Nine Inch Nails + MEW (09.07.2009, Esch/Alzette,Rockhal)

nin09.jpgIch war ja schon etwas irritiert, als mir mein Redaktionskollege Brix auf der Fahrt nach Luxemburg gen ROCKHAL indirekt sagte, dass es wohl für mich das erste und letzte Mal sein wird, dass ich NINE INCH NAILS zu Gesicht bekomme. Irgendwie ging gänzlich an mir vorbei, dass nach ganzen 20 Jahren Bandgeschichte die Abschiedstour gefahren wird, bzw. eine Weile pausiert werden soll. So war dieser Abend also sowohl eine Premiere, als auch ein Abschied. Ich für meinen Teil war nach dieser Info dann natürlich doppelt so gespannt was aus ganzen zwanzig Jahren dargeboten wird und ob sie sich mit einem Knall verabschieden.
Für die europäischen Termine sollte die Band MEW den Auftakt in den Abend geben.

In der Main Hall der ROCKHAL angekommen muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir tierisch die Kinnlade heruntergefallen ist. Was hier an Licht auf der Bühne aufgefahren wurde, ließ auf mehr als nur eine geile Show hoffen. Die komplette Rückwand der Bühne war mit Lichtern gepflastert, die beiden Seiten der Bühne waren mit Lichtern gepflastert. Das allein sah schon sehr beeindruckend aus, aber den Abschluss bildete wohl die Traverse, die über der kompletten Bühne hing und noch einiges an Licht bereithielt. Unsere Vorfreude stieg also schon gewaltig an und glücklicherweise hatte das Warten auch bald ein Ende, denn es war an der Zeit für den Einstieg in den Abend.

Den erbrachte, wie in der Einleitung schon kurz angerissen, die dänische Band MEW. Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich von den Herren bisher nicht das Geringste gehört hatte, aber damit sollte ich wohl nicht alleine stehen. Zum Glück konnte das nachgeholt werden, denn ich muss sagen, dass ich die Jungs echt gut fand. Sie konnten von Beginn an mit ihrer Musik überzeugen. Diese präsentierte sich in einem Gewand aus progressivem Indie-Rock, war meist sehr ruhig gehalten und wurde schließlich mit rockigen, mehr aus sich herausgehenden Passagen ergänzt. Irgendwie wirkte das ganze auf der Bühne enormst gechillt und machte auf mich den Eindruck eines Schul-, oder Studentenprojekts. Nach kurzer Recherche über die Band scheint das aber nicht ganz verwunderlich, da der Anfang der Band tatsächlich auf ein Kunstprojekt der siebten Klasse zurückgeht, in dem sie einen Film über das Ende der Welt machten und diesen mit ihrer eigenen Musik hinterlegen. Daraufhin gründete sich die Band unter dem Namen „Orange Dog“ was allerdings ein akuter Misserfolg darstelle und sogar soweit ging, dass die jungen Burschen von der Bühne gebuht wurden.
An diesem Abend sah es in keinster Weise so aus als würden sie heruntergebuht. Bei so einigen stieß die Musik glaube ich nicht wirklich auf  Freude, aber im Publikum machte sich nach einiger Zeit auch eine sehr gechillte Stimmung breit. Teilweise würde ich die Songs wohl am ehesten mit einer Mischung aus THE GATHERING und PLACEBO vergleichen. Auch Einflüsse wie PRINCE und PET SHOP BOYS gelten als Inspiration für die Musik von MEW. Bei einigen Leuten konnten die Dänen durchaus punkten, allerdings war es manchmal vielleicht schwierig dem unbekannten Material zu folgen, da hier nicht nur einfach plump etwas heruntergespielt wird, sondern es innerhalb der Musik wirklich einiges zu entdecken gibt. Ich kann von meiner Seite keine Beschwerde aufbringen und die Dänen verließen nach ihrem Set erfolgreich die Bühne…

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Nach etwas längerer Umbaupause war es dann endlich soweit: Mastermind Trent Reznor und seine Mannen nahmen Abschied und sollten in rund zwei Stunden einen feinen Querschnitt durch die Geschichte von NINE INCH NAILS zur Schau stellen. 
Und mit einem Paukenschlag ging´s auch gleich los: Nach dem Intro "Pinion" wurden "Wish" und "Last" hinterher geschoben - das Anfangstrio der "Broken"-Scheibe von 1992. Mit solchen Klassikern startete man gleich mehr als amtlich ins Set! Der Sound war so ziemlich das Perfekteste, was ich bisher live miterleben durfte - jede Feinheit war vernehmbar, klar und äusserst druckvoll schallte es ins gut gefüllte Rund.
Kein Wunder, daß auch das Publikum gleich auf Betriebstemperatur und die Lichteffekte auf Maximum waren - und was in Sachen Beleuchtung aufgefahren wurde, war im Übrigen ziemlich imposant, auch wenn das ein oder andere Mal die Blend-Effekte zu stark waren. 
Aber im Set ging es nach kurzem Ausflug in die Gegenwart ("Discipline") weiter mit dem nächsten abgefeierten "Downward Spiral"-Evergreen-Trio "March Of The Pigs", "Piggy" und "Reptile" - die ROCKHAL stand Kopf!
Zwischendurch sorgten auch Non-Album-Tracks wie "Gone, Still", "Burn" (OST Natural Born Killers) und das JOY DIVISION-Cover "Dead Souls" (OST "The Crow") für anerkenndes Kopfnicken bei den wahren Kennern der Band. Natürlich gab´s auch einige Stücke aus der jüngeren Bandvergangenheit zu geniessen; "1,000,000" und "Echoplex" vom letzten, nur über die Bandhomepage zu beziehenden Album "Slip" und "Survivalism" und "The Good Soldiers" vom "Year Zero"-Silberling rockten ziemlich geil und ließen keinen Abbruch der Stimmung zu.
Es wunderte mich zwar ein wenig, dass "Closer" nicht im Set war, aber da die Songs auf dieser Tour von Abend zu Abend durchwechseln, haben wir in Luxemburg halt Pech gehabt.
So richtig Gänsehaut verbreiteten aber vor allem die ruhigeren Songs wie "Something I Can Never Have" und "The Day The World Went Away", bei denen die Texte von vielen tausend Kehlen mitgesungen wurden.
Das große Finale bestritten dann "Head Like A Hole" und ganz am Ende eine weitere Nummer zum Haare-Aufstellen: "Hurt" in einer unglaublich intensiven Version, die auf dem Weg zum Auto immer noch in meinem Kopf nachhallen sollte.

Es war wirklich ein klasse Gig, der die angebahnte Pause dieser Ausnahmeband noch schwerwiegender macht - Band, Sound, Licht und das Publikum rangierten alle am oberen Limit. Ich denke, an diesem Abend ging niemand unzufrieden aus der ROCKHAL nach Hause!! 

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