Kings Of Leon - When You See Yourself

KOL Album cover 200Noch einmal schlafen und das Warten hat nach viereinhalb Jahren ein Ende – am Freitag veröffentlichen KINGS OF LEON endlich das achte Studioalbum „When You See Yourself“. Mit ihren ersten drei veröffentlichten Singles „The Bandit“, „100,000 People“ und „Echoing“ haben sie bereits Volltreffer gelandet und den Fans einen Einblick in das Stimmungsbild gewährt. Ob sie allerdings mit ihrem Nachfolger ebenfalls einen solchen Erfolg erzielen werden wie mit ihrem siebten Studioalbum „Walls“?

Ich habe „When I See Yourself“ bereits vorab hören dürfen und kann euch versprechen, dass die drei Singles keinesfalls zu viel oder zu wenig versprochen haben und das Album euch nicht enttäuschen wird, solange ihr mit der Stimmungslage des Albums zufrieden seid. Sie nehmen den Hörer während der 11 Tracks auf eine persönliche, verträumte, aufwühlende und hypnotische Tour mit.

Der knapp sechsminütige Opener „When You See Yourself, Are You Far Away” eröffnet die Tore zur neuen Musik. Wie auch die drei bisher veröffentlichten Singles hat dieser ein hypnotisches Midtempo, der sich erst im Laufe des Songs aufbaut. Die elektronischen Klänge der Ballade, die massive und funky Bassline und die seichten Perkussionen produzieren einen süßlichen Sound, der sich wie eine Decke um den Hörer legt und warmhält. Zusätzlich ertönt die verwundbare Stimme von Caleb, die den Song abrundet und den Song im Unterbewusstsein festsetzen lässt. Der Einstieg bietet allemal einen Balsam für die Ohren und schließt sich damit auch dem folgenden Track „The Bandit“ an. Nach all den Jahren haben wohl viele Fans den Song nicht mehr „aus der Hand“ legen können und haben eine Zeitlang darin gebadet.

„Stormy Weather“ schließt sich den Vorgängern an. Auch hier steht das bekannte Bassspiel von Jared Followill im Vordergrund, durch den Song aufgewertet wird. Er erscheint wie ein Lückenfüller, da er mehr oder weniger eine Fortsetzung seiner Vorgänger ist und ebenfalls nur sehr verträumt erklingt. „A Wave“ setzt sich dagegen im Kopf fest. Nach verträumten und sanften Pianoakkorden, wird sie mit elektronischen Synthesizer verziert, die von einer Gitarre oder einem Keyboard kommen könnten. Sicher bin ich mir nicht. Jedenfalls hebt es mich in andere Sphären und lässt mich schweben. Jedenfalls schwillt diese Melodie im Laufe des Tracks ab und an, um die Wellenbewegungen zu vertonen.

Das Prasseln der Regentropfen am Fenster – ähnlich ergeht es „Time In Disguise“. Denn die Gitarren und der Bass hallen nach und vermehrt werden hier harmonische Akkorde gespielt. Dazu das rasseln der Perkussionen und der Refrain: „Close your eyes, what do you see?“. Für mich ist es eine musikalische Spielerei, die man definitiv genießen kann.

Allein der Titel des Albums impliziert, dass es eine Reise durch Gezeiten ist und diese ebenfalls emotional ist. KINGS OF LEON haben gezeigt, dass sie die Texte verletzlich, sanft und wiegend vermitteln möchten. Daher sind auch die folgenden Songs eine Abwechslung auf Midtempo-Tracks und Balladen. „Supermarkt“ ist eine Ballade, die den Hörer wieder in die Wiege legt und die Melodie mehr im Vordergrund steht, als das Gesagte. Ob dieser nun so wichtig für das Album ist oder reine künstlerische Freiheit, das sei mal dahin gestellt. „Claire and Eddie“ ist dagegen eine unglaublich schöne Geschichte, die hier erzählt wird: „The story so old but still so original“.

„Echoing“ ist leider das einzige Lied, was dem Album mal Leben einhaucht. So gemütlich und wohltuend jedes einzelne Stück ist - man fragt sich, ob noch Leben in den Jungs von KINGS OF LEON herrscht. Hier zeigen sie, dass sie den Alternative Rock noch lange nicht beiseitegeschoben oder verlernt haben.

Es gibt Songs und Alben, die für bestimmte Jahreszeiten, Tage, Situationen und Momente gemacht sind. Das Finale „Fairytale“ ist einer Songs, die dafür prädestiniert sind, um durch den Regen zu laufen und es genießt, wenn die Tropfen auf einen hinab prasseln - zumindest erging es mir so. Die akustische Gitarre, die Streicher und der Bass ergeben eine so leichte und schwebende Melodie, dass man selbst hinfort getragen wird. Sie haben mich eingehüllt und meinen imaginären Regenschirm gehalten. „And the sun will find a place to shine“ singt Caleb und die Sonne findet ihren Weg durch die dicke Barrikade. Mit diesem finalen Song haben sie allemal gewonnen.

Nachdem ich die Zeilen geschrieben habe und mir mein eigenes Bild der Platte gemacht habe, habe ich das Internet nach weiteren Rezensionen zum Album durchforstet. Auch zu dieser Platte gibt es geteilte Meinungen. Einige sagen KINGS OF LEON hätten das Rentenalter erreicht und vergessen, wie man richtige Musik macht. Der andere empfindet einige Lieder des Albums als reine Lückenfüller und empfindet damit wenig Abwechslung innerhalb des Albums. Andere empfinden das Album als genau richtig, weil sie die verwundbare Seite gezeigt haben. Insgesamt ist „When You See Yourself“ sehr melancholisch, erholsam, federleicht und sanft, traurig und entspannend. Es gibt keinerlei Spuren von „Sex On Fire“, um es mal auf das „Klischee“ der Band herunterzubrechen, und die wird man nicht finden, wenn man danach sucht. Es ist ein Album, um mal abzuschalten - Kopfhörer an, Welt aus! KINGS OF LEON haben sich mal einem anderem Tempo und Gefühl angepasst und diese Seite gezeigt. Was denkt ihr – könnt ihr mit dieser Seite klarkommen oder fehlt euch etwas? Des Weiteren hat jedes Lied das gewisse Etwas und verliert dabei nicht den Charme der Band. Neuerfinden müssen die Jungs sich schon lange nicht mehr, denn ihr Platz ist etabliert. Trotzdem mag der eine oder andere Song geskippt werden, wenn die Geduld zum Entspannen weniger vorhanden ist. Denn auch das muss geübt sein in der heutigen Zeit. Im Großen und Ganzen lohnt sich das Album, um die Welt auszublenden und graue Tage zu vertreiben.(Sarah-Jane)

 

 

Bewertung:

sarahjane8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 51:27
Label: RCA Records
Veröffentlichungstermin: 05.03.2021

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