Fans des gepflegten klassischen Hardrocks wissen, dass CORELEONI kein italienisches Pastagericht ist, sondern ein Nebenprojekt des Schweizer Ausnahmegitarristen der Hardrock-Legende GOTTHARD. Die Rede ist von Leo Leoni, der die Band 2017 gründete und insbesondere die alten und härteren Songs von GOTTHARD wieder auferstehen lassen wollte. Dementsprechend coverten CORELEONI zum größten Teil Frühwerke der Band in den Alben „Greatest Hits Part 1“ und „Greatest Hits Part 2“, beide Tonträger noch mit Ronnie Romero am Mikrofon.

Nach neuem Plattendeal mit Atomic Fire Records erscheint nun am 20. Mai der dritte Longplayer CORELEONIs mit dem nicht wirklich inspirierenden Albumtitel „III“. Novum allerdings ist, dass die Band überwiegend neues Songmaterial beigesteuert hat. Zudem sorgt der neue Sänger Eugent Bushpepa für frischen Wind mit seiner Hardrock-affinen Stimme, die er vielseitig und kraftvoll einsetzt. Der gebürtige Albaner, der sein Land bereits beim Eurovision Song Contest vertreten hat, ist ein Vollprofi und widmet sich mit Herzblut dem Klassik-Rock. Er war bereits als Shouter von SUNRISE Opener für DEEP PURPLE und tourte als Sänger von DARLOLOGY mit OVERKILL. Saiten-Zauberer Leo Leoni und Gitarrist Igor Gianola sorgen für eingängige Riffs, kurze prägnante Soli und versehen die Songs mit der nötigen Härte. Die Band wird durch die starken Musiker Alex Motta (Drums) und Mila Merker (Bass) komplettiert.

Gemäß dem Enthusiasmus von Leoni für melodiösen Hardrock sind genregemäß keine Innovationen zu erwarten. Gekonnt sicher bewegt man sich im klassischen Hardrock der neunziger Jahre und auch das neue Material ist eigentlich nicht von GOTTHARD-Songs zu unterscheiden, was aber auch in erster Linie positiv zu bewerten ist. Leoni, der sich selbst als den „größten Rockfan“ beschreibt, trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er die Musik von CORELEONI als „Modern Vintage“ bezeichnet; klassisch und doch „up to date“.

Straighte Rocker im Uptempo, z.B. der Einsteiger „Let Life Begin Tonight“, „Would You Love Me“, „Sick or Tired“ oder „Purple Dynamite“ gehen sofort ins Ohr und wechseln sich mit gefühlsbetonten Balladen wie „Sometimes“ ab, die allerdings nach meiner Einschätzung nicht wirklich den Funken überspringen lassen. Neben den zehn Eigenkompositionen sind als Bonustracks die vier GOTTHARD-Klassiker „Say Goodbye“, „Good Time Lover“, „Fist In Your Face“ und „I’m On My Way“ enthalten, an deren Interpretation es auch nichts auszusetzen gibt.

Allerdings offenbart sich als völliger Fehlgriff für mich die ROLLING STONES-Nummer „Jumping Jack Flash“. Diesem einzigartigen Klassiker gerecht zu werden, gelingt der Band überhaupt nicht und man hätte besser darauf verzichtet, auch wenn der Protagonist gerne seinen Idolen Tribut zollen wollte.

Der Shouter Eugent Bushpepa ist hervorragend und muss den Vergleich mit Ronnie Romero nicht scheuen. Sein Stimmvolumen ist enorm, variabel, rau und passt hervorragend zu den klassischen Rock-Songs. Bei „Sick And Tired“ schreit er sich fast die Seele aus dem Leib.

Die Band ist parallel zu GOTTHARD sehr erfolgreich seit 2018 auf Tournee, auch das Live-Repertoire besteht hauptsächlich aus den Songs der rockigeren ersten Gotthard-Alben sowie neuen Kompositionen in ähnlichem Stil.
Fazit: Kompromissloser, rhythmisch akzentuierter Hardrock im Stil von GOTTHARD, RAINBOW der Post-Dio-Ära oder GREAT WHITE. Leoni gelingt keine innovative Revolution aber solides Handwerk, Gitarren-akzentuiert mit einem wirklich hervorragenden Sänger. Das Album enthält keine absoluten Spitzen aber bis auf das STONES-Debakel auch keine Ausfälle. GOTTHARD-Fans sind auf jeden Fall gut beraten, sich das Album zuzulegen. Und noch einer Legende hätte das Album gut gefallen: Steve Lee, Rest In Peace. (Bernd Eberlein) 

Bewertung:

 7 / 10

Label: Atomic Fire Records
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 61:35 min
Veröffentlichungstermin: 20.05.2022