Die graue Eminenz ist abgetreten!

jonlordUnd wieder kam Unheil über unsere Szene, es wird langsam unheimlich. Heute verließ einer der ganz Großen der Rockzunft das Gebäude! JON LORD, vor allem bekannt als Keyboarder und Gründungsmitglied von DEEP PURPLE ist im Kreise seiner Familie seinem Bauchspeicheldrüsenkrebs erlegen. Seit August kämpfte er gegen seine Krankheit an und war zuletzt noch guter Dinge, wieder neue Musik schaffen zu können. Doch nun musste sein vom Kampf gezeichneter Körper im Alter von 71 Jahren aufgrund einer Lungenembolie aufgeben. Seine Seele und sein Vermächtnis indes werden ewig weiter leben. Er war eine der coolsten Typen im Rock-Zirkus und ein Grandseigneur der alten Schule. Sein charakteristischer Zopf und Schnauzer waren mittlerweile in Ehren ergraut, aber nur der Tod konnte seinen Tatendrang stoppen.

JON LORD wurde am 09. Juni 1941im englischen Leicester geboren. Schon früh machte er Bekanntschaft mit den Tasten, die später für ihn die Welt bedeuteten. Nach vielen Projekten in den Sechzigern kam mit der Gründung von DEEP PURPLE 1967 seine Karriere ins Rollen. Zehn Alben spielte man bis Mitte der Siebziger ein, von denen vor allem "In Rock", "Machine Head" und "Burn" Geschichte schrieben. Auch an der bekanntesten Komposition dem 72er Welthit "Smoke On The Water" war er beteiligt.
Doch JON LORD hatte nicht nur ein Faible für Rock, er streckte seine Fühler in alle Richtungen aus, vor allem liebte er die klassische Musik. Immer wieder baute er Zitate in die Musik seiner Band ein, und öffnete damit ein kreatives Pulverfass, das vor allem im Duell mit Ritchie Blackmore regelmäßig zum Explodieren kam. 1969 nahm er mit den übrigen Mitgliedern und dem Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung vom Malcolm Arnold in der Royal Albert Hall das von ihm verfasste dreiteilige "Concerto For Group And Orchestra" auf. Damit verschmolzen erstmals Rock und Klassik, was er bei seinen späteren Solowerken wie "Gemini Suite" wiederholen sollte. Auch das Konzert wiederholte sich 1999 zusammen mit dem London Symphony Orchestra, als er längst die gebührende Anerkennung dafür erhalten hatte.

Auch nach dem Split von DEEP PURPLE 1976 blieb er den Bandmitgliedern treu und folgte Sänger David Coverdale wie später auch Drummer Ian Paice zu WHITESNAKE, die eine ähnliche Erfolgsstory hinlegten. Doch 1984 raufte man sich in der als Original empfundenen Mark II-Besetzung wieder zusammen und begingen eine von einem riesigen Medieninteresse begleitete Reunion. Eine fruchtbare dazu, mit "Perfect Strangers" schuf man einen späten Klassiker.
Bis 2002 blieb JON LORD bei DEEP PURPLE, auch wenn sich das Personalkarussell öfter drehte. Dann rotierte er selbst heraus, weil er noch so viele Ideen hatte, die er im Bandkontext nicht verwirklichen konnte. Vielleicht wusste er, dass ihm nicht mehr so viel Zeit bleiben würde. Aber er nutzte sie, Klassiktourneen beispielsweise, bei denen die graue Eminenz des Rock als Dirigent fungieren durfte. Eine seiner letzten Einspielungen war das WHO CARES-Projekt, das derzeit auf meinem Schreibtisch liegt. Im letzten Jahr war er mit seiner hochkarätigen Blues Band unterwegs, mit der er auch in diesem Jahr touren wollte. Doch es kam anders, heute trat JON LORD von der großen Bühne ab.

Wer weiß wo er jetzt weilt, von wo er zuschaut, wie seine alten Gefährten letzte Hand an ihr neunzehntes Studioalbum legen. Ich hoffe, er ist nicht in dem verwunschenen Haus, von dem er einst Hugh Hefner mit seinem typisch britischen Humor erzählte. Laut seiner Homepage ist er jetzt im Licht. Das würde passen, sein helles Haar würde noch heller strahlen, seine Aura wird es ohnehin ewig tun. (Pfälzer)

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