Naglfar - Cerecloth

naglfar cereclothUm NAGLFAR ist es ja ziemlich ruhig geworden. Ab und an kann man sie mal auf einem Festivalplakat entdecken. Und ich falle ja jetzt echt auf vielen Konzerten und Festivals rum und ich mag die Band – aber dennoch habe ich es erst zweimal geschafft, die Schweden auch live zu sehen. Und zwischen diesen zwei Auftritten liegen ganze fünfzehn Jahre. Ganz so lange haben die Schweden für das neue Album jetzt nicht gebraucht, aber es sind immerhin 8 Jahre seit dem letzten Album „Téras“ vergangen. Das ist heutzutage eine verdammt lange Zeit. Und die Frage ist, wie sich die einzelnen Mitglieder, die Band und der Sound der Band in dieser langen Zeit entwickelt haben.

Und ich muss es gleich am Anfang mal so direkt sagen: Der Sound sagt mir gar nicht zu. Jetzt ist Dan Swanö, der das Mastering des Albums vorgenommen hat, ja nicht gerade als Anfänger bekannt und produziert normalerweise fettere Sounds. Vermutlich ist das hier daher sogar so gewollt. Und das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Insbesondere im Direktvergleich mit „Téras“ fällt der Sound extrem ab, viel zu dumpf, verwaschen, künstlich auf schlecht getrimmt kommt er daher. Ja, das hier ist Black Metal, aber auch der darf ja gerne ordentlich knallen. Und das tut „Cerecloth“ nicht. Man hat das Gefühl, man hätte Watte in den Ohren.

Da NAGLFAR ja immer noch nur zu dritt sind, werden sie sich für die Aufnahmen wieder einen Sessiondrummer eingeladen haben. Wer es ist, wird bei den Promotioninfos leider nicht verraten. Und mir gefällt der Stil in den meisten Songs nicht. Ja, NAGLFAR hatten schon immer schnelles Drumming, aber das hier, das klingt mir einfach zu hektisch, zu wenig songdienlich. Nach den beiden ersten Songs ist man ja regelrecht froh, wenn endlich „Like Poison For The Soul“ einsetzt, der Schlagzeuger sich endlich beruhigt hat und das Drumming deutlich besser zum Song passt und vor allem mehr groovt. Der Groove wird hier nämlich bei den meisten Songs der Geschwindigkeit geopfert, was ich sehr schade finde. War es doch immer der typische NAGLFAR-Groove und Drive, der die Songs der Band so genial machte.

Und der findet sich auch auf „Cerecloth“ immer wieder. Sei es nun im schon bereits genannten „Like Poison For The Soul“ oder „Necronaut“ oder „Last Breath Of Yggdrasil“, was ohnehin der beste Song des Albums ist, den man sich für den Schluss aufgehoben hat. Ganz plötzlich bricht er aus, hat wieder diesen alten NAGLFAR-Groove und macht richtig Laune. Und man denkt sich: „Warum nicht gleich so?“ Leider ist „Last Breath Of Yggdrasil“ aber neben „Like Poison For The Soul“ der einzige Song, der wirklich aus dem Albumeinerlei positiv heraussticht – und kommt dennoch nicht an die großartigen Songs heran, die die Band in der Vergangenheit zu Zeiten von „Vittra“, „Ex Inferis“ und „Sheol“ abgeliefert hat.

Davon abgesehen kann mich „Cerecloth“ leider nicht überzeugen. Bei den meisten Songs geht jede Melodie im Drumgewitter unter, die Drums sind zwar gut gespielt, passen aber nicht so ganz zu den Songs, stehen einfach oft zu sehr im Vordergrund und erdrücken alles andere. Auch ist der Band der Groove und das Gefühl für gute Melodien verloren gegangen. Zwar sind Melodien durchaus vorhanden, aber keine davon bleibt hängen. Für die meisten Songs des Albums gilt: „Aus den Ohren, aus dem Sinn“. Songs, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Fehlanzeige.

„Cerecloth“ ist nun kein totaler Reinfall geworden, man kann sich das Album durchaus gut anhören. Allerdings gehen mir eben der Sound und die Drums schon ziemlich auf die Nerven und wie schon gesagt, es bleibt einfach nichts hängen. Im Direktvergleich mit dem Vorgänger „Téras“ stinkt das Album einfach ab. Mit den frühen Werken vergleiche ich erst gar nicht. Schade. Ich hatte mich auf ein neues Album von NAGLFAR nach all den Jahren gefreut. Aber manchmal soll es vielleicht einfach nicht sein. Aber immerhin gefiel mir „Harvest“ ja auch nicht so gut, also vielleicht kann meine Liebe zu den Schweden mit dem nächsten Album (hoffentlich nicht erst wieder in 8 Jahren) neu erweckt werden. (Anne)

 

Bewertung:

Anne5,5 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 43:41 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 08.05.2020

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