Cats In Space - Atlantis

catsinspace atlantisDerzeit scheint der klassische AOR wieder stark in Mode zu sein, immer wieder neue Bands docken neue Bands an diese Spielart an. Wir reden hier aber von der Siebziger-Variante, die auch vor ein paar Schlenkern nicht zurück scheut und nicht von Frontiers-Stangenware. Die Briten um Sänger Damien Edwards und Gitarrist Greg Hart gehören zu den Produktivsten ihres Fachs und haben schon ihren vierten Longplayer am Start. Mit dem letzten hat es für CATS IN SPACE schon zu einer kleinen Headliner-Tour gereicht, was können sie mit "Atlantis" erreichen?

Auf jeden Fall sehen sich die sechs zu Höherem berufen, schon das Intro "Dive!" könnte mit seinen Chören und ausladenden Arrangements ein Lied für sich sein. An den Bombast scheint "Spaceship Superstar"  nur bedingt anzuschließen, denn die Nummer rockt richtig schön los, schleudert die Akkorde schön locker raus und kann eine gewisse SURVIVOR-Schlagseite nicht verleugnen. Von denen haben sie auch den etwas cheesigen Refrain, der leichte Abzüge in der B-Note gibt, dafür hat es der instrumentale Mittelteil in sich. Eingeläutet von ASIA-affinen Keyboardfanfaren wird das Gitarrensolo von Harmonien flankiert, die so wunderbar nach BOSTON duften.

Beim folgenden "Revolution" herrscht ein komplett anderes Bild, zum Auftakt treibt die Nummer gut nach vorne, orientiert sich aber eher an britischen Vorbildern im Glam-Sektor wie SLADE und weist die Truppe neben den vielen amerikanischen Einflüssen als echte Männer von der Insel aus. Der Chorus wird umrahmt von Riffs, welche sie wohl von Anderson, Wakeman und Rabin abgekauft haben, weil deren Album wohl nie erscheint. Im weiteren Verlauf herrscht ein schönes Wechselspiel zwischen den Zutaten von beiden Seiten des Atlantik.
"Marionettes" beginnt spannend mit tollem Wechselspiel zwischen Piano und wuchtigen Akkorden, das Drama erinnert herrlich an STYX, wenn auch die Melodieführung nicht zwingend nach US-Bands klingt. Das Synthesizersolo hingegen könnte man bei den angesprochenen Pomp-Rock-Königen verorten, doch auch hier fallen einem wieder die großen englischen Tastenmänner ein, und die CODA könnte für sie ebenso typisch sein wie auch für die BEATLES. Die Tempoverschärfungen bringen dann noch zusätzliche Facetten in den längsten Track des Albums.

Wenn man genau hinhört kann man im Gitarrensolo auch ein wenig QUEEN heraus hören, was nicht zum einzigen Mal bei "Atlantis" passiert. Diese Mischung der beiden Legenden vom Königreich prägt hier eine Reihe von Titeln. Das Piano versetzt "Sunday Best" in einem feinen Swing, zu dem die CATS IN SPACE sehr schöne Gesangsharmonien liefern, die vor Leichtigkeit abheben. Das gilt auch für die Pianoballade "Fell Out Of Love With Rock´n´Roll", bei dem auf "AhAh"-Chöre gesetzt wird. Die psychedelische Seite wird im atmosphärischen "Can´t Wait Till Tomorrow" noch stärker betont, in welchem auch die Akustische verstärkt zum Einsatz kommt. Und mit dem titelgebenden Schlusspunkt kommen sie dann endgültig in der Liga von Freddy Mercury an.

Die eher amerikanisch geprägten Songs wie der Opener findet man natürlich auch oft genug vor, "Listen To The Radio" wird von einem simplen Riff getragen, bevor der Chorus komplett explodiert. "Marionettes", der rockigste Track setzt auf kantige Riffs und Stadionappeal mit tollen Vokalarrangements. Mit seinem hippiesken Flair zu Beginn und der melodischen Steigerung hin zum unfassbar süffigen Refrain klingt "Magic Lovin´ Feelin´" wie eine Fortführung von EDDIE MONEY´s "Take Me Home Tonight".
Abgerundet wird die musikalische Wundertüte vom New Wave-lastigen "Seasons Change", bei dem der Synthesizer von Andy Stewart die Hautrolle übernimmt. Dennoch zieht sich eine klare Handschrift durch "Atlantis", das tighte Spiel hält den Eklektizismus im Rahmen. Neben der tollen erdigen Produktion fällt noch der präsente Bass auf, der dem Ganzen noch mehr Wärme verleiht. So setzt man sich trotz vieler Querverweise dennoch von der Konkurrenz ab und liefert eine interessante Version der Geschichte. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 46:14 min
Label: Cargo Records/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 27.11.2020

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