Lucifer - Lucifer III

lucifer luciferiiiLUCIFER ist auch eine von diesen Bands, die bisher aus unerfindlichen Gründen komplett an mir vorbeigegangen sind. Erst mit dem Isolation Festival, einem der vielen virtuellen Festivals für alle, die coronabedingt Liveerlebnisse vermissen, wurde ich auf die Band aufmerksam. Und auch wenn das bloße Anschauen von Livevideos eher suboptimal ist, hinterließ die Band sofort einen positiven Eindruck. Nach kurzer Recherche stellte ich fest, dass die Schweden gerade erst ein neues Album herausgebracht haben. Also flugs besorgt und hier bin ich nun.

Bei einem Bandnamen wie LUCIFER denkt man ja noch eher an Black Metal oder ähnliches, tatsächlich ist die Band aber tief in den 70ern verwurzelt. Das sieht man schon optisch am Bandlogo und am Auftreten der Musiker. Sehr begeistert bin ich ja von den Bandfotos, die wirklich so aussehen als stammten sie aus den 70ern. Sowas triggert mich ja dann sofort im positiven Sinne und macht eine Band direkt sympathisch. Und was die Optik verspricht, das hält die Akustik. Dass die Musik des Fünfers stark von den 70ern und 60ern beeinflusst ist, das lässt sich nicht leugnen. Gleichzeitig hat die Band aber auch eine sehr sympathische Heavy-Schlagseite sowie einen leicht doomigen Anstrich mit okkultem Einschlag. In den Zutaten steckt also schon mal ziemlich viel, was die kleine Anne glücklich macht.

Auch handelt es sich bei der Band um Sängerin Johanna Sadonis mitnichten um Neulinge, sondern im Grunde kann LUCIFER fast schon unter dem Label „Supergroup“ laufen, stammen die Mitglieder doch z.B. aus Bands wie THE OATH oder ENTOMBED. Mit Anfängern hat man es also beileibe nicht zu tun. Und ob man die Musik der Truppe jetzt als Retrorock oder Occultrock bezeichnet ist im Grunde auch völlig egal. Denn das, was die Band hier abliefert, das zeugt vor allem von Können.

Schon das Intro zum Opener „Ghosts“ macht klar, was hier Sache ist. Okkulte 70er, was sonst? Und vor allem macht dieser Song einfach Spaß. Die schöne klare Stimme von Johanna, dazu die Ohrwurmmelodie… Ja, es mag nicht besonders innovativ sein, aber es macht, wie schon gesagt, einfach Spaß. Doch neben dem Spaß herrscht auf diesem Album auch eine düstere, okkulte Grundstimmung. Sei es nun in „Midnight Phantom“, das an die guten alten klassischen Horrorfilme erinnert und bei dem Johannas helle Stimme einen schönen Gegensatz zur düsteren Musik bildet, oder „Leather Demon“, das ebenfalls an Filmmusik erinnert, dabei aber sehr Richtung Doom geht und phasenweise an die schwedischen Kollegen von AVATARIUM erinnert.

Beim selbstbetitelten „Lucifer“ beweist die Band ihren Humor, denn der Song wird durch kurzes Ziegengemecker eingeleitet. Immer wieder findet man auf dem Album solche kleinen, liebevollen Details, die zeigen, wie viel Herzblut in das Album gesteckt wurde. Davon abgesehen ist „Lucifer“ einfach ein cool rockender Song, der sofort ins Ohr geht.

Danach folgt der meiner Meinung nach beste Song der Scheibe: „Pacific Blues“, der gemächlich vor sich hin rockt und ganz tief düstere Black Sabbath Vibes atmet. Einfach ein großartiger Song. Aber auch das minimalistische und trotzdem dramatische „Coffin Fever“ – das natürlich passend zum Titel wieder recht doomlastig ist – macht gerade in den schnelleren Parts richtig Spaß. Genau wie das deutliche rockigere „Flanked By Snakes“.

Und „Stay Astray“ erinnert wieder stark an AVATARIUM (insbesondere die Percussions), aber auch an CANDLEMASS. Ein ruhiges Outro bietet dann „Cemetery Gates“, das mit sanftem Gesang ruhig vor sich hinrockt. Der längste Song des Albums verfügt auch über den längsten Instrumentalteil und ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Song, obwohl er eher ruhig ist, live gut ankommt.

Wie überhaupt das ganze Album geradezu danach schreit, live aufgeführt zu werden. Diese Art von Rock ist zwar sehr schön auf einem Album zu hören, kommt aber live einfach noch besser rüber. Was zurzeit ja leider kaum möglich ist. Aber ich hoffe doch sehr, dass LUCIFER, sobald es wieder möglich ist, auch mal auf Deutschlandtour kommen, denn ich würde sie wirklich gerne mal „richtig“ live sehen. Natürlich erfinden die Schweden mit „Lucifer III“ nicht gerade das Rad neu. Nichtsdestotrotz klingt das, was am Ende rauskommt, aber richtig gut. Man kann hören, wie viele Mühen, Talent und Herzblut hier reingesteckt wurde und am Ende macht es eben ganz einfach Spaß. Wer auf den guten alten Rock der 70er mit leichtem Okkulteinschlag steht, der sollte LUCIFER auf jeden Fall einmal anchecken. Für mich eines der Albumhighlights des bisherigen Jahres. (Anne)


Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 39:21 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 20.03.2020

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