein haben. Es ist eher die Art wie sie traditionelles Rockinstrumentarium einbauen.
Das klingt einmal nach 1001 Nacht wie in „Porcelain Judas", dann kommt es einem wieder spanisch vor wie im „Gun Powder Chant". Zu guter Letzt ihr vielleicht stärkster Titel mit „Pink Noise Waltz" der herrliche Zigeunerromantik verbreitet. Diese elegische Nummer birgt eine wohlige und traurige Atmosphäre, weiß sowohl mit getragenem Piano als auch mit harten Axt-Attacken zu überzeugen.

Die meisten anderen Lieder strapazieren doch zumeist arg das Gehör, denn so richtig rund ist das nicht. Auch der Sound ist für diese Art Musik zu trocken, zu roh. Die einzelnen Parts stehen mehr neben - als miteinander, obwohl man den Muckern unglaubliche Kreativität bescheiden muss.
Und witzig ist das allemal, so ernst scheint sich die Formation auch nicht zu nehmen. Dauernd erwischt man sich, wenn einem Lacher über das Gesicht huschen. Spaß macht das irgendwie, es setzt allerdings eine enorme Toleranz voraus. Wer die hat kann durchaus einiges entdecken, vor allem viel wirklich neues. Deswegen bleibe ich bei der Bewertung in der goldenen Mitte, hier kann ich mir kein Urteil erlauben, da man „The Butcher´s Ballroom" auf jeden Fall Probehören sollte. (MetalPfälzer)


Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 50:18 min
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungstermin: 13.08.2007

 

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