Guðrið Hansdóttir - Gult Myrkur

gudridhansdottir gultmyrkurLaut eigener Aussage hat GUÐRIÐ HANSDÓTTIR seit fünf Jahren keine Musik mehr veröffentlicht. So ganz stimmt das nicht, denn mit KATA hat sie ja 2020 ein Album herausgegeben. Aber wenn man es auf komplett eigene Musik bezieht, dann hat sie natürlich recht. Und hier ist nun also „Gult Myrkur“, für das sie (fast) alle Songs selbst geschrieben hat. Die Texte hat die färöische Dichterin Lív María Róadóttir Jæger beigesteuert. Und diese fallen auf dem Album auch besonders auf, sie sind voller Schönheit und Poesie.

Dabei beginnt die Scheibe etwas ungewöhnlich mit Kinderlachen und Vogelgezwitscher, bevor „Á“ wirklich einsetzt. Ein wunderschöner, zarter Song, bei dem Guðriðs sanfter Gesang im Vordergrund steht. „Blátt Myrkur“, der Namensvetter zum Titelsong „Gult Myrkur“ wurde vorab bereits als Single veröffentlicht. Hier wird es deutlich elektronischer und rhythmischer, gefällige Melodien führen durch den Song, in dem es um Verletzlichkeit und dysfunktionale Beziehungen geht.

Als ich dieses Jahr im März auf den Färöern war, hatte ich das Glück, GUÐRIÐ HANSDÓTTIR auf einem intimen kleinen Konzert im Tutl-Laden sehen zu können, wo sie die Veröffentlichung ihrer Single „Hús“ zum Anlass des Konzertes nahm. Dabei wurde natürlich auch dieser wunderschöne Song vorgestellt, der der persönlichste des Albums ist und den Tod von Guðriðs Vater im Jahr 2020 thematisiert. Hier kommt Guðriðs fantastische sanfte Stimme besonders gut zur Geltung und ihre Bandkolleginnen von KATA liefern die gefühlvollen Backgroundchöre.

Mein absoluter Lieblingssong auf dem Album ist jedoch „Træ“. An diesem Song stimmt einfach alles. Das dunkle Klavierintro, der leichte elektronische Einschlag, der ausgefeilte Text - und dann singt auch noch EIVØR als Gastsängerin im Refrain. Außerdem hat sie ihren Keyboarder Matthias Kapnas mitgebracht, der hier am Klavier sitzt. Einfach ein wunderschöner, melancholischer Song mit absoluter Ohrwurmmelodie, der direkt ins Herz geht.

„Appelsin“ ist der einzige Song, den Guðrið nicht selbst geschrieben hat, sondern es handelt sich um ein Cover des Songs „I Remember“ von Molly Drake, dem Lív María Róadóttir Jæger einen färöischen Text verpasst hat – der meiner Meinung nach auch schöner und poetischer ist als das Original. Sehr ruhig und reduziert ist dieser Song dezent instrumentiert, insbesondere die sanften Streicher fallen ins Auge (bzw. Ohr).

Der Titelsong, „Gult Myrkur“, steht fast ganz am Ende des Albums. Hier dominieren mal wieder sanfte Streicher und Guðriðs zarte Stimme entführt den Hörer in eine andere Welt. Ein wunderschöner Song zum dahinträumen. Die Streicher sind auch im abschließenden „Ljós“ zu finden, dieses Mal allerdings vor allem zupfend, so dass sie einen interessanten Kontrast zum ruhigen Gesang bilden.

Überhaupt ist das Album insgesamt sehr ruhig ausgefallen, lebt aber gerade von den wunderbaren, ruhigen Melodien, über denen Guðriðs glockenklare Stimme liegt. Die Liste der Gastmusiker ist lang, hier finden sich Namen wie Eivør Pálsdóttir, Matthias Kapnas, Benjamin Petersen, Fróði Hansen, Hans Marius Ziska, Greta Svabo Bech und viele weitere. Die Cover aller Singles und des Albums sind ähnlich und doch völlig unterschiedlich gestaltet, passen immer zum jeweiligen Song und zeigen, wie viel Energie man in das Gesamtkunstwerk „Gult Myrkur“ gesteckt hat. GUÐRIÐ HANSDÓTTIR hat mit diesem Album ihre Stellung in der färöischen Musikszene untermauert und ein wunderschönes Stück handgemachte Popmusik geschaffen. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 35:45 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 22.04.2022

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