Sex Pistols - The Original Recordings

sexpistols theoriginalrecordingsIn der Musikgeschichte gab, gibt und wird es immer Bands geben, bei denen man sich als neutraler Beobachter verwundert die Augen reibt und sich fragt wie zur Hölle genau diese Gruppe so verdammt erfolgreich oder gar legendär werden konnte. Ein Paradebeispiel für dieses Phänomen sind die SEX PISTOLS. Denn wenn wir einmal vollkommen ehrlich sind, an den musikalischen Fähigkeiten der Briten kann es nicht liegen, dass sie selbst 45 Jahre nach der Erstgründung im London des Jahres 1977 immer noch Kultstatus genießen. Wenn man mal genauer hinsieht, dann war das musikalische Können bei den Beteiligten eher rudimentär beziehungsweise gar nicht vorhanden. Ja, die SEX PISTOLS spielten Punk und da waren spieltechnische Fähigkeiten oder gar die Beherrschung des gewählten Instruments eher Nebensache, aber wie man immer wieder hört, beherrschten manche Bandmitglieder nicht einmal die obligatorischen drei Akkorde. Wobei ich zu bezweifeln wage, dass hier irgendjemand Barré-Griffe, oder irgendetwas was über A, D, E groß hinaus geht, verlangt hätte.

Aber trotz des Kultstatus, den die SEX PISTOLS heutzutage genießen, sei die Frage nach dem Warum erlaubt. Und man möge mich dafür steinigen oder zur Hölle wünschen, und ja der Vergleich hinkt gewaltig, doch vergleicht man die SEX PISTOLS mit den RAMONES dann wird sehr schnell klar, wer unter rein musikalischen Aspekten die bessere Band war.

Über Glen Matlock kann ich nicht urteilen. Dieser hat auf dem einzigen Album „Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols" aus dem Jahr 1977 schon nicht mehr bei den SEX PISTOLS gespielt. Aber jetzt mal Tacheles. Die einzigen Mitglieder, die musikalisch etwas auf der Pfanne hatten waren Gitarrist Steve Jones und Schlagzeuger Paul Cook. Oder will jemand ernsthaft behaupten Johnny Rotten alias John Lydon könne singen? Ja, er hat eine einzigartige Stimme, aber singen kann der Mann wirklich nicht. Und die Geschichte, dass Lemmy Kilmister höchstpersönlich versucht hat Sid Vicious das Bassspielen beizubringen kennt wohl jeder. Vicious wurde wohl eher aus Imagegründen in die Band geholt. Bassspielen hat er nie gelernt. Allerdings hat er auf „Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols” auch keinen einzigen Ton gespielt. Diesen Job hat Steve Jones übernommen. Nachdem selbst Lemmy es entnervt aufgegeben hatte Vicious zumindest die Grundlagen beizubringen.

Und warum sind die dann Kult?

Nun, bei den SEX PISTOLS kamen mehrere Faktoren zusammen. Sie waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, hatten das richtige Image und die richtige Attitüde, mit Malcolm McLaren einen äußerst gerissenen Manager und durch die zahlreichen Skandale die Aufmerksamkeit der Medien auf ihrer Seite. Tja, und mit „Anarchy In The U.K.“ und „God Save The Queen” trafen sie nun einmal einen Nerv.

Dass Sid Vicious vermutlich seine Freundin erstochen und sich, bevor man ihm den Prozess machen konnte, den Goldenen Schuss verpasst hat, trug, so makaber es auch ist, noch zur Legendenbildung bei. Doch was kam für die SEX PISTOLS nach ihrem Debüt?

Nun, zunächst die Auflösung im Jahr 1978. So wie der Drogentod von John Ritchie besser bekannt als Sid Vicious am 02. Februar 1979. Musikalisch rein gar nichts.

Zwar gab es bisher drei Reunions (1996, 2002, 2007) bei denen der verstorbene Vicious jeweils von Urbassist Matlock ersetzt wurde, doch auf ein neues Album warten die Fans noch heute. Nach mittlerweile 45 Jahren Wartezeit dürfte auch dem letzten klar sein, dass das nichts mehr wird.

Stattdessen startete am 31.05. hierzulande auf Disney+ mit „Pistols“ die sechsteilige Miniserie von Regiseur Danny Boyle nach Jones‘ Biografie „Lonely Boy“ aus dem Jahr 2016. Sänger Lydon hatte zuvor vergeblich gegen die Verwendung der SEX PISTOLS-Songs in der Serie geklagt.

Zuvor erschien bereits am 27.05. unter dem Titel „The Original Recordings“ eine erneute Compilaton der Band, die so etwas wie den Soundtrack zur Serie darstellt. Braucht das jemand?

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Über die Serie kann ich nicht urteilen, da ich nicht gewillt bin Disney+ zu abonnieren. „The Original Recordings“ bei denen es sich nicht mal um die Originalaufnahmen, sondern um remasterte Versionen aus dem Jahr 2012 handelt, braucht jedenfalls kein Mensch! 4/5 der Songs stammen von „Never Mind The Bollocks“ der Rest sind irgendwelche B-Seiten. Wer sich wirklich für die Originale interessiert, der greift besser gleich zum einzigen Studioalbum. (Matthias)

Bewertung:

Matthias0,0 - / -

Anzahl der Songs: 20
Spielzeit: 67:00 min
Label: Universal
Veröffentlichungstermin: 27.05.2022

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